Wasserspringen

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Geschichte des neuzeitlichen Wasserspringens

»Schon 1728 ließ sich der preußische König Friedrich Wilhelm I. von den ›Halloren‹ Wassersprünge zeigen; und nicht zu Unrecht sagt man, dass in Halle an der Saale die Wiege des Wasserspringens stand. Waren es doch die Halloren Tichy und Lutz, die 1840 in Berlin (Bad an der Unterbaumbrücke) einen Verein zur Förderung des Wasserspringens, die sogenannten ›Tichyschen Frösche‹ gründeten.

Die Turner H. O. Kluge und K. Euler traten den ›Tichyschen Fröschen‹ bei und erweiterten die schon 1833 von Kluge herausgegebene Liste von 50 Sprüngen auf 89 Sprünge, davon 53 aus dem Stand, 22 mit Anlauf und 14 Paarsprünge, die wiederum in Abfaller, Kopfsprünge, Salti und Schrauben unterteilt waren. Als sich die ›Tichyschen Frösche‹ 1845 auflösten, trieben die Turner Kluge und Euler die Entwicklung des Wasserspringens voran. Das Wasserspringen wurde zum Turnen in der Luft und in dieser Form in Europa anerkannt. Nachdem 1889 der Österreicher Wernau die ersten Europameisterschaften gewann, dominierten von 1893–1901 die deutschen Springer Hax, Schwarz, Wundram, Hof und Walz.

1904 gewann der Amerikaner G. E. Sheldon die ersten olympischen Wettkämpfe im Wasserspringen und mit E. Dichey ein zweiter Amerikaner den einzigen Olympischen Wettkampf im ›Kopfweitsprung‹. Damals gab es weder allgemeingültige Wettkampfbestimmungen noch eine einheitliche Auffassung über den Sprungstil.

Erst als in den USA die deutsche Schule des Kunstspringens (exakte Ausführung vom Sprungbrett) und die schwedische Schule des Turmspringens (gutes, fast spritzerloses Eintauchen) zusammengefasst und durch das ›Brandstenbrett‹ (aus Pitchpine) bessere Voraussetzungen geschaffen wurden, begann sich eine einheitliche Auffassung über den Sprungstil herauszubilden.

Der so genannte amerikanische Sprungstil hat sich international durchgesetzt, und die USA sind bis heute (1971; der Verfasser) die führende Nation im Wasserspringen geblieben. Die Ursache dieser Überlegenheit sind beste Trainingsmöglichkeiten, große Konkurrenz im eigenen Land und ständiges Bemühen, sich durch Verbesserung der Sprungbretter (Duraflex-Sprungbrett) und Verwendung von Hilfsgeräten (Trampolin) die Voraussetzungen für immer schwierigere Sprünge zu schaffen. Trotzdem haben andere Nationen, besonders in Europa, aufgeholt.« (Horst Görlitz in Beyer, 1972).

Karl »Carlo« Dibiasi 1937 am Montiggler See in der Nähe von Bozen

Die historische Entwicklung des Wasserspringen in Karlsruhe

Geschichte der Karlsruher Springerschule von Peter Strähle, ehem. Springwart des Deutschen Schwimmverbandes1:

»Das Wasserspringen kann in Karlsruhe auf eine bald 100-jährige Tradition zurückblicken, denn zu Beginn des Verbands- und Vereinssports bildeten Wasserspringen und Schwimmen zusammen mit Tauchen eine schwimmsportliche Einheit im Wettkampf.

In der Nachkriegszeit fand in Karlsruhe das Training der Wasserspringer zunächst im Vierordtsbad statt. Als Trainer waren für den Karlsruher Schwimmverein Neptun 1899 Claus Bastian und Dr. Rolf Stellrecht und für den Freie Spiel- und Sportverein 1898 Karlsruhe Hans Anderer tätig.

Aus deren Arbeit gingen dann die Springer Helmut Hünerfauth und Peter Strähle (siehe Kapitel 7) hervor, die erfolgreich an Badischen, Süddeutschen und Deutschen Meisterschaften teilnahmen und nach ihrer aktiven Zeit weiter als Trainer und Funktionäre arbeiteten.«

Heute, 2019, sind Peter und Helmut immer noch aktiv, Peter als gefragter Mentor und Berater, Helmut am Beckenrand; er wurde am 23. 1. 2018 mit dem Trainerpreis 2017 des Landessportverbandes Baden Württemberg für sein Lebenswerk geehrt – beide geben im Abschlusskapitel wegweisende Interviews.

