Monstermauern, Mumien und Mysterien Band 5

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3. Die Schlangenzertreterin

Die heidnische Vorgängerin der Maria von Guadalupe war die Göttin Tonantzin der Azteken. Tonantzin trug den Beinamen »Unsere Heilige Mutter«. Maria von Guadalupe wird auch heute noch in der Nahuatl-Sprache »Tonantzin« genannt. Professor Sandstrom weist darauf hin, dass viele Nachkommen der Azteken Maria von Guadalupe für die zurückkehrende Tonantzin gehalten haben.

Tonatiuh war ein Sonnengott der Azteken, seine Mutter war Tonantzin. Ihr wurden keine blutigen Tieropfer, sondern Blumen und Früchte dargeboten. Eine gravierende Änderung hat es aber gegeben! Die aztekische Gottheit Tonantzin wurde als Göttin der Fruchtbarkeit verehrt, sie wurde als »Schlangen-Erd-Gottheit« bezeichnet.

Auch Göttin Chalchiuhtlicue hatte mütterliche Aspekte. Neben Aufgaben, die sie als Wassergöttin zu erledigen hatte, war Chalchiuhtlicue auch noch für die Geburten und Frauen im Kindbett zuständig.


Die roboterhafte Göttin Chalchiuhtlicue

Der christlichen Maria aber wurde das Attribut der »Schlangenzertreterin« beigeordnet. Aus der positiv bewerteten Schlange wurde das böse Reptil der Sünde. Interessant ist, dass die Gottesmutter als »Schlangenzertreterin« tituliert wird, während doch im Christentum Jesus als der Sohn Gottes beschrieben wird, der der Schlange (dem Teufel) den Kopf zermalmt. Eine schöne »Schlangenzertreterin« gibt es in der Stadt der Osterräder, in Lügde. Barfuß zerquetscht die Lügder Maria der Schlange den Kopf.


Die Maria der Lügder Stadtkirche …


… steht auf der Mondsichel

Bleiben wir beim Alten Testament. Da gibt es ein pikantes Detail: Göttin Eurynome schwebte über dem Wasser, so wie dies der »Geist Gottes« gleich zu Beginn des ersten Buches Mose tut (1). Im hebräischen Text steht für »Geist Gottes« ruach. Ruach ist eindeutig weiblich. Als Eurynome über dem Wasser flog, hatte sie die Gestalt einer Taube, genau wie der weibliche (!) »Heilige Geist« Gottes, als er vom Himmel herabstieg, um sich auf Jesus zu legen. Im weiblichen »Geist Gottes«, also im »Heiligen Geist«, lebt die Erinnerung an die Schöpfergöttin Eurynome weiter.

Zu Beginn des dritten Jahrtausends nach Christus wird im Volksglauben zusehends der »Heilige Geist« von Maria, der Mutter Jesu, verdrängt. Maria trägt inzwischen den Ehrentitel »Regina Caeli«, »Himmelskönigin«. Der Glaube an die »Himmelskönigin« ist allerdings weit älter als das Christentum!

Die Ostkirche zelebrierte bereits im fünften Jahrhundert nach Christus die leibliche Aufnahme der Mutter Jesu in den Himmel. Vermutlich schloss sich die Westkirche im siebten Jahrhundert an und feierte ebenfalls am 15. August die Himmelfahrt Marias. Seit vielen Jahrhunderten wird Maria als »Himmelskönigin« angebetet... so wie Jahrtausende zuvor die babylonische Ischtar, die mit der sumerischen Inanna identisch war. Ischtar alias Inanna wurde als die mächtigste und wichtigste Göttin angesehen. Sie schenkte der Erde die Fruchtbarkeit. Sie war für das Gedeihen der Pflanzen ebenso wie der Tiere zuständig... und für den menschlichen Nachwuchs.

