Live for Love

Tekst
Autor:
Loe katkendit
Märgi loetuks
Kuidas lugeda raamatut pärast ostmist
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

„Was treibt dich heute Nacht und bei dem Wetter hierher?“ Er versuchte, lässig zu klingen. Gott, er wünschte, er hätte sich nicht umgedreht. Williams Blick überflog seinen Körper, von seinem Hintern bis zu den Füßen und wieder zurück.

„Ich dachte, dass wegen des Regens nicht viel los ist und wir vielleicht reden können, um uns ein bisschen besser kennenzulernen.“ William schürzte die Lippen, sodass die Untere hervorstand und danach bettelte, gebissen, angeknabbert und eingesogen zu werden … Reiß dich zusammen! Beau schlug sich im Geiste selbst.

Langsam stieg Beau mit wackligen Beinen die Leiter hinunter, trat näher an die Bar heran und lehnte sich zu William.

„Und warum willst du mich besser kennenlernen?“ William zuckte mit den Schultern. Seine Augen glänzten und seine Haltung strahlte Selbstbewusstsein aus. Aber die Schweißtropfen auf seiner Stirn verrieten, dass er nervös war, unsicher. Beau runzelte die Stirn und starrte William an, bis er nachgab und sein Blick von links nach rechts huschte, bevor er wieder auf Beau landete. Bereit den Kerl ein weiteres Mal abzuweisen, öffnete Beau den Mund, hielt jedoch inne, als William leicht den Kopf senkte und ihn durch seine langen dunklen Wimpern hindurch ansah.

„Wer kann keinen weiteren Freund gebrauchen?“ Der Gipfel von Williams Flirtstrategie von wickle den großen, sexy Barkeeper um den kleinen Finger, war, die Zunge hervorspitzen zu lassen und sie von einer zur anderen Seite des zum Küssen einladenden Mundes zu bewegen.

Heilige Scheiße! Beau schluckte ein Stöhnen hinunter. Freunde, klar, das konnten sie sein. Als ob!

Er schlug auf die Bar und erschreckte William damit. Und verdammt noch mal, wie sexy es war, als er daraufhin errötete.

„Ich mach meine Bekanntschaften normal mit nem Drink“, erklärte ihm Beau und holte zwei Gläser und alles, was er für einen Sazeracs brauchte hervor. Absinth, Zuckerwürfel, Rye Whiskey und Peychaud’s Bitter. Er füllte die Zutaten in einen Cocktail-Shaker und schüttelte sie länger als gewöhnlich, während er William die ganze Zeit nicht aus den Augen ließ. Das breite Grinsen war verschwunden, stattdessen wirkte er … neugierig?

Ein Pfiff von der anderen Seite der Bar lenkte seine Aufmerksamkeit von dem dunkelhaarigen Mann, der ihn aufmerksam beobachtet, zu einem Gast, der eine leere Bierflasche hochhielt. Er stellte den Shaker auf der Barmatte ab, wandte sich um und schnappte sich ein paar Bierflaschen.

„Bin gleich wieder da.“ Sein Blick streifte William, der kurz nickte.

Aus den Augenwinkeln sah Beau, wie William den Kopf zur Seite drehte, um über seine Schulter zu blicken, die Augen auf der Höhe seines Hinterns. Nur, um die Reaktion herauszufinden, verlagerte Beau sein Gewicht auf ein Bein und wackelte mit seinem Hintern. Er lachte leise, als er sah, wie Williams Blick der Bewegung folgte. Beau erreichte den Tisch und stellte die frischen Bierflaschen vor den zwei Männern ab, die nur Augen für sich hatten. Während er pfeifend zurück hinter die Bar ging, beobachtete er unauffällig die Reaktionen und die Körpersprache von William.

„Also dann, bereit für nen Drink?“ Beau nahm den Shaker in die eine Hand, zwei Gläser in die andere und stellte sie vor William auf der Bar ab. Während Beau einschenkte, sog William den Duft ein und pfiff leise.