Horst Görlitz, Nationaltrainer der DDR, von Italien und der BRD, war seinerzeit der erfolgreichste Trainer der Welt – hier am Beckenrand des Karlsruher Tullabades.

Ende der 1950er Jahre wurde die Idee des damaligen Badedirektors Döring einer vereinsübergreifenden Trainingszeit der Springsportler in Karlsruhe von Peter Strähle verwirklicht und die Springerinnen und Springer der Karlsruher Vereine, unter Beibehaltung ihrer jeweiligen Vereinszugehörigkeit, zur Karlsruher Springerschule zusammengeführt. Die ab 1955 im Karlsruher Tullabad organisiert war (erster Hallenneubau der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik und der damals einzigen wettkampfgerechten Turmanlage).

Die Entwicklung unter Horst Görlitz

1956 begann der Aufschwung des Springsports in Karlsruhe durch den aus der DDR gekommenen Trainer Horst Görlitz, der dann aber bereits 1958 als Staatstrainer für Wasserspringen nach Italien wechselte. Seine Arbeit übernahmen Helmut Hünerfauth, der spätere Landestrainer Baden-Württemberg und der spätere Springwart des Deutschen Schwimm-Verbandes, Peter Strähle.

Nach der Rückkehr von Horst Görlitz 1970 nach Karlsruhe als neuer Bundestrainer des Deutschen Schwimm-Verbandes, verwirklichte Peter Strähle als Organisator zusammen mit Helmut Hünerfauth die Idee von Horst Görlitz, einer erste systematische Talentsuche und Talentförderung im Wasserspringen in der Bundesrepublik. Dadurch entwickelten sich eine Reihe national und international erfolgreicher Athleten.

In Italien trainierte Horst die beiden damals erfolgreichsten Springer Klaus Dibiasi (Vgl. Vorwort) und Giorgio Cagnotto2.

Die Welt- und Europameisterin Tania Cagnotto3 ist Giorgios Tochter. Oft wurde Horst noch bezüglich ihres Trainings um Rat gebeten.

Horst Görlitz legte zeitlebens darauf Wert, dass er ein Autodidakt sei. Sein in der Ausbildung zum Flugzeugbauer erworbenes Wissen der Biomechanik wendete er für das Wasserspringen an. Die Beschreibung des Anlauf Aufsatzschrittes auf Seite 85 ff. belegt die Genauigkeit und Akribie seiner Arbeit.

Seine Lebensgeschichte kann man in einem Brief an seinen Freund, den amerikanischen Trainer Sammy Lee (Trainer und Entdecker von Greg Louganis) nachlesen4.

Die zuvor erwähnte Geschichte des neuzeitlichen Wasserspringens hat er 1971 selbst für Reclams Sport Führer (Vgl. Beyer, 1971) geschrieben.

Synchronspringen

Am 8. und 9. 12. 1984 fand im Karlsruher Fächerbad der weltweit erste offizielle Wettkampf im Synchronspringen vom 3-m-Brett statt.

2012 wurde die Karlsruher Springerschule mittlerweile ganz im SSC/KSN 1899 Karlsruhe integriert zum DSV-Nachwuchsstützpunktes ernannt. Horst Görlitz erlebte noch die feierliche Präsentation, verstarb im November dann mit 91 Jahren.

2016 wurde Horst Görlitz als einziger deutscher Wasserprungtrainer posthum in die International Swimming Hall of Fame in Fort Lauderdale aufgenommen5, wo auch schon Carlo Dibiasi6, der Vater von Klaus7 verewigt wurde.


Protokoll des ersten offiziellen Wettbewerbs im Synchronspringen im Karlsruher Fächerbad

Die Sprunganlage

Die Sprunganlage zur Austragung internationaler Wettkämpfe befindet sich in einem eigenen Becken. Sie besteht aus einer Turmanlage mit 0,6- bis 1-m- sowie 2,6- bis 3-m-Trainingsplattformen und 5-m-, 7,5-msowie 10-m-Wettkampfplattformen.