Der Ursprung dieser Göttin liegt wohl in frühesten mythischen Zeiten, als der höchsten Gottheit männliche und weibliche Eigenschaften zugesprochen wurden. Immer wieder begegnet uns der »Drachen«, der ja eigentlich die göttliche Schlange war... seit uralten Zeiten. Mythenspezialist Dr. phil. Andreas Gößling, studierter Literaturwissenschaftler und Autor eines Buches über »Drachen«, sieht die Schlange als zentrale Gestalt der vorbiblischen Glaubenswelt (2): »Sie (die Schlange) ist das älteste Symbol und Geisttier der matriarchalen Großen Göttin vieler Kulturen. Die Schlange steht für den Anbeginn der Schöpfung, als die Kreaturen noch nicht in männlich und weiblich geschieden waren. Später wurden die von der Schlange repräsentierten Attribute der matriarchalen Göttin (Heilkraft, Fruchtbarkeit, Wandelbarkeit) teils dämonisiert (etwa im Schlangenhaar der schrecklichen Medusa), teils in den männlichen Götterhimmel integriert (Schlangenstab des Heilgottes Äskulap).«

Als »Morgenstern« verband man die Göttin mit der Sonne (männlich), als »Abendstern« mit der Venus (weiblich). Maria, die Himmelskönigin des Christentums, wird seit vielen Jahrhunderten oft zusammen mit der Mondsichel dargestellt. Salomo, der Weise aus der Bibel, verehrte verbotener Weise die Göttin. Als »Himmelskönigin« Maria darf sie auch heute noch offiziell verehrt, im Gebet angerufen werden.

Offenbar war die Sehnsucht der Gläubigen nach einer Göttin bei den frühen Christen so groß, dass sie nach einem erlaubten »Ersatz« für verbotene »heidnische« Göttinnen suchten. Und auch nach fast zwei Jahrtausenden männlich dominierter Kirche bleibt die »Himmelskönigin« im christlichen Gewand mächtig. So wurde zwar die Göttin von einst zum Teufel gemacht, aber ihm Marienkult kehrt die Göttin wieder.

Die offizielle christliche Theologie bekämpfte den uralten Glauben an die Himmelskönigin. Der Volksglauben aber mochte nicht auf die große Himmlische verzichten. So wurde, nachdem die einstige Göttin Eva erniedrigt worden war, Maria in den Himmel gehoben. Spätestens seit dem 6. Jahrhundert lässt sich eine angebliche »Himmelfahrt Marias«, für die es keinen biblischen Beleg gibt, im christlichen Brauchtum nachweisen. Erst 1950 erklärte Papst Pius XII. Mariens Himmelfahrt für die römisch-katholische Kirche zum Dogma. Vier Jahre später ging der »Heilige Vater« einen Schritt weiter. Am 11. Oktober 1954 führte Papst Pius XII. per Enzyklika »Ad coeli reginam« (zu Deutsch »Über die Königin des Himmels«) einen neuen Gedenktag ein: »Maria, Königin des Himmels«. Am 31. Mai konnte die gesamte katholische Glaubenswelt auf päpstliche Anordnung wieder eine »Himmelskönigin« verehren. Fünfzehn Jahre später wurde das Fest auf den 22. August verlegt.

Papst Pius XII. erhob Jesu Mutter nicht nur in den Stand einer Himmelskönigin. Er machte sie, ohne dass es dafür auch nur die Spur eines Hinweises in der Bibel gibt, zur »Miterlöserin«. Aus streng katholischer Sicht ist diese »Beförderung« Mariens allerdings ketzerisch, soll doch Jesus allein der Erlöser sein, nun bekommt er aber eine »Miterlöserin« zur Seite gestellt. Daran lässt »Ad coeli reginam« keinen Zweifel aufkommen (3):

»Es ist sicher, dass Jesus Christus als alleiniger Gott und Mensch im vollen, eigentlichen und absoluten Sinn König ist; dennoch nimmt auch Maria an seiner königlichen Würde teil, obschon in einer begrenzten und analogen Weise, da sie die Mutter Christi ist, der Gott ist, und weil sie als Miterlöserin dem Werke des göttlichen Erlösers beigegeben ist in seinem Kampf gegen die Feinde und in seinem Triumph, den er über sie alle davontrug.«

Man mag über die päpstliche Enzyklika und ihren tieferen Sinn diskutieren wie man will. Aber es ist unbestreitbar, dass in »Ad coeli reginam« Maria zur »Miterlöserin« und »Himmelskönigin« erklärt wird. So heißt es auch im »Katechismus der katholischen Kirche« (4): »Schließlich wurde die unbefleckte Jungfrau, von jedem Makel der Erbsünde bewahrt, nach Vollendung des irdischen Lebenslaufs mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen und als Königin des Alls vom Herrn erhöht, um vollkommen ihrem Sohn gleichgestaltet zu sein.«

Es kann eigentlich keinen Zweifel geben: Papst Pius XII. erklärte im Herbst 1954 ganz offiziell Maria, Jesu Mutter, zur Miterlöserin und erhob sie damit in göttlichen Status. Den Terminus der »Miterlöserin« verwendeten auch die Päpste Pius XI. (verstorben 1939), Paul VI. (verstorben1978) und Johannes Paul II. (verstorben 2005). Schon unzählige Theologen haben in den vergangenen Jahrzehnten gefordert, Maria endlich mit einem offiziellen Dogma quasi ganz offen und kirchenamtlich zur »Miterlöserin« zu machen.