„Verdammt, der ist stark. Was ist das?“

„Erst trinken, dann fragen.“ Er gab eine Zitronenscheibe in eins der Gläser, bevor er es William zuschob. William runzelte die Stirn und deutet von seinem Glas zu Beaus. „Warum hast du keine Zitrone?“

„Zitronen sind für Pussys“, antwortete er, wobei er das Wort Zitrone dank seines Cajun Slangs mit einem extra Vokal aussprach. William grinste und führte das Glas zu seinen Lippen.

„Na, wird schon schiefgehen.“

„Was redest du da, Junge? Stell das Glas wieder hin. Wir müssen erst anstoßen.“ Beau war sich sicher, dass William ihn für verrückt hielt, seiner hochgezogenen Augenbraue und dem süffisanten Blick nach zu urteilen. Beau hob sein Glas an und wartete, bis William das Gleiche tat, bevor er mit ihm anstieß.

„Laissez les bon temps roulette!“ Beau kippte seinen Drink hinunter, knallte das Glas verkehrt herum auf die Bar, lehnte sich zurück und brüllte:

„Woo! Verdammt, das tat gut!“

William tat das Gleiche. Er stürzte seinen Drink hinunter und seine Augen weiteten sich, während er zu röcheln begann. Er griff nach der Zitrone und schob sie in seinen Mund, um das Brennen, das seine Luftröhre hinab rann, zu unterbinden. Beau lachte lauthals, griff um ihn herum und klopfte ihm hart ein paar Mal auf den Rücken.

„Heilige Scheiße …“ Williams Augen tränten. „Was zum Teufel war das? Diesel?“ Er hustet noch ein paar Mal. „Kann ich ein Glas Wasser haben?“, fragte er.

„Nein.“ Beau schnappte sich ein Bier, öffnete es und warf den Deckel hinter sich, bevor er es über die Bar zu William schob. „Wasser hilft da nich’, Bier stillt den Brand.“

„Danke.“ Er trank ein paar Schlucke und es funktionierte wirklich. Es löschte das Feuer in seinem Rachen. „Was hast du da vorhin gesagt? Lazy Roses?“

Beau lachte erneut. Sein langes Haar fiel ihm ins Gesicht, als er Williams Blick erwiderte.

„Laissez les bon temps roulette – lass die guten Zeiten ruhn!“

„Ich verstehe nicht Mal die Hälfte von dem, was du sagst, und trotzdem finde ich es verdammt sexy, wenn du so was sagst.“ Williams Augen leuchteten erneut und er grinste zu ihm hoch.

„Yon sèl lang se janm ase.“

„Okay, das war anders. Was war das für eine Sprache und was hast du gesagt?“ William beugte sich weiter zu ihm und stützte dabei seine Ellbogen auf der Bar ab. Er schien ehrlich neugierig zu sein, wollte wirklich mehr über Beau erfahren. Gib der Sache eine Chance, Beau. Du hast es verdient, glücklich zu sein. Tristans Worte klangen in seinem Kopf nach.

„Das wa’ Haitian Creole und heißt grob übersetzt: Eine Sprache ist nich genug. Ich bin geboren und aufgewachsen in N’walins Lousiana. War dort überall mal, rund um Baton Rouge. Ich spreche Cajun und drei Varianten Creole: Französisch, Cajun und Haitian.“

„Ich kann manchmal kaum Englisch sprechen“, scherzte William. Der Ausdruck in seinen Augen wechselte jedoch innerhalb einer Sekunde von wehmütig und lustig zu ernst und herausfordernd. „Ich höre dir wirklich gerne beim Reden zu, Beau. Und ich meinte es ernst, als ich sagte, ich würde dich gern besser kennenzulernen.“

Beau war dankbar für seine langen Haare, seinen buschigen Bart und das gedämpfte Licht der Bar. Seine Wangen fühlten sich so heiß an und er wusste, dass William die Auswirkungen seiner Worte bemerken würde, wenn er ihn deutlich sehen könnte.