Die Plattformen sind jeweils seitlich versetzt. Meist sind 3-m-Sprungbretter noch auf dieser Seite untergebracht. Auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich 1-m-Bretter und unter Umständen auch nochmals eine 0,6- bis 1-m-Plattform.

Für die Plattformen und deren Konstruktion gelten strenge Normen, die im Regelwerk des DSV genannt werden8.


Auszug aus den Richtlinien für Sprunganlagen Turmspringen

1.Jede Plattform muss stabil und horizontal sein.

2.Die Plattformen müssen folgende Mindestmaße betragen:

0,6- bis 1,0-m-Plattform: Breite 0,60 m, Länge 5,0 m

2,6- bis 3,0-m-Plattform: Breite 0,60 m (vorzugsweise 1,50 m), Länge 5,0 m

5,0-m-Plattform: Breite 1,5 m, Länge 6,0 m

7,5-m-Plattform: Breite 1,5 m, Länge 6,0 m

10,0-m-Plattform: Breite 2,0 m, Länge 6,0 m (…)

Auf 10-m-Plattformen, die weniger als 3 m breit sind, können die Geländer auf beiden Seiten, mindestens auf einer Länge von 3 m von der vorderen Kante an gerechnet, seitlich ausragend montiert werden. Vorzugsweise wird für den normalen Gebrauch der Anlage ein leicht entfernbares Zusatzgeländer angebracht. Für das Synchronspringen sind zwei nebeneinanderliegende 10-m-Plattformen zulässig.

3.Die Stärke der Turmvorderkante muss maximal 0,2 m betragen und kann senkrecht verlaufen oder einen nach innen geneigten Winkel – nicht größer als 10° – aufweisen.

4.Die Oberfläche und die Turmvorderkante müssen gänzlich mit einer elastischen und rutschsicheren Auflage versehen sein.

 

5.Die 10-m- und die 7,5-m-Turmkanten müssen mindestens 1,50 m über die Beckenkante hinausragen. Für 2,6-m bis 3,0-m- und 5,0-m-Plattformen wird ein Vorragen von 1,25 m akzeptiert. Bei 0,6-m bis 1,0-m-Plattformen ist ein Vorsprung von 0,75 m zulässig.

6.Wenn sich eine Plattform direkt unter einer anderen Plattform befindet, muss die obere Plattform mindestens 0,75 m (vorzugsweise 1,25 m) über die untere Plattform hinausragen.

7.Die Rück- und Längsseiten der Plattformen (mit Ausnahme der 1-m-Plattform) müssen mit Geländern mit mindestens zwei Horizontalstreben umgeben sein. Diese müssen außerhalb der eigentlichen Plattformen befestigt werden, 0,8 m hinter der Vorderkante der Plattform entfernt beginnen, mindestens 1,8 m Abstand zwischen den senkrechten Geländerpfosten aufweisen und mindestens 1,0 m hoch sein.

8.Jede Plattform muss durch Treppen (nicht durch Leitern) zugänglich sein.

9.Eine Plattform darf nicht direkt unter einer anderen Plattform errichtet werden.

Als Sprungbretter kommen weltweit Bretter aus Duraluminium der Firma Flister zum Einsatz. Diese müssen ebenfalls genaueste Anforderungen erfüllen:


Die 1- und 3-m-Anlage in der Sprunghalle Leipzig


Sprudelanlage im Fächerbad Karlsruhe: Das durch Luftblasen bewegte Wasser ermöglicht ein deutliches Erkennen der Wasseroberfläche beim Eintauchen.

Auszug aus den Richtlinien für Sprunganlagen Kunstspringen9

1.Die Sprungbretter müssen mindestens 4,80 m lang und 0,50 m breit sein.

2.Sie müssen in ihrer ganzen Länge mit einer ausreichend rutschsicheren Auflage versehen sein.

3.Sie müssen mit verstellbaren Walzen, die vom Springer leicht einstellbar sind, ausgestattet sein.

6.Die Sprungbretter müssen in Nulllage montiert sein, wenn sich die Walze in mittlerer Einstellung befindet.

7.Die Sprungbretter sollten entweder auf einer oder auf beiden Seiten der Turmplattform angebracht sein.

