Postsowjetische Identität? - Постсоветская идентичность?

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4. Der Identitätsbegriff im Wandel

Seit den Neunzigerjahren ist der Begriff einer „Patchwork-Identität“22 entstanden, der dem traditionellen Verständnis von Identität als einem konstanten Sich-selbst-treu-Bleiben und somit auch für andere Berechenbar-Bleiben widersprach und das Individuum nun als ein chamaeleonhaftes Wesen vorstellte, welches sich opportun den wechselhaften Anforderungen einer sozialen Umwelt anpasst und sich so in eine strategisch vorteilhafte Position bringt, die den Erwartungen und Erfolgskriterien anderer gegenüber möglichst angepasst war.

Dieser vor allem von Heiner Keupp konstruierte Begriff hatte – wohl nicht zuletzt wegen seines gegenüber einem „modernen“23 Begriff des selbst-identischen Subjekts schockierenden Widerspruchs – eine erhebliche Wirkung in der Fachdiskussion in der Jugendsoziologie. Zugleich war dieses sozial-psychologisch hergeleitete Konstrukt gut anschlussfähig an die identitätstheoretischen Entwürfe des Symbolischen Interaktionismus von George Herbert Mead und Erving Goffman und ihre Weiterentwicklung von Lothar Krappmann in Deutschland. Die pragmatistische Experimentalität sozialen Handelns, die schon William James und George Herbert Mead in den Vordergrund gerückt hatten, schien nun vollends gegenüber der Tugend individueller Charakterstärke den Sieg errungen zu haben; die Selbstdarstellung der Individuen hatte den Anspruch auf einen maximal möglichen Ausdruck individueller Orientierungen und Haltungen offenbar vollkommen verloren und war zu einem strategischen Manöver, ja Täuschungsmanöver im Umgang mit den Erwartungen anderer geworden. Keupp nannte dies das „impression management“. Was man traditionell noch als „Charakterschwäche“ kritisiert hätte, schien nun eine Erfolgskonzept eines „Identitäts-Marketings“ auf einem Markt der sozialen Anerkennungsmechanismen. Diese Sichtweise von Identität wird regelrecht paradigmatisch in den heutigen „Medien-Identitäten“ von jungen Menschen in den sozialen Medien. Selbstdarstellung in einer Vielfalt von Rollen und Outfits, Situationen und Beziehungen gespickt mit einem Quantum an Originalität und Kreativität, symbolische Anwandlungen aus der Welt der Stars, der realen und virtuellen Heroen, eventuell zugleich durch Selbstironie wieder infragegestellt, kennzeichnen den Habitus vor allem junger Menschen. Es ist augenscheinlich, wie dieser Habitus das Programm der Postmoderne erfüllt, indem die entlehnte Symbolik kaum mehr aus einem feststehenden Repertoire geschöpft wird, sondern aus dem symbolischen Fundus quasi aller Kulturen und Epochen zitiert werden kann, und indem den in der Selbstdarstellung aufgegriffenen Identifikationen keine wirkliche Verbindlichkeit und Kontinuität zukommt. Kurzum: Der Habitus solcher Selbstdarstellung präsentiert sich als ein Spiel und er spielt, wie jedes Spiel, auch mit der Versuchung ernst genommen zu werden.

Werfen wir einen kurzen Blick auf jene soziologische Identitätstheorie von Erving Goffman (1973) und Lothar Krappmann (1988), die einen solchen dynamischen Identitätsbegriff möglich gemacht hatte.

Lothar Krappmann hat – ausgehend von Meads Identitätskonzept – vier Grundqualifikationen des Individuums benannt, die für ein angemessenes Rollenhandeln erforderlich sind, nämlich 1.) die Fähigkeit zur Rollenübernahme und zur Empathie in das Selbstverständnis anderer Rolleninhaber als Träger von Absichten, Denkweisen, Interessen und Emotionen, 2.) die Fähigkeit zur Rollendistanz, d. h. zu einem reflektierenden Umgang mit Rollenerwartungen im Einklang mit den eigenen Bedürfnissen und dem Selbstbild, 3.) die Ambiguitätstoleranz als die Fähigkeit, mit dem eigenen Rollenverständnis in Widerspruch stehende Erwartungen, die in Folge von kulturellen oder sozialen Differenzen möglich sind, wahrzunehmen und im eigenen Handeln zu berücksichtigen und 4.) die Fähigkeit zur Identitätsdarstellung, d. h. zum Ausdruck des eigenen Verständnisses von der personalen Identität.