Sie sahen sich eine Zeit lang in die Augen. Schließlich nickte Beau und klopfte zweimal mit seinen Fingerknöcheln auf die Bar, bevor er William seine rechte Hand hinstreckte.

„Freunde?“ Ein Lächeln machte sich auf Williams Gesicht breit, als er nach seiner Hand griff. Die Wärme und der Druck überraschten ihn.

„Freunde … erst mal.“

Kapitel 3

Missverständnis

„Nein, das hast du nicht … du machst Witze, oder?“ William starrte Chris mit offenem Mund an. Chris kreuzte seine Finger über seinem Herzen.

„Pfadfinderehrenwort.“ William, Chris, Linc und Dusty sahen sich den Drehplan für die nächsten Monate an. Als William sah, dass er nächste Woche mit Jae drehen würde, erschauderte er. Micah hatte ihm, unglücklicherweise bis ins kleinste Detail, von seinem ersten Dreh mit Jae erzählt, als er zu All Cocks gekommen war. Daher freute sich William wohl zum allerersten Mal nicht auf eine Szene. Und dann erzählte Chris Dusty und ihm, dass es wohl keine weiteren Probleme mit Jae geben würde.

„Du hast es ihm heimgezahlt?“, fragte Dusty.

„Na ja, heimgezahlt klingt so brutal, aber ich denke, so kann man es sagen.“ Chris zuckte mit den Schultern.

„Er kann von Glück sagen, dass ich ihm nicht den Arsch aufgerissen habe.“ Lincs Augen verengten sich. „Sagt zu meinem Mann, dass er für ihn unten liegen soll. Zum Teufel, nein – wenn sich jemand seinen jungfräulichen Hintern vornimmt, dann bin ich das.“ Darüber mussten alle lachen. Es war bei All Cocks bekannt, dass Kris Alen und Linc Larsen ein Paar waren und dass keiner von beiden vor der Kamera unten lag. Das war etwas, was Linc sich für sein Privatleben aufsparte und Chris hatte noch bei keinem unten gelegen, weder vor noch hinter der Kamera. Daher verstand William, warum Linc so sauer auf Jae war.

„Ich war nicht gemein oder so. Ich habe ihn nur direkt gefickt, ohne Vorspiel und Küssen. Hab seinen Arsch aufs Bett gedrückt und ihn richtig ran genommen, bis er so hart kam, dass ich dachte, er wird ohnmächtig.“ Chris zuckte erneut mit den Schultern. „Danach habe ich mich zu ihm gesetzt, mit ihm ein vertrauliches Gespräch geführt und ihn über das richtige Verhalten und Körperpflege vor dem Shooting aufgeklärt. Also, wie ich schon sagte, denke ich, dass du nächste Woche keine Probleme mit ihm haben wirst.“

„Morgen, Jungs“, murmelte Andrew, der verschlafen in die Küche schlurfte. Als liefe sein Körper auf Autopilot, ging er direkt zur Kaffeekanne.

„Morgen, Mama!“, riefen alle im Chor. Andrew schnappte sich mit einer Hand eine Tasse und zeigte ihnen mit der anderen den Mittelfinger.

„Lasst meinen Ehemann in Ruhe.“ Victor schlich genauso langsam in die Küche und sah noch ungepflegter als Andrew aus. Er schlängelte sich zu Andrew durch und beugte sich für einen schnellen Kuss zu ihm, bevor er ihn mit seiner Hüfte beiseiteschob, um an den Kaffee zu kommen.

„Also, wir müssen mit euch reden, Jungs.“ Andrew trat zum Tisch und ließ sich nieder. Victor folgte und setzte sich neben ihn.

 

„Ist alles in Ordnung?“, fragte Chris. Andrew wollte nicken und zur gleichen Zeit trinken, was nicht so gut funktionierte. Er zischte, als ein paar Tropfen des heißen Getränks auf seinem Bein landeten.

