Alles ausser Fussball - Thomas Hitzlsperger

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Alles ausser Fussball - Thomas Hitzlsperger
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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Hoeneß ließ er schreien Kuhstall, Premier League, ein Hammer und einige Schweigeminuten: "Alles außer Fußball" - ein Porträt unseres Kolumnisten Thomas Hitzlsperger

Die Sportschau ist deutsches Kulturgut Die DFL wird nicht auf die Sportschau verzichten, sagt unser Kolumnist Thomas Hitzlsperger. Er rechnet dennoch damit, dass der Bundesliga-Fußball bald ins Internet zieht.

Last Christmas gehört irgendwie zu Weihnachten Spielt das Radio den Klassiker von Wham, singt unser Kolumnist mit. Die Festtage verbringt er mit Memory-Niederlagen gegen seinen Neffen. Das Alles-außer-Fußball-Gespräch

Die Innenhose lasse ich drin Der Kragen darf stehen, wie's gefällt, aber das Hosenbändel nicht raushängen. Thomas Hitzlsperger urteilt im Kolumnengespräch über Fußballmode und das neue EM-Trikot.

Bei Tempo 300 bekam ich feuchte Hände Alles außer Fußball: Als Kind träumte er von einem roten Ferrari. Thomas Hitzlsperger erzählt, warum er nun ein anderes Auto fährt und wieso er den Verkehr in Rom liebt.

Wie Thomas Hitzlsperger die Krawalle in London erlebt Unser Kolumnist lebt in London, die Krawalle finden in seiner Nähe statt. Im Gespräch erzählt er, welche Ursachen er vermutet und wie besorgt seine Nachbarn sind.

Ich verstehe nicht, warum Mario Gomez kritisiert wird In Thomas Hitzlspergers Kolumne geht es heute ausnahmsweise um Fußball: Warum er selbst abstieg, Dortmund Meister wurde, die Eintracht abstürzte und Gomez der Größte ist.

Die Hitzlspergers auf Facebook sind alle Fakes Unser Kolumnist Thomas Hitzlsperger verrät im Alles-außer-Fußball-Gespräch, warum er ZEIT-ONLINE-Überschriften reißerisch findet und weswegen Twitter nicht sein Ding ist.

Manche Spieler laufen mehr, wenn man ihnen droht Trainerwechsel helfen nur kurzfristig, sagt Thomas Hitzlsperger. Ein Gespräch über den Wechselwahnsinn in der Liga, Fehlentscheidungen und den neuen Trainertypus.

Monica Lierhaus wird schon wissen, worauf sie sich eingelassen hat Monica Lierhaus' Krankheit, Ehebrüche von Fußballtrainern, das Liebesleben Lothar Matthäus': Unser Kolumnist über die Frage, wie viel Privates an die Öffentlichkeit darf.

In fünf bis zehn Jahren gibt es die 50+1-Regel nicht mehr Bosman, Abramowitsch, Hopp: Der Fall Hoffenheim wird die Bundesliga ändern. Wie in England wird die Macht der Investoren zunehmen, sagt Thomas Hitzlsperger im Interview.

Die Fifa kassiert regelmäßig ab Thomas Hitzlsperger hält die WM-Vergaben der Fifa für unglaubwürdig, vergleicht im Kolumnengespräch Sepp Blatter mit Julian Assange und wünscht den Engländern eine WM.

Ängste sind bei vielen Spielern normal Ein Jahr nach Robert Enkes Selbstmord spricht Thomas Hitzlsperger über die Biografie des Torwarts, Druck im Fußballgeschäft und Veränderungen im Umgang mit Depressionen.

Wozu sollte ich ein Buch schreiben? Wie es dazu kam, dass Thomas Hitzlsperger Bücher liest, welche Werke er empfiehlt, und weshalb Fußballer keine Bücher schreiben sollten. Das Alles-Außer-Fußball-Gespräch

Wir Deutschen nörgeln viel Da will er nicht diskutieren. Für Thomas Hitzlsperger ist Demokratie die beste Staatsform. Ein Alles-außer-Fußball-Gespräch über Stuttgart 21, Sarrazin und Fanproteste.

Der Tod ist kein Tabu Christoph Schlingensief, Sepp Daxenberger, Tausende Opfer in Pakistan: Im Alles-außer-Fußball-Gespräch fragt Thomas Hitzlsperger nach dem Umgang mit dem Tod.