Am 11. Oktober 1962 eröffnete Papst Johannes XXIII. das Zweite Vaticanum in Rom. Das Konzil wurde nach dem Tode von Johannes XXIII. von Papst Paul VI. fortgeführt und am 8.Dezember 1965 nach vier Sitzungsperioden und der Bekanntmachung von sechzehn Dekreten und Konstitutionen geschlossen. Zur großen Enttäuschung Hunderter von hochrangigen Würdenträgern wurde kein neues Dogma von der »Miterlöserin Maria« verkündet. Dabei wurden von hoher theologischer Seite immer wieder entsprechende Schritte unternommen. Aber aus Rücksicht auf die protestantischen Glaubensbrüder kam es nicht zum Marien-Dogma. Im Vatikan setzte sich die Ansicht durch, eine Gleichstellung Marias mit dem göttlichen Jesus bedeute eine Vergöttlichung der Mutter Jesu.

Warum aber gilt nach wie vor eine »Miterlöserin Maria« bei vielen Christen und christlichen Theologen als Sakrileg? Stephen Benko war Professor an der »Temple University of Philadelphia« (Fachbereich Religion und Philosophie) und der »California State University Fresno« (Antike Geschichte). Mit seinen Büchern löste er vor allem in Theologenkreisen heftige Diskussionen aus. Benko, Spezialist für das frühe Christentum und dessen heidnisches Umfeld, geht streng wissenschaftlich zu Werke, wenn er die Quellen des Christentums erforscht. In seinen Werken (5) »The Virgin Goddess: Studies in the Pagan and Christian Roots of Mariology« (Zu Deutsch etwa: »Die jungfräuliche Göttin: Studien über die heidnischen und christlichen Wurzeln der Marienkunde«) und (6) »Pagan Rome and the Early Christians« (Zu Deutsch etwa: »Das heidnische Rom und die frühen Christen«) verfolgt er die Spur Marias in die Vergangenheit. Und siehe da: Maria wird zur Himmelskönigin, so wie Artemis, Astarte, Celeste, Ceres, Cybele, Demeter, Diana, Ischtar, Isis und Selene in der heidnischen Welt himmlische Muttergöttinnen waren. Lange vor den frühesten Zeiten des Christentums wurden im Mittelmeerraum Muttergöttinnen als Himmelsgöttinnen verehrt.

 

Im »Katechismus der katholischen Kirche« (7) heißt es: »Wir glauben, dass die heiligste Muttergottes, die neue Eva, die Mutter der Kirche, im Himmel ihre Mutterschaft an den Gliedern Christi fortsetzt.« Vermutlich wussten die Verfasser des aktuellen katholischen Katechismus gar nicht, wie zutreffend ihre Aussage ist: Maria ist tatsächlich eine zweite Eva, aber das ganz im heidnischen Sinne: die Himmelskönigin in neuem, christlichen Gewand! Stephen Benko: »Ich stelle fest, dass es eine direkte, ungebrochene und klar erkennbare Verbindung gibt zwischen den Kulten der antiken Göttinnen bis hin zur Verehrung und dem daraus entsprungenen Kult der Jungfrau Maria.«

Die Muttergöttin Eva wurde im »Alten Testament« der Bibel zur menschlichen Sünderin, die sich vom Teufel verführen lässt. Als christianisierte Himmelsgöttin Maria kehrt sie zurück. Und, das wage ich zu prognostizieren, sie wird auch noch ganz offiziell zur »Miterlöserin«, neben Christus, quasi als Ersatz für den für viele Zeitgenossen unbegreifbaren »Heiligen Geist«.