„Ja, alles in Ordnung, aber wir müssen etwas an unserer Vorgehensweise ändern.“ Chris und Linc wechselten einen Blick.

„Red weiter“, hakte Chris nach.

„Der Drehplan, den ihr hier seht, zeigt die letzten paar Drehs, die hier im Haus stattfinden werden. Wir werden zukünftig ausschließlich außerhalb des Büros in der Stadt drehen. Abgesehen von den Drehs auf dem Boot, wenn es wärmer ist. Die schlechte Nachricht ist, dass wir das Familiäre und Gemütliche verlieren werden, dass wir während der Drehs hier im Haus hatten. Die gute Nachricht ist, dass die andere Hälfte des Gebäudes, dass wir für die All Cocks INC. in der Stadt gemietet haben, frei geworden ist, sodass wir uns vergrößern werden und das komplette Gebäude übernehmen.“ Andrew sah zu Victor und lächelte.

„Ich weiß nicht, ob ihr euch dessen alle bewusst seid, aber Matties Herz hängt daran, dass wir eine Familie werden. Aber solange wir hier im Haus irgendwas mit Pornos machen, wird uns kein Richter das Sorgerecht zusprechen oder uns die Erlaubnis geben, ein Kind zu adoptieren oder in Pflege zu nehmen. Das ist sehr wichtig für Mattie und daher auch für Victor und mich.“ Für einen Augenblick sagte niemand etwas. Die vier ließen das, was Andrew gesagt hatte, erst einmal sacken.

„Was ist mit Grillfesten, Übernachtungen oder spontanen Besuchen?“, fragte Dusty. Andrew beugte sich über den Tisch und nahm Dustys Hand in seine.

„Ihr seid unsere Familie, Dusty. Ihr seid alle ein Teil davon. Das wird sich nie ändern. Jeder von euch ist hier jederzeit willkommen. Wir können nur keine Erwachsenenfilme mehr hier drehen, nicht, wenn wir ein Kind adoptieren oder in Pflege nehmen wollen.“

„Solange ich nicht gefeuert bin, ist das okay für mich“, sagte William und lachte leise.

„Dito“, sagten Chris und Linc gleichzeitig.

„Wo wir gerade dabei sind, wir werden bald neue Models anwerben.“ Victor stand auf und holte die Kaffeekanne.

Chris stimmte ihm aus ganzem Herzen zu. „Ja, das finde ich gut. Wir haben Jordan und Kory verloren und Dusty dreht nur noch ein paar Mal im Monat. Es ist absolut richtig, Frischfleisch für die Seite aufzutreiben, falls ihr versteht, was ich meine.“

„Es freut mich, dass du das auch so siehst, Christopher. Ich würde das dir und Andy überlassen.“ Victor reicht Linc die Kanne, während er sprach.

„Und Gabe, richtig?“, fragte Chris.

„Ich rufe ihn später noch an, lasse ihn alles wissen und frage, ob er weiterhin hinter den Kulissen mitarbeiten will. Wo wir gerade bei Verlusten sind, Micah wird auch in keinen Filmen mehr mitspielen. Aber er hat zugestimmt für uns zu modeln, wenn wir ihn brauchen“, klärte Andrew alle über diese Entwicklung auf.

„Ich denke, wir alle wussten, dass das passieren würde, nachdem die drei zusammengefunden hatten“, sagte Dusty, nahm sich die Kanne von Linc und füllte seine Tasse auf. Dann stand er auf, ging zum Kühlschrank und holte die Kaffeesahne.

Victor kochte mehr Kaffee, während Andrew in einer Pfanne Würste für Biscuits und Gravy anbriet. Schließlich gesellte sich auch Mattie zu ihnen in die Küche, angelockt durch den betörenden Duft der frischgebackenen Köstlichkeiten. Die sieben machten es sich an dem großen Tisch bequem, aßen und schmiedeten Pläne für den Umzug der Dinge, die mit der Arbeit zu tun hatten und deshalb vom Haus in das Büro in der Stadt mussten.