Gerade letzteres, Identitätsdarstellung, findet bei Jugendlichen und jungen Menschen – so meine These – inzwischen aber bereits selbst in einem „kulturell sanktionierten Raum“ statt, insbesondere in neuen sozialen Medien, d. h. oftmals mittels der Nutzung von Klischees, die eben nicht eine überraschende originelle, vom Erwartbaren abweichende Individualität zulassen, sondern vereinnahmt sind von einem homogenen Identifikationsrepertoire, aus dem die jungen Menschen die Symbole ihrer Identität schöpfen müssen, wenn sie Anerkennung erfahren wollen. Hier gibt es meines Erachtens zum Ersten eine Differenz zwischen dem Osten und dem Westen, aber auch zum Zweiten eine Differenz zwischen den Generationen sowohl in Ost und West.

Es war wiederum Krappmann, der den Begriff „Identität“ dynamisiert hat mit seiner Annahme, dass die „präsentierte Identität“ keine universelle, konstante Form hat, sondern in Abhängigkeit zu den Interaktionspartnern modifiziert wird.24 Somit ist es möglich, dass Personen ihre Identität in bestimmten Situationen vollkommen anders darstellen als in anderen Situationen, etwa am Arbeitsplatz ganz anders als im Freundeskreis, in den neuen sozialen Medien ganz anders als innerhalb der Familie. Gerade diese Feststellung macht es nun schwierig, von einer allgemeinen „post-sowjetischen Identität“ zu sprechen, denn in all ihren Manifestationen spielt eine Rolle, vor welchem Publikum eine solche Identität dargestellt wird. Dennoch ist es vielleicht möglich, hinter der Vielfalt phänomenaler postsowjetischer Identitäten eine Allgemeinheit einer interpretativ erklärenden postsowjetischen Identität zu finden.

Zu beachten ist ferner, dass „Identität“ immer auch eine „ausgehandelte Identität“ ist, also auf einem Anpassungsprozess in der Verwendung von bestimmten Symbolen in bestimmten Kontexten beruht. „Symbolische Identität“ muss von anderen verstanden werden, sie muss gewissermaßen auf einer gemeinsamen Sprache aufbauen, die a) von den Kommunikationspartnern als eine Sprache der Selbstdarstellung erkannt wird und b) deren Symbole im einzelnen verstanden, bestimmten Kontexten und Konnotationen zugeordnet werden können. Sie ist allerdings auch strategischen Erfolgsbedingungen unterworfen. Sie ist ein symbolisches Angebot an die Kommunikationspartner*innen, um eigene Ziele zu erreichen, insbesondere um sozialen Gruppierungen und Statusklischees zugeordnet zu werden und um Anerkennung zu erhalten, vielleicht auch Macht und Einfluss zu erlangen. Insofern korrespondiert der Prozess der Aushandlung von Identität mit der Willkür einer kollektiven „Kultur des Gefallens und Anerkennens“, auf welche der Einzelne keinen Einfluss nehmen kann. Andererseits spiegelt die Identitätspräsentation des Einzelnen gerade deshalb auch jene kollektive Kultur, ihre Klischees und ihre Wertorientierungen wider, in welche die Selbstdarstellung des Einzelnen eingebettet ist. Insofern besteht zwischen der individuellen Selbstdarstellung und der “Identitätskultur” einer Gesellschaft in gewissem Umfang ein determinativer Zusammenhang, der es zum einen gestattet, auch unter den Bedingungen der Postmoderne eine “kollektive Identität” als kulturellen Gehalt zu rekonstruieren, zum anderen erlaubt, in den individuellen Selbstdarstellungen eine kulturelle Kriterienbasis für die Verstehens- und Akzeptanzvermutung herauszuarbeiten.

5. “Postsowjetische Identität” als Idealtypus im Sinne Webers

Der Begriff der „Identität“ beansprucht von sich aus eine Logik der Generalisierung und alles, was über eine Identität ausgesagt wird, erstarrt gewissermaßen zum Unveränderlichen, zum Allgegenwärtigen und zum „harten Kern“ des bewegten Lebens allein dadurch, dass das Merkmal des Mit-sich-selbst-Gleichen ihm zugesprochen wird. Insofern ist der Begriff der „Identität“ auf eine ganz andere Weise voraussetzungshaft als der Begriff des „Postsowjetischen“, da er nicht an der Fraglichkeit einer historischen Analyse zu prüfen ist, sondern an der Angemessenheit des generalisierenden Behauptens selbst.