Ich werde Mourinho nicht die ganze Zeit angaffen Thomas Hitzlsperger hat genug. Er will endlich mal selbst fragen: Wie gut der FC Bayern ist. Wie gefährlich die WM wird. Und wer José Mourinho ist. Das Kolumnen-Gespräch

Ich bete nicht für meine WM-Teilnahme Im Kolumnengespräch kritisiert Thomas Hitzlsperger das Zölibat und die Rolle der Kirche im Missbrauchsskandal, und sagt, wie wichtig der Glaube für Fußballer ist.

Ich wurde gefragt, was hast du denn an? Mannschaftsabende, Kabinenfeste und die Frage nach dem Leitwolf: Thomas Hitzlsperger spricht im Kolumnen-Gespräch über Rituale, Streiche und Mobbing unter Fußballern.

Italienisch lernen bildet ja auch Fußball und Bildung, passt das zusammen? Unser Kolumnist Thomas Hitzlsperger über sein ausstehendes Abitur, einen richtigen Beruf und niveaulose Gespräche von Fußballern.

Dass ich gegen Nazis bin, ist hier schon ein Thema Nach seinem Ortswechsel betont unser Kolumnist, dass er seine politische Haltung beibehalten werde. Den verrufenen Lazio-Fans möchte er unvoreingenommen begegnen. Das Kolumnengespräch

Mir ist der Ernst der Lage sehr bewusst Jetzt wird über Fußball geredet: Thomas Hitzlsperger über seine Chancen auf eine WM-Nominierung, Abstiegsangst beim VfB Stuttgart und seine Kritik an Ex-Trainer Babbel.

Der Überehrgeiz der Väter ist eine Gefahr Druck, Versagensängste, Drill – Welche Fehler seine Eltern während seiner Reifung zum Profi unterlassen haben, erklärt Nationalspieler Hitzlsperger im Kolumnengespräch.

Ein Wettverbot wäre die konsequenteste Lösung Nationalspieler Thomas Hitzlsperger über Casino-Besuche, Lotto-Gewinne und Konsequenzen aus dem aktuellen Wettskandal. Das Alles-Außer-Fußball-Kolumnengespräch

Fußball gehört der ganzen Gesellschaft Der VfB ist raus aus dem Pokal. Nach dem "bitteren Abend" spricht unser Kolumnist über die Balance zwischen Sport und Business, 50+1 und die Frage: Wem gehört der Fußball?

Meine Wunschkoalition ist das nicht Der Kapitän des VfB Stuttgart über sich als Wahlverlierer, notwendige Änderungen in der SPD und seine Begegnung mit FDP-Wählern. Das Kolumnengespräch

Reporter sollten mehr über Fußball wissen Thomas Hitzlsperger wundert sich über das deutsche Fernsehen. Am liebsten schaut er Fußballspiele, allerdings ohne Ton. Das Kolumneninterview

In den Oberschenkeln hat es gebrannt Thomas Hitzlsperger über quälende Trainingslager, seinen Filmdreh im Urlaub, Vorfreude auf den Bundesligastart und typische Trainingslager-Witze. Das Kolumneninterview

Philipp mag nicht golfen Ein halbes Jahr lang haben die Nationalspieler Kolumnen-Interviews gegeben. Jetzt sprechen sie miteinander – über die Meisterschaft, die Asienreise und Tennis-Duelle.

20-jährige Millionäre – das ist nicht gerecht Thomas Hitzlsperger über die Entlohnung von Fußballern, den Mindestlohn und Geld als Motivationshilfe. Alles außer Fußball – das Kolumnengespräch

Ich gehöre zu keiner Community Thomas Hitzlsperger über die Selbstbeweihräucherung von Fußballern, Communitys und provozierende Kritik von seinen Fans. "Alles außer Fußball" - unser Kolumnengespräch.