Andrew rief Gabe an, um ihn über die neusten Entwicklungen zu informieren, und beide Seiten schalteten auf Lautsprecher. Der Plan am Ende des Monats so viele Leute, wie möglich zu organisieren und einen Umzugswagen zu mieten, mit dem alles ins Büro gebracht werden sollte, nahm Formen an.

„Wir können danach Pizza bestellen und Bier besorgen, als Dankeschön für alle, die geholfen haben“, schlug Andrew vor.

„Klingt gut. Ich rufe ein paar Leute an, wenn wir hier fertig sind, und schaue mal, ob ich ein paar Muskeln für die schweren Sachen auftreiben kann.“ Tristans Stimme knackte in der Leitung, als Micah im Hintergrund lachte.

„Bitte bring nur Sal nicht mit. Gott, wenn ich mir den ganzen Tag das Gemecker und Gestöhne deines Bruders anhören muss, kann ich nicht versprechen, dass ich nicht eine Couch auf ihn fallen lasse“, sagte Chris zu Tristan und erhielt ein lautes Lachen als Antwort.

„Keine Sorge, er hasst harte Arbeit, also wird es einfach sein ihn zu Hause zu lassen“, antwortete Tristan.

„Also gut, Jungs, wir müssen jetzt auflegen und zum Einkaufen, bevor es regnet“, erklärte Gabe ihnen. „Ich sehe dich am Mittwoch im Büro für deinen Dreh, richtig Willie?“

William lächelte. Niemand außer Gabe nannte ihn Willie, außer seiner Mutter. Das lag hauptsächlich daran, dass die Abkürzung seines Namens eher wie ein Kosename für einen fünfjährigen Jungen klang, aber William konnte sich nicht dazu durchringen, Gabe zu korrigieren.

„Jep. Vielleicht können wir danach noch was Essen und Trinken gehen?“ Gabe, Tristan und Micah antworteten alle mit einem ja, klingt gut und klar. Bevor Gabe auflegte, drangen drei völlig verschiedene Lacher aus dem Hörer.

„Gut, in diesem Sinne, fahre ich dann mal zurück in die Stadt. Soll ich dich mitnehmen, William?“, fragte Dusty. Die zwei teilten sich noch immer ein Appartement in der Stadt.

„Nö, ich glaube, ich bleibe noch. Vielleicht helfe ich den Chefs noch beim Packen für den Umzug. Es ist auch einfacher, wenn ich für den Dreh am Mittwoch gleich hier bin. Dann können wir früher anfangen. Außerdem gibt dir das ein paar Tage allein mit deinem Mann“, sagte William und wackelte mit den Augenbrauen. Dusty wurde rot und sah weg, um das sanfte Lächeln auf seinem Gesicht zu verbergen.

„Wo wir gerade davon reden, wann sehen wir mehr von Blondie als seinen Hinterkopf?“, ärgerte ihn Linc. Dusty errötete noch tiefer, sofern das möglich war. Chris schlug seinem Partner auf den Arm.

„Lass den armen Jungen in Ruhe. Wenn er bereit ist, uns vorzustellen, dann macht er das schon.“ Er zwinkerte Dusty zu und winkte, als er sich umdrehte und Victor aus der Küche folgte.

***

Mittwochmorgen saß William mit einer Tasse Kaffee am Küchentresen und wartet auf Jacob für den Dreh. Sie hatten sich kennengelernt, als Jacob angeheuert worden war, hatten in der Zwischenzeit aber nicht mehr miteinander gesprochen. Als er das Auto vorfahren hörte, stand er auf und ging zur Hintertür, um sie für Jacob aufzuhalten, der über den Hinterhof rannte, um dem Regen auszuweichen.