Zugleich macht die Verwendung des Begriffes der „postsowjetischen Identität“ doch einen Sinn, wenn man sich der Konstruktqualität des Begriffes bewusst ist und „postsowjetische Identität“ nicht als einen Begriff zur treffenden Beschreibung der gesamten gesellschaftlichen Realität versteht, sondern ihn im Sinne Max Webers als idealtypischen Begriff25 verwendet, durch welchen wesentliche, meist neue Merkmale der sozialen Wirklichkeit – möglicherweise mit überzeichnender, ja utopischer Prägnanz – herausgehoben und in ein ordnendes System eingebracht werden. Der Idealtypus ist, wie Weber sagt, eine “gedankliche Konstruktion”, keine empirisch vorfindliche Ausprägung einer Form, sondern ein durchaus einseitig übersteigerndes Beobachtungsprodukt, welches im Wirrwarr des unüberschaubaren Konzertes der Phänomene das Stimmige herausstellt. Der Idealtypus steht zur Wirklichkeit in einem selektiven Vehältnis, er schneidet heraus, was sich zu einer Einheit unter der Prämisse einer voraus angenommenen Sinnhaftigkeit zusammenfügen lässt.

Gewonnen wird dadurch zum einen ein Instrument, ein Medium zur Analyse der sozialen Realität, quasi ein spezifischer Blick auf das Gegebene, der Besonderheiten in Erscheinung treten lässt, die ohne ihn nicht sichtbar würden, zum anderen ein richtungsweisender Ansatzpunkt für Hypothesen, der die Basis für Forschungskonzepte und für kulturvergleichende Betrachtungen bilden kann.26 Der Idealtypus ist ein Instrument des Vergleichens, er kann der empirischen Wirklichkeit in vergleichender Weise gegenübergestellt werden, um einzelne Phänomene infolge ihrer Ähnlichkeit mit dem Gesetzten hervortreten zu lassen und sie dadurch zu bestätigenden Momenten der idealtypischen Konstruktion zu qualifizieren. In diesem Sinne verstehen wir die Konstruktion einer „postsowjetischen Identität“ als eine idealtypische Begrifflichkeit,

 

Der Idealtypus der „postsowjetischen Identität“ ist zum einen jene Folie, die an die beobachtete Wirklichkeit der postsowjetischen Realität angelegt wird, um zu entdecken, was sich zu einem stimmigen und damit hintergrundsreichen Typus zusammenfügen lässt, er ist aber auch selbst der Revision durch die Praxis des Vergleichens ausgesetzt, insofern das, was mittels seiner Anwendung zum Vorschein kommt, auch auf ganz anderes hindeuten kann als das vorab Angenommene. Insofern unterliegt der Idealtypus einem Mechanismus der hermeneutischen Selbstkorrektur; die Prüfung der Ähnlichkeiten kann auch etwas entdecken lassen, was dem Kriterium des Ähnlichen gar nicht entspricht, sondern den Forschenden aus anderen Gründen “ins Auge springt” und sie womöglich veranlasst, den Idealtypus um Neues zu bereichern oder zu korrigieren. Daher soll der Idealtypus nicht als ahistorisches Instrument der Analyse verstanden werden, sondern als eine in der Auseinandersetzung mit der zu analysierenden Wirklichkeit mitwachsende Konstruktion.

Der Idealtypus erlaubt, eine sinnhafte Stimmigkeit (im Sinne von Webers Begriff der Rationalität) sozialer Phänomene ausfindig zu machen, indem er vorab schon annimmt und sich dementsprechend formiert, dass soziale Phänomene aufeinander derart Einfluss nehmen, dass sich eine solche Stimmigkeit über die Zeit hinweg herausbildet. Sie unterliegen einer Rationalität gegenseitiger Vereinbarlichkeit, die sich den Zwängen gesellschaftlicher Selbstorganisation verdankt.27 Dies postulieren wir ebenfalls, wenn wir den Begriff einer „postsowjetischen Identität“ als idealtypisches Instrument den Analysen in diesem Buch zugrunde legen.

Die Entwicklung solcher Stimmigkeit braucht Zeit, wie jegliche Selbstorganisationsprozesse Zeit benötigen, um ein funktionierendes strukturelles Ergebnis hervorzubringen. Diese Zeit umfasst im Blick auf die Chance, unter den Bedingungen der neuen Realität in den postsowjetischen Gesellschaften soziokulturelle Formationen hervorzubringen, die gesellschaftlich als „erfolgreich” wahrgenommen werden können, nun drei Jahrzehnte seit dem Ende der Sowjetunion. Es lässt sich daher annehmen, dass in der Bewältigung der Krisen und der Kompensation der Verluste im gesellschaftlichen Leben und in den kulturellen Errungenschaften neue Sinnschöpfungen und Ordnungen im Entstehen begriffen sind, die sich zumindest wahrnehmen lassen.