8.Für das Synchronspringen sollen mindestens zwei Bretter gleicher Höhe nebeneinander installiert werden, sodass während des ganzen Sprunges die Sicht der Springer durch kein Hindernis zwischen den Brettern behindert wird.

9.Die Wassertemperatur sollte nicht weniger als 26 +/-1° C betragen.

10.Eine mechanische Vorrichtung zur Erzeugung einer bewegten Wasseroberfläche ist unterhalb der Sprunganlage anzubringen. Diese soll den Springern das leichte Erkennen der Wasseroberfläche ermöglichen (Kräuselanlage). In Bädern mit »Bubble«-Anlagen (Vorrichtung zur Erzeugung eines »Luftkissens« unter der Absprungstelle) darf diese Anlage nur zur Erzeugung einer bewegten Wasseroberfläche verwendet werden, falls sie mit sehr geringem Druck betrieben werden kann. Falls dies nicht möglich ist, soll ein horizontales Berieselungssystem (Schlauch) verwendet werden.

Sicherheit an der Sprunganlage

Für die Nutzung der Sprunganlagen sollten aus Sicherheitsgründen bestimmte Regeln eingehalten werden. Ich unterscheide hier Regeln des allgemeinen Badebetriebes unter Aufsicht eines oder mehrerer Schwimmmeister und von Regeln, die im Trainingsbetrieb gelten.

Grundsätzlich gilt für alle:

•Nie zur Seite springen, immer geradeaus springen!

•Rückwärts nicht mehrfach an der Brettspitze hüpfen, du könntest abrutschen oder unkontrolliert zur Seite katapultiert werden.

•Nicht springen oder wippen, wenn sich noch jemand unter dem Brett oder Plattform befindet.

•Springst du von einem Brett oder einer Plattform, die sich unmittelbar am Beckenrand befindet, schwimmst du sofort nach dem Auftauchen an diesen Beckenrand und steigst aus dem Becken.

•Springst du von einem Brett oder einer Plattform, die sich nicht direkt am Beckenrand befindet, sondern sich zwischen deinem Brett/Plattform und Beckenrand noch irgendeine andere Sprungmöglichkeit befindet, schwimmst du nach dem Auftauchen sehr zügig genau unter deiner Absprungplattform/Brett zurück an den Beckenrand in Richtung Brett/Turmaufstieg.

•Wird während des Trainings beispielsweise von mehreren Brettern und Plattformen gesprungen, geben die Trainer die Plattform oder das Brett durch lautes Rufen der Höhe und deuten der Zahl mit den Händen frei.

•Niemals vom Beckenrand wieder ins Wasser neben der Sprunganlage springen.

Das Springerbecken sollte immer komplett geräumt sein, d. h.: keine weiteren Badegäste oder Sportler, die im Becken schwimmen.

Je höher die Türme, um so mehr Aufsichtspersonal sollte am Beckenrand stehen. Im Badebetrieb sollte immer nur eine Plattform oder Absprungmöglichkeit geöffnet sein. Zum Beispiel empfiehlt es sich bei Sprüngen von der 10-m-Plattform eine Aufsichtsperson auf dem Turm stehen zu haben, die in Blickkontakt mit einer weiteren unten am Beckenrand befindlichen Person die Absprünge regelt. Die untere Person kontrolliert das Eintauchen und herausschwimmen, die obere den Absprung.


Benutzungsordnung der Sprunganlage im Fächerbad für Badegäste

Interview mit Bettina Dürrbeck, seit 40 Jahren Schwimmmeisterin in Karlsruhe in Bädern mit Sprunganlagen

Bettina, wie ist die Aufsichtspflicht an Sprunganlagen in öffentlichen Bädern genau festgelegt?

Es gibt keine allgemeinen verbindlichen Regeln, die Aufsicht wird individuell in den Bädern unterschiedlich geregelt. Wir haben hier im Fächerbad für die Badegäste ein 1-m- und ein 3-m-Brett zur Verfügung, von denen immer nur eines geöffnet ist.

Unsere allgemeinen Sprungregeln hängen am Sprungturm. Ist das 1-m-Brett geöffnet, genügt es, wenn der Schwimmmeister das Geschehen auch mit etwas räumlichem Abstand beaufsichtigt.