Wann Fußballer denken sollten "Der Psychologe ist ganz legitim": Thomas Hitzlsperger über die Schaffenskrisen der Profis, die Hilfe des Mentaltrainers und die Kritik an Mario Gomez. Das Kolumnengespräch

Jetzt stelle ich die Fragen Thomas Hitzlsperger übernimmt angesichts der Journalismuskrise die Initiative: "Alles außer Fußball" - unser Kolumnengespräch über Medien, diesmal mit kurz vertauschten Rollen

Die Kanzlerin braucht Unterstützung Thomas Hitzlsperger über den Wandel der CSU, Vertrauen in Politiker und seine Begegnungen mit Angela Merkel: "Alles außer Fußball" - unser Kolumnengespräch über Politik

Weitere E-Books

Impressum

Einleitung

Thomas Hitzlsperger schoss bereits über 40 Tore bei hochklassigen Vereinen, jedoch verliert er regelmäßig beim Memory spielen gegen seinen Neffen.

 

Dieses E-Book ist keine klassische Fussballerkolumne zum Tagesgeschäft, denn davon gibt es genug. Alles außer Fussball ist der Versuch Fussballer Fussball als gesellschaftliches Phänomen betrachten zu lassen. Thomas Hitzlsperger will seine Meinung sagen - beispielsweise zum noch zögerlichen Markt der Elektroautos und wie Fussball-Spieler zu Ihrem Auto stehen.

Dieses E-Book enthält 34 Artikel der Kolumne "Alles ausser Fussball" von Thomas Hitzlsperger. Zu dieser Kolumne ist zudem ein E-Book mit Artikeln von Philipp Lahm erschienen.

Hier finden Sie eine Übersicht aller E-Books von ZEIT ONLINE www.zeit.de/ebooks.

Hoeneß ließ er schreien
Kuhstall, Premier League, ein Hammer und einige Schweigeminuten: "Alles außer Fußball" - ein Porträt unseres Kolumnisten Thomas Hitzlsperger
VON STEFFEN DOBBERT

Da kommt dieser Typ. Jenseits der 60, Visitenkarten und vielversprechende Stimme, Spielerberater aus Australien. Lust auf ein Probetraining? Thomas Hitzlsperger ist neugierig. Anders als die Kollegen aus Schalke oder Dortmund haben die Jugendnationalspieler des FC Bayern vor der U-17-WM im Winter 2000 keinen Vertrag mit ihrem Klub unterschrieben. Thomas trainiert sechsmal pro Woche und bekommt im Monat 400 Mark Taschengeld. Nach der WM liegt das Angebot vor ihm im Faxgerät: eine Woche bei Aston Villa in Birmingham.

Bis zu diesem Winter waren seine Eltern glücklich, weil er alle Entscheidungen so getroffen hatte, wie sie es auch getan hätten. Gedrängt haben sie ihn nie. Zehn Jahre hat er, der kleine Thomas mit dem großen Wumms im Fuß, die Jugendmannschaften des FC Bayern durchlaufen. Im metallicblauen Passat hatte sein Vater ihn mindestens drei Mal pro Woche vom Bauernhof zum Training kutschiert. Erst hatten sich einige Mitspieler darüber lustig gemacht, dass er am Wochenende nicht mit dem Gameboy spielt, sondern im Kuhstall ausmisten hilft. Thomas sagte dazu gar nichts. Dann wurde das Team älter und der Konkurrenzkampf gemein.

Thomas setzt sich durch, bis in die A-Jugend. Als er mit der U-17-Nationalmannschaft zur WM fliegt, zählt er zu den Bayernspielern, die den Sprung zum Profi schaffen können. Vielleicht hätte er diesen Schritt auch so geschafft, wenn er in München geblieben wäre, ohne all die Unruhe. Vielleicht hätte er einfach so weitermachen können. Bauernhof, Training, Bauernhof, Training, Bauernhof, Spiel.

Vom Angebot im Faxgerät erzählt er seiner Freundin, einem seiner fünf Brüder und seinem Chef. Sonst keinem. Er fährt zum Flughafen Richtung Birmingham. Thomas müsse wegen seiner Ausbildung zum Bürokaufmann eine Woche in eine andere Filiale nach Berlin, sagt sein Chef, wenn seine Eltern oder jemand vom FC Bayern fragt.