Nach Vorträgen über die uralte Geschichte der Göttin erntete ich nicht nur Lob, sondern auch Kritik. Es sei unzulässig, ja ein Sakrileg, die Gottesgebärerin, die Himmelskönigin mit heidnischen Göttinnen zu vergleichen oder gar gleichzusetzen. Wiederholt bekam ich zu hören, dass es das Werk des Teufels sei, der Jahrtausende vor Christus den Menschen Trugbilder von Göttinnen zeigte, die er böse just so gestaltete, dass sie der Himmelskönigin Maria ähnelten. Auf diese Weise wollte der Teufel, infam wie er war, im Voraus den wahren Glauben an Maria angreifen. Ich sehe mich aber nicht als Ketzer. Dieses Kompliment darf ich nicht annehmen. Für mich gibt es das zeitlose Heilige auch schon lange vor Jesu Zeiten. Wir sollten versuchen, eine erhabene Wahrheit zu erkennen, die sich nicht konfessionell einengen lässt. Dieses mit dem Verstand nicht zu erfassende Ewige hat viele Namen: Eurynome, Ischtar, Inanna, Tonantzin und Maria sind nur verschiedene Namen.

Hoffnung macht, dass das Haus der Maria heute sowohl von Christinnen als auch von Frauen muslimischen Glaubens besucht wird. Gemeinsam beten dort Menschen unterschiedlichster Glaubensrichtungen friedlich nebeneinander. Dieses Gemeinsame wollen wir betonen, dann haben fundamentalistische Hitzköpfe jeglicher Ausrichtung keine Chance!

Die schönen Darstellungen der Maria in der altehrwürdigen Stadtkirche zu Bad Tölz, der heutige Bau entstand 1466, sind der Versuch, das unfassbare Erhabene darzustellen. Ich habe das Gefühl, dass wir angesichts unserer eigenen Wurzeln im »christlichen Abendland« wieder mehr Respekt haben sollten. Mag es für manche vermeintlich fortschrittlich-multikulti-»denkenden« Zeitgenossen auch befremdlich sein: Aber das Christentum gehört zu Deutschland!

Fußnoten:

(1) 1. Buch Mose, Kapitel 1, Vers 2

(2) Langbein, Walter-Jörg: »Als Eva noch eine Göttin war«, Manuskript

(3) »Ad coeli reginam«, »Die göttliche Mutterschaft - Grundlage des Königtums«, Paragraph 39

(4) »Absatz 6: Maria – Mutter Christi, Mutter der Kirche« (Artikel 9, Absatz 6/ 966)

(5) Benko, Stephen: »The Virgin Goddess/ Studies in the Pagan and Christian roots of Mariology«, Brill 2004 (Eine deutsche Übersetzung liegt meines Wissens nach nicht vor!)

(6) Benko, Stephen: »Pagan Rome and the Early Christians«, Indiana University Press; Reprint edition, July 22, 1986 (Eine deutsche Übersetzung liegt meines Wissens nach nicht vor!)

(7) Artikel 9, Absatz 6/ 975

Zusätzlich zur Lektüre empfohlen:

Lüdemann, Gerd: »Das Judas-Evangelium und das Evangelium nach Maria/ Zwei gnostische Schriften aus der Frühzeit des Christentums«, Stuttgart 2006

Lüdemann, Gerd: »Jungfrauengeburt?/ Die wirkliche Geschichte von Maria und ihrem Sohn Jesus«, Stuttgart 1997

4. Ein »Goliath« mit Geweih und eine Waldgöttin

Angefangen hat es am 27. Juli 1978 in Chicago. Damals hielt ich im Rahmen der 5. Weltkonferenz der A.A.S. (»Ancient Astronaut Society«) einen Vortrag mit dem Titel »Rock drawings of Val Camonica« (»Felszeichnungen von Val Camonica«). Ich zeigte Dutzende von Felszeichnungen, die meiner Meinung nach fremdartige Wesen in Raumanzügen darstellen.

Noch heute bin ich davon überzeugt, dass diverse Gravuren aus dem Val Camonica im nördlichen Italien astronautenartige Gestalten zeigen, die Raumanzüge tragen, scheinbar schwerelos schwebend. »Helme«, wie sie typisch sind für Astronauten unserer Tage fehlen auf diesen Jahrtausende alten Steingravuren nicht.

Besondere Beachtung fand eine steinzeitliche Gravur, die einen Riesen mit Geweih darstellt. Am Arm des Giganten schlängelt sich eine Schlange. Neben dem steinzeitlichen »Goliath« wurde ein Mensch in den Stein graviert, der die wahrhaft ungewöhnlichen Ausmaße des Kolosses verdeutlicht.