Wenn wir das 3-m-Brett öffnen, steht eine Aufsichtsperson direkt neben dem Beckenrand und beobachtet bzw. organisiert das Springen der Badegäste.

Aber nicht nur beim Springen müssen die Badegäste aufpassen, auch beim Besteigen des Sprungturmes. Ich habe schon erlebt, wie jemand – es war sogar ein Wasserspringer – beim schnellen Hochklettern abgerutscht ist und rücklings mit dem Kopf auf den Boden geknallt ist.



Welche weiteren typischen Gefahrensituationen gibt es noch?

Es kommt immer wieder vor, dass sich Kinder nicht trauen zu springen und die Leiter wieder hinabsteigen wollen – und zwar vorwärts, was viel gefährlicher ist. Da gehen wir dann hin, bitten, dass sich die Kinder umdrehen bzw. begleiten den Abstieg.

Das seitliche Springen ist ebenfalls besonders gefährlich. Es ist leider schon vorgekommen, dass ein Kind soweit zur Seite sprang, dass es auf den Beckenrand prallte und sich schwer verletzte.

Dieser Springer sollte die Wassertiefe bei diesem Eintauchwinkel genau überprüft haben!

Weitere Varianten des Sprungs ins Wasser

Die Ursprünge des Ins-Wasser-Springens liegen in der Natur. Ganz banal ausgedrückt bedarf es des Elementes Wasser, einer gewissen Wassertiefe und Lebewesen, die hineinspringen und sich dann über Wasser halten können, sprich schwimmen.

Ich beobachte zum Beispiel sehr gerne die Seehunde in unserem städtischen Zoo. Offensichtlich mögen sie es von den dortigen Felsen ins Wasser zu springen und es ist erstaunlich, wie leicht dies aussieht und wie spritzerlos sie eintauchen können. Auch viele andere Tiere, die am Wasser leben springen hinein. Manchmal aus Spaß und Spiel, manchmal aus Jagdmotiven. Ob der Mensch es ihnen nachgemacht hat oder selbst entwickelt hat ist schwerlich zu erforschen. Fakt scheint zu sein, dass ein weiterer Aspekt beim menschlichen Springen zur Geltung kommt: ein bewusstes »Gefallen« oder »Darstellen« wollen.

Die Kunst des Springens werden wir weiter unten wieder aufgreifen. Hier möchte ich kurz die weiteren Möglichkeiten oder Motive eingehen.

Das Springen in der Natur

Menschen springen aus Spaß oder zur Mutprobe von Brücken in Flüsse, von Kränen in Baggerseen aber auch zu Zwecken der Wasserrettung.

Zu beachten ist immer die Wassertiefe und vor allem bei geringer Wassertiefe die Eintauchtechnik. Die DLRG empfiehlt, in niedriges Wasser in Form eines Päckchens mit dem Po voraus (»Arschbombe«) zu springen, zumal bei einem Erstkontakt mit dem Grund der Po weniger verletzungsanfällig ist als der Kopf. Ist das Wasser zu flach, springt man nicht, sondern läuft hinein.

Ich selbst bevorzuge in solchen Situationen ganz flache Kopfsprünge mit abgeknickten Beinen, tendenziell einen Bauchplatscher. Der Kopf, die Arme und der Oberkörper zielen ganz weit und flach nach vorne über das Wasser, die hängenden, leicht abgeknickten Beine bewirken durch ein Aufschlagen derselben, dass der Oberkörper wenig absinkt. Aus großen Höhen ist diese Technik allerdings schmerzhaft.

Muscheltaucher in Neapel zeigen einen an flache Gewässer angepassten und daher »sicheren« Eintauchwinkel.

In einem Sommerurlaub konnte ich in Neapel ältere Herren beim Muscheltauchen beobachten. Sie trafen sich jeden Morgen und sprangen von niedrigen Felsen (ca. 50 cm) ins Wasser, mussten allerdings weit und flach nach vorne eintauchen, weil sie ansonsten gegen das Riff unter Wasser gestoßen wären. Diese Herren wendeten alle die oben beschriebene Technik an.

Für Springen in der Natur gilt: niemals ganz gerade, gestreckt und senkrecht eintauchen!