Am ersten Tag geht der Amateurtrainer von Aston Villa mit den Spielern in eine Betonhalle. Sie sollen gegen eine Wand schießen. Früher, wenn seine Brüder nicht mit ihm Fußball spielen wollten, schoss Thomas oft im Futtersilo hinter dem Bauernhof seiner Eltern gegen die Wand. Manchmal so heftig, dass die Farbe abbröckelte. Dem Trainer gefällt diese Schusstechnik. Er sagt, der Schuss von “Herman the German“ ist ein “Hammer!“ Am nächsten Morgen bietet Aston Villa Thomas einen Vertrag an.

Als er mit dem Angebot in der Tasche in München landet, tobt der Jugendleiter des FC Bayern, sein Vater flippt aus, und dann der Termin mit Hoeneß: Was ist das für eine Art und Weise? Zu so einem Mittelklasseverein. Frechheit. "Du bist hier beim FC Bayern! Wenn es wenigstens Real Madrid oder Manchester United wäre!" Thomas Vater zuckt mit den Schultern: “Mir hat der Junge ja auch nichts gesagt.“ Thomas sagt nichts. Im August 2000 fliegt er nach Birmingham.

In England habe er angefangen, selbst zu entscheiden, sagt Thomas heute. Im Nachhinein war der Wechsel sein wichtigster Entschluss. Weil es in Birmingham eine Herausforderung war.

Bei den Profis sitzt er noch nicht einmal auf der Auswechselbank. Nach dem Abpfiff sammelt er die Socken der Spieler ein und sortiert ihre Wäsche. Wenn er unter der Woche bei den Amateuren spielt, verlieren sie regelmäßig. Der Trainer sagt nicht mehr “Herman the German“, er brüllt durch die Kabine: "Thomas, fucking, tidy up ...“ Thomas sagt nichts.

Er stellt sich die Frage nach dem Sinn, die Antworten plagen ihn, aber Aufgeben ist keine Alternative.

Dann kommt der neue Trainer für das Profiteam. Im Winter 2002 spielen sie gegen Manchester United. Wechsel in der 63. Minute: Thomas läuft aufs Feld, das erste Mal in der Premier League. Der große Wumms in seinem Schuss beeindruckt die Zuschauer. In der nächsten Partie spielt er von Beginn und wird zum “Spieler des Spiels“ gewählt. Die Profis klatschen mit ihm ab. Der Termin mit Uli Hoeneß liegt fast genau zwei Jahre zurück. Thomas sammelt keine Socken mehr.

Irgendwann in England sei er erwachsen geworden, sagt Thomas Hitzlsperger. Bei Aston Villa wurde er Stammspieler, Nationalspieler, Publikumsliebling. Immer wenn “Hitz the Hammer“ den Ball berührte, schrien die Fans “Shoooot". Die Reporter kamen und fragten, wann er zurück zum FC Bayern wechselt. Er begann, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen, nach fünf Jahren in Birmingham wechselte er zum VfB Stuttgart.

Heute geht er häufig zu Lesungen. Steigt in seinen Kleinwagen, fährt hin, hört zu, einfach so. Die Leute fragen dann, “Herr Hitzlsperger, was machen Sie denn hier?“ Er lacht dann, sagt, dass es doch ganz normal sei, sich in einer Buchhandlung für Bücher zu interessieren. “Na klar, stimmt!“, will man darauf antworten. Aber ist das so? Ein Profifußballer, der sein eigener Pressesprecher ist, der keinen flachen Fernseher besitzt, Daniel Kehlmanns Ruhm und Schweigeminute von Siegfried Lenz aus dem Stegreif kritisiert?

Als Lernfußballer hat ihn der Spiegel bezeichnet, weil er sich mit dem Mannschaftspsychologen ohne Vorbehalte unterhält, und weil er sich vor der WM 2006 einen Privattrainer suchte, um an seiner Fitness zu arbeiten. Vom Kuhstallausmisten zum Lernfußballer, könnte man sagen. Aber Thomas Hitzlsperger sagt solche Sätze nicht. Er sagt danke, bitte und manchmal auch gar nichts.

Die Sportschau ist deutsches Kulturgut
Die DFL wird nicht auf die Sportschau verzichten, sagt unser Kolumnist Thomas Hitzlsperger. Er rechnet dennoch damit, dass der Bundesliga-Fußball bald ins Internet zieht.
VON OLIVER FRITSCH

ZEIT ONLINE: Herr Hitzlsperger, haben Sie Kindheitserinnerungen an die Bundesliga in der Sportschau oder waren Sie zu jung?