Ein Goliath mit Geweih

»Kennen Sie den riesigen Außerirdischen, der in England vor Jahrtausenden verewigt wurde?«, fragte mich ein Teilnehmer der Tagung. »Sie meinen den Riesen von Cerne Abbas?«, wollte ich wissen. »Der ist fast 60 Meter groß, befindet sich nördlich von Dorchester, Grafschaft Dorset? Ich glaube aber nicht, dass das ein Astronaut sein soll. Der dargestellte Mann hält eine riesige Keule hoch erhoben und ist komplett nackt. Sein Penis misst mehrere Meter.«


Der Riese mit der Riesenkeule

Foto: wiki commons, Maurice D. Budden

Ungeduldig fiel mir mein Gesprächspartner ins Wort. »Diese heidnische Darstellung kenne ich auch. Vermutlich gehört sie zu einem uralten Fruchtbarkeitskult. Davon spreche ich nicht! Irgendwo in England gibt es noch so eine riesenhafte Gestalt, vergleichbar mit dem Koloss von Cerne Abbas. Aber die zeigt keinen Herkules oder so eine Gestalt, sondern einen Außerirdischen!« Viel mehr wusste mein Gesprächspartner nicht. Auch der ominöse »Außerirdische« sei – wie der Riese von Cerne Abbas – eine Art »Scharrzeichnung«. Die berühmtesten Scharrzeichnungen dieser Welt befinden sich in Peru, auf der Ebene von Nasca. Vor rund 2.000 Jahren wurden dort neben schnurgeraden »Pisten« Bilder von Tieren in den Boden gekratzt. Genauer gesagt scharrte man die dunkle obere Schicht weg, bis der hellere Untergrund sichtbar wurde. So entstanden zum Teil riesenhafte Bilder, die man fast ausschließlich nur vom Flugzeug aus in ihrer Gesamtheit überblicken kann.

Nach dem gleichen Prinzip wurden auch in England Bilder vergleichbarer Größe geschaffen. Man entfernte das Erdreich, bis man den darunter liegenden Kalkstein freigelegt hatte. Auf diese Weise entstanden Bilder wie der »Riese von Cerne Abbas« oder das nicht minder berühmte »Pferd von Uffington«. Ich wollte mit Detailwissen beeindrucken. »Das weiße Pferd von Uffington musste ja erst wieder rekonstruiert werden, weil es wieder unter Erdreich verschwunden, überwachsen war…«

Mein Gesprächspartner wurde langsam ungeduldig und unwirsch. »Was interessieren mich Pferde und nackte Riesen! Ich spreche von der gigantischen Darstellung eines Außerirdischen, die vor Jahrtausenden in England entstand!« Als ich eingestehen musste, noch nie von dieser Abbildung im Erdreich gehört zu haben, wurde auf die »kurze Mittagspause« verwiesen. Hunderte von Kongressbesuchern hatten es nun sehr eilig, einen Platz im Restaurant zu finden und mein Gesprächspartner verschwand in der Menschenmenge in einem Meer aus wogenden Köpfen. Natürlich wollte ich weitere Informationen erfragen, doch der Herr war verschwunden.

Seit 1978 habe ich zahlreiche Vorträge auf Weltkonferenzen der A.A.S., aber auch auf »One-day-meetings« dieser Gesellschaft gehalten. Immer wieder sind bei solchen Veranstaltungen Menschen auf mich zugetreten, haben mir Zettel mit »wichtigen Hinweisen« zugesteckt oder mir den »definitiven Beweis« versprochen. So mancher Hobbyforscher weihte mich in manchmal recht obskure »Geheimnisse« ein. Ich habe aber immer versucht, allen Hinweisen – soweit das überhaupt möglich war – nachzugehen. Immer wieder erwiesen sich Angaben als falsch, spannend erscheinende Spuren als Sackgassen. Was den »riesenhaften Außerirdischen« angeht, so war ich mehr als skeptisch.

Am Nachmittag sollte es weiter gehen im Programm. Um 13 Uhr stand Walter Raymond Drake auf dem Programm. Titel seines Vortrags: »Messengers from the Stars« (»Botschafter von den Sternen«). Am Eingang steckte mir mein Gesprächspartner vom Vormittag eine Fotografie höchst bescheidener Qualität zu, die angeblich den »Außerirdischen von England« zeigte und verschwand im Getümmel.