Sicherlich bleibt der Begriff der „postsowjetischen Realität“ in jenem Sinne immer „verfänglich“, dass er mit der epochalen faktischen Wirklichkeit postsowje-tischer Staaten heute gleichgesetzt wird und damit in den Anspruch gestellt wird, einen „Realtypus“ möglicher sozialer Wirklichkeit zu kennzeichnen. Auch bleiben real- und idealtypische Anwendungen des Begriffs nicht selten vermischt oder werden ohne systematisch konsequente Abgrenzung in eins gesetzt. In solcher Praxis werden gewissermaßen die Eigenheiten des „Blickes“ mit jenen der beobachteten Wirklichkeit vertauscht, die Heuristik mit den analytischen Ergebnissen selbst verwechselt, der idealtypische Begriff wird ontologisiert. Wissenschaftliche Sorgfalt muss aber darauf zielen, in ihren beschreibenden, ordnenden und analysierenden Operationen und in der Verbindlichkeit all ihrer Aussagen über die Wirklichkeit die Grenzen eines idealtypischen Begriffs zu beachten und sich der relativierenden Konstruktivität ihres begrifflichen Instrumentariums bewusst zu bleiben. Dies ist eine Aufgabe stetiger Rückbesinnung auf den Ausgangspunkt der idealtypischen „Kreation“, bei deren Erfindung noch die entdeckende Eigenleistung klar wahrgenommen und die Beschränkung des eigenen Blicks beim „Heraussehen“ des Typischen unschwer zu reflektieren war.

Bei der Lektüre dieses Buches tut daher der Leser, die Leserin sicherlich gut daran, die beschreibenden und erklärenden Aussagen zur postsowjetischen Identität auf ihre idealtypischen Vorannahmen hin zu untersuchen und die impliziten typologisierenden Raster soweit als möglich zu identifizieren, die die wissenschaftliche Beobachtung geleitet haben. Er/sie wird dabei feststellen, dass in den verschiedenen Beiträgen in diesem Buch keineswegs das immer gleiche Modell des Idealtypus bzw. die gleichen Typologien zur Anwendung gebracht werden, vielmehr eine der wesentlichen Leistungen der wissenschaftlichen Produktivität gerade darin besteht, im Anschluss an die schon bestehenden immer neue idealtypische Semantiken hervorzubringen und zur Diskussion zu stellen. In diesem Sinne wünschen wir dem kritischen Leser, der kritischen Leserin eine spannende und den Blick immer neu schärfende Lektüre.

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"Постсоветская идентичность"

Введение в тему логики концепции идентичности

Вольфганг Кригер

Говорить о "постсоветской идентичности" предопределено. Как понятие "постсоветский", так и понятие "идентичность" содержат последствия, предполагающие четкие, единообразные и фиксированные характеристики. Концепция "постсоветской идентичности" предполагает наличие новой коллективной идентичности, общей для всех заинтересованных народов и этнических групп, основанной на общей судьбе прекращения советской империи. Термин "постсоветский" также постулирует уединение советской эпохи, советскую культуру, советское отношение к жизни и т.д., что, безусловно, было бы весьма поверхностным и не вызывало бы сомнений.

С другой стороны, можно с уверенностью сказать, что во всех заинтересованных странах эти изменения привели к утрате ориентации, кризису коллективного самосознания, кризису ценностей и жизненных планов, что обусловило необходимость поиска новых ответов на вопрос о значимой идентичности в изменившихся социальных, экономических и культурных условиях. Поскольку процесс так называемой "постсоветской трансформации" имеет не только экономические и политические измерения, но и измерение социального созидания смысла и осознания ценностей, с одной стороны, и индивидуальной переориентации на жизненные идеалы и планы – с другой. Оба тесно связаны друг с другом.