Jacob Cooper war fit und groß, verdammt groß, so groß wie Beau, was überraschend war. Sein Körper bestand aus massenhaft Muskeln und scharf definierten Zügen. Welliges dunkelblondes Haar, ein paar Stoppel an seinem eckigen Kinn und Augen in der Farbe von Wasser, das in der Mittagssonne glitzert, machten den Mann irgendwie unwiderstehlich. Der frische Duft von Seife umgab ihn und als William an ihm vorbeiging und ihn streifte, atmete er tief ein und gab ein stummes danke Gott! von sich, als er Minze in Jacobs Atem roch. Anscheinend war Chris’ Ansage nicht auf taube Ohren gestoßen.

Er folgte William die Treppe hinauf zum Schlafzimmer am Ende des Flurs, in dem die meisten Szenen im Haus gedreht wurden. Das große Himmelbett mit den weißen Bettbezügen, der flauschigen Daunendecke und den zig Dutzend Kissen, war direkt vor die zwei offenen Fenstertüren geschoben worden. Es waren keine Requisiten oder extreme Posen in der Anweisung vorgekommen, die Andrew ihnen gegeben hatte.

„Ausziehen und rein. Keine Unterhaltung oder Vorbereitung, kommt gleich zur Sache“, wies Andrew sie an und deutet auf das große Bett.

Sie begannen mit leichten Küssen, Berührungen und Streicheln, bis sie schließlich weiter zu Blowjobs und weiteren Küssen übergingen, die mit jeder Minute an Intensität gewannen. Connor kniete sich zwischen Jaes gespreizte Schenkel, riss ein Kondom auf und rollte es über dessen imposanten Penis, bevor er besagten Schwanz mit Gleitgel einrieb. Er ließ sich Zeit dabei, Jacob in seinen Körper aufzunehmen, in dem er sich mit jeder Bewegung seiner Hüfte ein Stück weiter herabsenkte.

Der Sex war so verdammt fantastisch, dass William sich fragte, warum Micah so negativ über seine Erfahrungen mit Jae gesprochen hatte. Es gab eindeutige Anzeichen dafür, dass Jacob nicht so erfahren war, wie er die Leute glauben machen wollte. Ein bisschen zu viel Zähne als nötig beim Blasen, unsichere und unkoordinierte Stöße seiner Hüfte beim Ficken. Mitten im Dreh Fragen zu stellen, während die Kamera lief und Jacob bis zum Anschlag in Williams Hintern steckte, war vermutlich keine so gute Idee. Aber William wollte Jae nach dem Dreh beiseitenehmen und mit ihm reden, um den Jungen besser zu verstehen. Vor allem nachdem, was er alles von dem Mann gesehen und gespürt hatte und was nicht zu dem passte, was Micah erzählt hatte.

Als sie sich später in Andrews Büro einen Teil des Filmmaterials ansahen, war William beeindruckt. Es gab keine aufwendigen Aufbauten oder Designs, nur sie beide in der Mitte des großen Bettes. Ihre gebräunten Körper ein starker Kontrast zu dem Weiß, dass sie umgab. Keine Musik, nur die Geräusche des draußen tobenden Sturms, ihr gemeinsames Stöhnen und Ächzen und Connors Flehen an Jae ihn härter, schneller und tiefer zu ficken. Da das Bett zwischen den zwei geöffneten Türen stand, konnte man den fallenden Regen sehen, wie der Wind in die Vorhänge blies und den weißen Stoff, der sich an den Seiten des Bettes befand, bewegte. Das war brillant in seiner Einfachheit.

„Das ist unglaublich, Jungs. Schlicht und fehlerfrei. Das war wahrscheinlich der einfachste und günstigste Dreh, den ich je hatte und ich wette, das lässt die Seite zusammenbrechen, wenn ich es hochlade.“ Andrew lächelte und klopfte ihnen beiden auf die Schulter.

„Ist euch egal, was ich davon hochlade oder wollt ihr noch mal eine endgültige Abnahme?“ William schüttelte den Kopf und schielte zu Jacob hinüber.

„Das passt für mich so“, stimmten sie beide zu.

William überlegte, wie er Jacob allein sprechen konnte, ohne dass es für sie peinlich wurde.