Angefangen hat es am 27. Juli 1978 in Chicago. Mit einem schlechten »Foto«. Zu »erkennen« war nicht viel. Da war ein ovales Gesicht mit Augenbrauen, Augen, Nase und einem angedeuteten Mund. Mit viel Fantasie konnte man dieses Gesicht als Sichtfenster eines »Raumanzugs« interpretieren. Allerdings schien die nur von der Gürtellinie aufwärts auszumachende Gestalt nackt zu sein. Da aber auch Außerirdische vor Jahrtausenden nicht nur einen Raumfahrerhelm trugen und ansonsten wohl kaum nackt waren, konnte ich in der Bodenzeichnung (so es eine war) nichts Extraterrestrisches erkennen. Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem »Astronauten«, dessen riesenhafte Gestalt an einem Berghang von Nasca in den Borden geschafft worden war, gab es allerdings.

Was war von der ganzen Sache zu halten? 1978 begann meine mühsame Recherche, die auch tatsächlich zu einer faszinierenden Erkenntnis führte…. Nach Jahrzehnten!


Die »Astronautengötter« auf dem Cover meines ersten Buches (1979)

Bis heute nicht geklärt sind Fragen zu Riesenbildern von Nasca und England. Wenn man im Flugzeug über der Ebene von Nasca kreist drängt sich eine Vermutung auf. Wurden diese riesenhaften Kunstwerke nicht für irdische, sondern außerirdische Beobachter geschaffen? Sollten sie aus großer Höhe sichtbar und erkennbar sein? Sollten sie Botschaften an reale oder imaginäre »Götter« vermitteln? Tatsache ist, dass die oft kilometerlangen »Linien« von Nasca aus dem All zu erkennen sind, als einzige von Menschen geschaffene »Kunstwerke«! NASA-Aufnahmen belegen dies auf eindrucksvolle Weise!

Die Kunstwerke von Nasca haben die Jahrtausende überdauert, weil die Wüstenregion für landwirtschaftliche Nutzung vollkommen uninteressant war und ist. Auch regnete es in jener Region so gut wie gar nicht. Das scheint sich aber inzwischen geändert zu haben. Seit Jahren werden immer wieder Nasca-Bilder durch Regenschauer mit Erdreich überdeckt.

Wie viele Riesenbilder es einst in England gegeben hat, wissen wir nicht. Bedingt durch ein vollkommen anderes Klima und Pflanzenwuchs verschwanden wohl viele wieder im Erdreich und warten darauf, entdeckt zu werden. Andere wiederum wurden vermutlich bewusst zerstört, weil man sie mit heidnischen Götterkulten in Verbindung brachte. Bei Recherchereisen durch England notierte ich verschiedene mündlich tradierte Erzählungen, wonach die Riesenpferde Teile »böser Hexenkulte« waren. Und diese »Hexenkulte« wurden offenbar vom Bodenpersonal des christlichen Gottes als gefährliche Konkurrenz angesehen. Eduard August Schröder schrieb bereits 1890 (1):

»Die altdeutsche Hexe, hagazisse (von hag, Hain), war ursprünglich Hainpriesterin oder vielleicht eine Art Waldgöttin; wohl glaubten die alten Germanen daran, dass sie Wettermacherinnen seien, doch das Prinzip des Bösen, der Teufel, wurde erst nach der Christianisierung der germanischen Welt mit den Hexen in Verbindung gebracht, und zwar aus einem ganz wohlgemeinten Grunde: Man wollte die jungen Christen abhalten, insgeheim an den Waldfesten der heidnischen Germanen, die des Nachts stattfanden, teilzunehmen. Später wurde Todesstrafe auf die Beteiligung an heidnischen Versammlungen gelegt und der Hexenprozess wuchs zu seiner Ungeheuerlichkeit mit dem Glauben an den Hexensabbat, das Hexenabendmahl, die Hexenfahrt und dergleichen mehr, ja die Verblendung ging so weit, dass sich Leute fanden, die den Hexenglauben allen Ernstes wissenschaftlich, freilich pseudowissenschaftlich, behandelten.«

 

Noch vor wenigen Jahrzehnten sollen sich kinderlose Menschen auf dem in den Boden gegrabenen Riesenpenis des Giganten von Cerne Abbas gepaart haben, in der Hoffnung, an diesem besonderen Ort endlich Nachwuchs zeugen zu können. Wie erfolgreich diese Bemühungen waren, lässt sich nicht ermitteln.

Fußnote:

(1) Eduard August Schröder: Das Recht im Irrenwesen, Zürich und Leipzig 1890, Neuausgabe durch Ursula Prem 2015. Als Quelle diente die von Ursula Prem herausgegebene E-Bookausgabe des wichtigen Buches.