Требования к трансформации можно первоначально разделить на четыре основных изменения, выразившиеся в создании нового государства на месте советского супергосударства в ситуации почти атомной нестабильности, в замене плановой экономики либеральной капиталистической рыночной экономикой, в хотя бы формальной замене авторитарной однопартийной системы демократической многопартийной системой и, наконец, в превращении бесклассового коммунистического общества в стратифицированное капиталисти-ческое общество. Эти изменения связаны с другими факторами, такими как возникновение новых рисков для безопасности жизни, конкуренции и соперничества, от предоставления государственных услуг до бесплатного пользования услугами, от превращения в авторитарного лидера до действий с участием населения и т.д. Все эти изменения не только имеют социальное значение, но и ставят новые индивидуальные требования к конституции личности, которая должна успешно справиться с этими новыми условиями и которая теперь призвана поддерживать свой собственный прогресс и социальный прогресс другими способами.

Исторический трюизм заключается в том, что культурные ориентации, а также социальные институты или даже просто материальная среда обитания людей не могут быть полностью растворены отныне, а не через несколько лет, а скорее через десятилетия, и заменены альтернативами. Все, что люди создают, основано на (дальнейшей) обработке того, что у них есть под рукой и что они уже знают. Никто не может просто снять свою историю, как пальто, и надеть новое пальто, но он может только восстановить и заменить мелкими шажками то, что больше не является "прочным". Даже в начале новой эпохи с неба ничего не падает, но все должно быть приобретено заново, за что нужно бороться, должно быть установлено и стабилизировано. И даже там, где возможно превратить предыдущее в свою противоположность, настоящее остает-ся ориентированным на предопределенное направление контраста, которое, в свою очередь, обязано своим существованием предыдущему и тем, что считалось нуждающимся в изменении. Нет ничего нового, чья сущность и причина, в конце концов, не старая.

 

1. Постсоветское как носитель идентичности

Вопрос о том, целесообразно ли использовать термин "постсоветский" вообще, неоднократно ставился под сомнение с начала тысячелетий. Например, термин "постсоветское пространство" долгое время подвергался критике, поскольку геополитическое единство бывшего советского пространства уже не может быть определено в странах, объединенных таким образом.28 Правда, здесь постулируется, что советское строительство единства в нынешней ситуации в этих странах все равно продолжится "постсоветским", пусть и в измененном виде. Это, безусловно, уже не так, учитывая столь разные события в странах. Но термин "постсоветский", безусловно, все еще имеет смысл, если он основан не на настоящем, а на прошлом и используется для обозначения тех стран и культур, которые когда-то принадлежали Советскому Союзу, даже если сегодня можно говорить о "постсоветском" только во множественном числе. Все обозначенные таким образом страны, тем не менее, имеют объединяющую историю "общей судьбы" и по сей день вынуждены справляться с "наследием" Советского Союза на самых разных уровнях.

Итак, когда мы говорим о "постсоветской эпохе", мы не претендуем ни на что большее, чем на то, что закончилась предыдущая эпоха – с определенными структурами и особенностями, и – как иначе – новая эпоха строится на ее развалинах. Но такой образ завораживает: с сегодняшней точки зрения, остатки советской эпохи могут показаться многим не более чем руинами, как колонны, храмы и саркофаги Романского форума, которые туристы, осознавая свою историческую отчужденность, рассматривают как реликвии прошлой эпохи. Ситуация с руинами советской эпохи сильно отличается: в постсоветских странах люди живут в советских руинах, и степень исторической дистанции, вероятно, достаточно низкая, в соответствии с прагматическими ограничениями.29 Наследие советской эпохи "в употреблении", в самоочевидном и поэтому зачастую бесспорном использовании. Исследователям может быть легко описать характеристики прошедшей эпохи, потому что в течение десятилетий их можно было наблюдать, их структуры и особенности можно было воспринимать, понимать в терминах, анализировать и обсуждать в противоречивых выражениях30 – но то, что приходит после этого – это пустая доска, вакуум знаний и объяснений, понимания, знакомства и определенной оценки, и по-прежнему трудно обосновать, какой язык будет подходящим для описания нового и изменившегося.

Поиск чего-то идентичного с самим собой, идентичности, в такой фазе неопределенности, по сути, является парадоксом. Идентичное в смысле постоянного, постоянного, в лучшем случае само состояние неопределенности. Это становится заметным в повторяющихся смущениях, в пережитом противостоянии с непредсказуемым и в отсутствии надежных решений имеющихся проблем. Если, кроме того, будет найдено что-то, что зарекомен-довало себя как фиксированная структура, то это возможно только в контрастной ретроспективе, т.е. по прошествии определенного периода времени с момента окончания предыдущей эпохи и после внимательного наблюдения за процессами формирования новых структур. Само это наблюдение, возможно, также придется выучить заново, если оно не должно быть предвзятым по отношению к взглядам прошлого и не должно быть направлено исключительно на признание старого в новом. Поэтому новую эпоху также можно "увидеть" только тогда, когда ее видят новыми глазами.