„Bleibst du hier, Will? Ich kann dich mit in die Stadt zurücknehmen, wenn du willst.“ Problem gelöst.

„Ja, ich könnte eine Mitfahrgelegenheit gebrauchen. Ich werde dir dafür was zu essen spendieren.“

Es dauerte nur ein paar Minuten, bis William alles in seinen Rucksack gestopft und sich bei Victor und Mattie verabschiedet hatte. Fünfzehn Minuten später fuhren sie auf die Schnellstraße. Der Regen war zu einem Tröpfeln geworden und das sanfte wusch wusch der Scheibenwischer lullte William ein, was ihn beinah einschlafen ließ.

„Ich schwöre dir, wenn du anfängst zu schnarchen, fahre ich uns gegen einen Baum.“ Jacob lachte.

„Ich habe nur meine Augen ausgeruht.“

Jacob schnaubte. „Ja, genau. Hör zu, wir könnten uns auch einfach besser kennenlernen. Immerhin fahren wir eine Stunde.“ William nickte.

„Das stimmt. Dann sag doch mal, wie gefällt dir das Leben in der All Cocks INC. bis jetzt?“

„Ich glaube, ich hatte einen etwas holprigen Start. Der erste Typ, mit dem ich gedreht habe, humpelte danach. Verdammt, ich habe mich deswegen so schlecht gefühlt, dass ich Victor beinah gesagt hätte, ich kann das nicht.“

Das war gut. Jacob öffnete sich ihm, ohne, dass er herumstochern oder ihn bedrängen musste.

„Ich bin nicht, wie soll ich sagen … ich habe nicht viel Erfahrung mit Männern. Ich bin auf einer Farm in Wyoming aufgewachsen und musste meine Sexualität verstecken, bis ich meinen Abschluss hatte und dort wegkonnte.“

Was sollte William dazu sagen? Etwas Geistreiches? Lustiges? Mitfühlendes? Gut, dass Jacob mitteilungsbedürftig war und William so nur ab und an nicken und brummen musste. Es war offensichtlich, dass der arme Kerl endlich einen Freund brauchte, und William war gerne bereit dazu.

„Ein kleines Vögelchen hat mir gezwitschert, dass du und Kris Alen nach dem Dreh mit Micah eine Auseinandersetzung hattet.“ William wollte wissen, wie Jacob auf Chris’ Aktion und Lincs Drohung ihm den Arsch aufzureißen, reagiert hatte.

„Scheiße, Micah, stimmt. Das ist der Soldat mit dem Metallbein, richtig?“ Williams Augen wurden groß. Oh, wenn Tristan oder Gabe Jacob das sagen hörten, würde nicht einmal Chris den armen Kerl vor ihnen beschützen können.

„Ja, Micah ist der Kerl mit der Beinprothese. Ich denke, ihn als A – der Soldat oder B – der Typ mit dem Metallbein zu bezeichnen, wird dir keine Pluspunkte bei seinen Partnern einbringen. Ich glaube, Gabe wird dir sogar eher die Augen auskratzen, wenn du dich mit Micah anlegst.“ William lachte, um die Stimmung aufzulockern.

 

„Scheiße tut mir leid. Es ist nur … Ich denke, du darfst mich ruhig als trotteligen Bauerntrampel aus Wyoming sehen. Ich nehme kein Blatt vor den Mund und das meiste, was rauskommt, ist dumm oder verärgert Leute. Ich lerne das hier gerade.“ Jacobs Griff um das Lenkrad war so fest, dass seine Fingerknöchel weiß wurden. William griff über die Mittelkonsole des Trucks und klopfte Jacob sanft auf die Schulter.

„Hey, ich bin sicher, wenn du dich bei Micah entschuldigst, wenn du ihn das nächste Mal siehst, ist alles wieder gut. Er ist ein wirklich toller Kerl. Er hat nur einiges durchgemacht.“ Jacob legte den Kopf schief. Sein Blick wechselte zwischen ihm und der Straße, ehe er nickte und sich wieder ganz dem Verkehr widmete.