Splashdiving

Aus den »Arschbomben« wird eine Trendsportart. Das sogenannte Splashdiving10 ist auf dem Vormarsch. Teilweise werden äußerst atemberaubende Freestyle-Sprünge gezeigt und aus den Wettkämpfen ein regelrechter Showevent gemacht. Für die Splashdiving-WM 2018 wurde der ehemalige Olympiasieger im Wasserspringen Jan Hempel als Sportdirektor gewonnen.

Humorspringen

Das humoristische Springen als Show greift ebenfalls auf große Spritzer, lustige Bewegungen, Bauchplatscher, Verkleidung und Clownerie zurück. Wer einmal die Gelegenheit hat, solch eine Show zu sehen, es sei sehr empfohlen. Bekannt sind »Die Wilden Springer Sachsen«11.


»Die Wilden Springer Sachsen« bei einer spektakulären Show.

Der Startsprung im Schwimmen

Die Technik des Startsprunges (auf den Rückenstart wird an dieser Stelle nicht eingegangen) im Schwimmen hat sich in den letzten Jahrzehnten immer wieder verändert. War es in den 1940er Jahren noch geboten, einen »Pfeil« zu machen (gespannt, gestreckt und schnell nach vorne eintauchen, »einschießen«), gelangte man in den 1980ern zu der Überzeugung, dass Tauchen gar nicht so wichtig sei und sprang mit solch einem Platsch »auf« das Wasser, mit der Absicht, möglichst schnell in die Schwimmlage zu kommen. Heute weiß man, dass ein richtiger Startsprung und eine gelungene Tauchphase entscheidende Geschwindigkeitsvorteile bringen können.

Ich möchte eine Expertenmeinung hinzuziehen: Tanja Helget ist langjährige Schwimmtrainerin in unserem Verein und war selbst Spitzenschwimmerin.

 

Was ist das wichtigste Ziel eines Startsprunges?

Ein starker Absprung, ein möglichst widerstandsarmes Eintauchen, um möglichst weit nach vorne zu kommen und ein guter Eintauchwinkel.


Was bedeutet ein guter Eintauchwinkel?

Es ist wichtig, dass man möglichst wenig Vorwärtsgeschwindigkeit verliert. Ein hilfreiches Bild ist die Vorstellung, in ein Eisloch zu springen: Der Winkel soll so sein, dass einerseits beim Eintauchen die Beine nicht auf das Wasser aufschlagen, der Körper sich aber direkt nach dem Eintauchen trotzdem wieder weit nach vorne ausrichtet, um die Vorwärtsgeschwindigkeit zu erhalten.

Worauf achtet man beim Absprung?

Man steht heute ja in Schrittstellung auf dem Startblock, ein vorderes Bein und ein hinteres Bein, der Oberkörper ist abgeknickt, die Beine sind gebeugt, vergleichbar mit dem Sprintstart in der Leichtathletik. Die Hände fassen einzeln am Startblock über die Kante und drücken den Körper zusammen mit dem Absprung der Beine nach vorne. Nach dem Absprung soll das vordere Bein, welches in der Luft dann zum unteren wird, in Richtung oberes Bein hochgezogen werden, um den korrekten Eintauchwinkel vorzubereiten.

Und was machen dann die Finger, Hände, Arme und der Kopf?

Direkt nach dem Absprung fasst die obere gestreckte Hand auf die untere gestreckte Hand, die Oberarme sind neben den Ohren, der Blick richtet sich nicht zum »Loch«, sondern nach unten auf das Wasser – man muss einüben, das »Loch« zu treffen ohne zu schauen, ansonsten würde die Stirn wieder zu viel Widerstand bieten.


Bei der Staffel kann ein anderer Absprung gezeigt werden: Weil sich die Schwimmer auf dem Startblock bewegen dürfen, können sie mit Hilfe eines Armkreisen einen größeren Abdruckimpuls umsetzen.

Es gäbe noch andere interessante Momente für Wassersprünge zu benennen: der elegante Sprung der Synchronschwimmerinnen zum Auftakt der Kür, der Sprung des eingewechselten Wasserballers, der Coolness, Kraft und Stärke zeigen soll oder der »Rettungssprung« vom Surfbrett.

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