Таким образом, задача ответа на исходный программный вопрос этой книги о существовании и характере "постсоветской идентичности" и культурно-ценностных ориентациях, на которых она базируется, может оказаться ошеломляющей с точки зрения актуальной культурно-исторической реальности. Следовательно можно работать над другой задачей, а именно документировать состояние социальной справки с другой задачей, нежели получение новой идентичности после окончания советской идентичности. Эта задача также предполагает наличие отправной точки, которая сначала должна быть конкретизирована, прежде чем можно будет обратиться к самой задаче. Предпосылкой является то, что можно вообще построить "советскую идентич-ность", способную вывести ее правдоподобность из наблюдения за социальными реалиями прошлого в советских государствах. Это происходит во многих местах этой книги, где новые явления представлены в отличие от прошлого, а поиск новых решений социальных проблем артикулируется в их противопоставлении старым модальностям. Даже если описание "советской идентичности" здесь не может быть систематизировано, во многих местах можно разглядеть, что было для нее составляющим и что было потеряно в процессе трансформации.31

2. Логика концепции идентичности

Говоря об идентичности во многих отношениях имеет предлоги, и, несомненно, самым важным предлогом является логика, без которой понятие идентичности в любом случае может не иметь смысла, а именно предлог того, что вещь или человек могут быть идентичны самим себе, без этого утверждения, имеющего лишь банальное содержание быть способным обозначить что-то дважды одним и тем же термином. В большинстве случаев идентичность с самим собой связана с временным аспектом: Идентичность утверждает стабильность характеристик с течением времени. Нам нравится объяснять это себе через эссенциализацию, через "жесткое ядро" эго, через "нашу природу", наш характер. "Когда люди говорят об идентичности, – пишет Сюни, – их язык почти всегда говорит о единстве и внутренней гармонии и имеет тенденцию натурализовать целостность". По умолчанию, это не означает более раннего понимания идентичности как стабильного ядра. Почти неизбежно, особенно когда человек находится в бессознательном сознании относительно своей идентичности, идентичность-разговоры имеют тенденцию приписывать поведение данным характеристикам в простом, неопосредованном переносе. Один так делает, потому что один так и есть".32

Говорить об идентичности логически имеет смысл только в том случае, если предполагается различие, в результате которого сравниваются два явления, которые необходимо наблюдать, и затем их можно распознать как одно и то же в определенном смысле. Шесть вариантов перечислены здесь: 33 Будь то разница во времени (что-то остается прежним или возвращается в состояние, в котором оно уже было), будь то разница в пространстве (что-то остается прежним, независимо от пространств и ситуаций, в которых оно появляется), будь то разница во внешнем виде на разных феноменальных уровнях, в которых содержится что-то общее, будь то разница сущностей, которые, тем не менее, сопоставимы общей историей, будь то различие между внешним видом вещи или человека и ее происхождением, эффективность которого считается неразрывной, составляя, таким образом, ее идентичность, или различие между двумя наблюдениями, которые заставляют нечто различающееся выглядеть одной и той же вещью, тем не менее, потому что существует общая характеристика.

Давайте проиллюстрируем эти шесть вариантов различий и понимания идентичности, которые должны быть им приписаны, примером.

1 Господин Иванов все тот же, холерик и вспыльчивый, что и в детстве (идентичность через временную преемственность).

2 Г-н Иванов одинаков, кричит ли он дома или на работе (идентичность через неизменность в пространстве).

3 Как в своих решениях, так и в вопросах можно видеть, что г-н Иванов всегда руководствуется принципом равенства (идентичность через высшую константу).

4 Г-н Иванов – российский футболист, играющий за московский "Спартак" на протяжении пятнадцати лет и всегда остающийся лояльным к клубу (идентичность через общую судьбу или интеграцию).

5 Несмотря на то, что господин Иванов пятнадцать лет играл за "Спартак", он остается украинцем по своей сути (идентичность по демаркации внутреннего существа).

6 Длинная и тонкая или короткая и толстая, если в верхней части есть отверстие, а в нижней части – ножка, и ее можно наполнить водой, то это ваза (идентичность по общим характеристикам).

Все шесть вариантов – а их может быть и больше – показывают, что атрибуция идентичности требует предварительного установления неидентичности, т.е. предполагает проведение различия. Короче говоря: без разницы нет личности.