„Um deine Frage zu beantworten, ja, der Dreh mit Chris war echt heftig. Ich war so verdammt nervös. Er ist ein kräftiger Kerl und ich bin noch nicht oft unten gelegen. Ich neige dazu, Müll zu labern, wenn ich nervös bin, also hab ich immer weiter gemacht, bedrängte ihn und versuchte ihn dazu zu bringen, unten zu liegen. Sein Partner war letztlich nicht glücklich mit mir.“

William stieß einen leisen Pfiff aus und grinste. „Chris mag der Kräftigere in dieser Kombination sein, aber ich würde jeden Tag der Woche und doppelt an Sonntagen auf Linc setzen. Hör zu, ich verrate dir alle Familiengeheimnisse und dann weißt du, wie alles läuft und wer zu wem gehört.“

„Okay, ja, das wird mir sicher sehr helfen.“ Jacob lachte.

William drehte sich zur Seite, lockerte den Sicherheitsgurt, um ihn an seine Position anzupassen und Jacob während ihres Gesprächs ansehen zu können. Für die nächsten vierzig Meilen malte er ein schönes Bild des All Cocks Familienstammbaumes auf. The good, the bad, and the ugly ... William sprach über den Unfall im Club Berlin, der Mattie ins Krankenhaus gebracht hatte, aber nicht über das, was ihm mit sechzehn passiert war. Er teilte seine Erinnerungen an den Dreh, der ihre aller Leben verändert hatte, ging aber nicht ins Detail. Manche Dinge sollten privat bleiben und nur von der jeweiligen Person oder den Personen, die sie betrafen, erzählt werden. Jacob würde diese Geschichten von Mattie, Gabe und Kory hören müssen, genauso, wie er Micahs Zeit im Irak von Micah hören sollte, wenn sie sich dazu entschieden sie mit ihm zu teilen.

Vor ihnen erstreckte sich der Parkplatz, der als Schnellstraße getarnt war. Ein eindeutiges Zeichen, dass sie zurück in der Stadt waren. Da sie sich für Chipotle entschieden hatten, folgte Jacob Williams Anweisungen und bald darauf waren sie raus aus dem Stau und fuhren auf einen Parkplatz. Sie unterhielten sich weiter über belanglose Dinge, während sie aßen. William fand, dass er den armen Kerl für einen Abend genug mit ernsten Gesprächen gequält hatte.

Als sie an der Wohnung ankamen, die er sich mit Dusty teilte, gab William Jacob seine Handynummer und meinte, er könne ihn jederzeit anrufen, wenn er jemanden zum Reden brauchte, was Essen gehen oder trainieren wollte.

Er erwartete beinah, David mit Dusty ausgestreckt auf der Couch vorzufinden, als er eintrat, aber das Apartment war dunkel und still. Leise schlich er ohne Licht zu machen zu seinem Schlafzimmer. Da er bereits seit einem Jahr hier wohnte, kannte er den Weg um die Möbel herum. Er versuchte kein Geräusch von sich zu geben. Als er an Dustys Tür vorbeikam, sah er den schwachen Lichtschein zwischen der Tür und dem Boden. Er hob seine Hand, um zu klopfen und wollte etwas sagen, trat aber eilig zurück und sprintete in sein Zimmer, als er ein Keuchen, gefolgt von einem lang gezogenen und leisen Stöhnen hörte. Dusty und David waren wie Karnickel. Die beiden klebten aneinander, wann immer sie länger als fünf Minuten zusammen in einem Raum waren. William konnte nicht begreifen, warum Dusty David den anderen nicht vorstellen wollte. Vor allem seinem besten Freund Kory. Was auch immer der Grund war, er tat es nicht und William hatte keine andere Wahl, als den Wunsch seines Zimmernachbarn zu akzeptieren. Er wünschte nur, er wüsste, warum.