Thomas Hitzlsperger: Dunkle. Ich bin eher mit ran auf Sat1 großgeworden. Dazwischen gab es … wie hieß das doch gleich?

ZEIT ONLINE: … Anpfiff mit Ulli Potofski, von 1988 bis 1991, auf RTL.

Hitzlsperger: Das konnte ich gar nicht gucken, Privatfernsehen bekamen wir erst in den Neunzigern. Generell war Fußballschauen aber ein Familienereignis, irgendwo lief das immer.

ZEIT ONLINE: Das Kartellamt erlaubt nun der DFL, auf Free-TV zu verzichten und Pay-TV zu stärken. Es könnte sein, dass der gemeine Fußballfan samstags erst ab 21.45 Uhr Fußball gucken kann. Das ist eine Bedrohung für dieSportschau. Ist es auch eine Bedrohung für die Bundesliga?

Hitzlsperger: Die Sportschau ist ein deutsches Kulturgut. Daher rechne ich mit Widerstand, und ich rechne damit, dass die DFL nicht wegen ein paar Millionen auf die Plattform Free-TV verzichtet. Die Fans sind es gewohnt, samstags kurz nach 18 Uhr Fußball zu schauen, das ist ihnen wichtig.

ZEIT ONLINE: Es könnte sogar sein, dass der Fußball ab 2013 ins Internet wandert. Dann gäbe es die Internet-Sportschau.

Hitzlsperger: Ich denke, dafür kommt die nächste Ausschreibung noch zu früh. Aber es ist eine Frage der Zeit. Die nachwachsende Generation ist ein anderes Medienverhalten gewohnt. Das Internet macht vieles bequemer, man kann auf Abruf schauen, man kann unterwegs auf dem Tablet oder Smart Phone schauen. Es wird sicher irgendwann kommen.

ZEIT ONLINE: Allerdings ist Deutschland noch digital gespalten. Auf dem Land fehlt die Bandbreite.

Hitzlsperger: Wie mir früher RTL. Es muss Ziel der Bundesregierung sein, möglichst alle Deutschen mit einer schnellen Internetverbindung auszustatten. Allein schon, um ihrem Bildungsauftrag gerecht zu werden. Dann kann man auch im Internet Fußball schauen, ohne Unterbrechung.

ZEIT ONLINE: Hätte es, langfristig gesehen, negative Folgen für den Fußball, wenn weniger Leute schauen würden? Ginge dem Fußball unwiderbringlich Publikum verloren? Man denke an das Beispiel Eishockey, das im Pay-TV fast verschwand.

Hitzlsperger: Fußball lässt sich nicht mit Eishockey vergleichen. Wenn die Zuschauer aber ausbleiben, wird zwangsläufig weniger Geld investiert, die Gehälter verringern sich, und die Qualität wird zurückgehen. Ehrlich gesagt glaube ich an solch eine Entwicklung kurz- und mittelfristig aber nicht.

ZEIT ONLINE: Die Sponsoren reagieren unterschiedlich auf die Pläne der DFL. Einige warnen vor einer Reduzierung der TV-Präsenz. Andere hingegen wollen errechnet haben, dass das Fernsehen nicht mal zehn Prozent der gesamten Sponsorenkontakte ausmacht, Print und Online viel wichtiger sind. Wissen Sie von Sponsoren, die sich vertraglich zusichern lassen haben, weniger zu zahlen, wenn die Sportschau entfallen sollte?

Hitzlsperger: Nein, vorstellbar ist es freilich. Es gibt bestimmt einige werbetreibende Unternehmen, die sich dagegen wehren. Aber sie sollten die neuen Chancen im Internet erkennen, sich auf den digitalen Wandel einstellen. Online sind die Bedingungen für das Marketing vielfältiger, der Verbraucher und seine Wünsche sind bekannter. Individuelle Werbung kennt man doch schon von Google und Amazon. Denkbar wäre, man schaut die Sportschau, oder wie immer die Sendung heißen mag, und wenn Gomez ein Tor schießt, wird sein Schuh eingeblendet ...

ZEIT ONLINE: …und ein Video, auf dem ein Facebook-Freund im Video diesen Schuh rezensiert ...

Hitzlsperger: …Social Commerce, Empfehlungshandel – das muss doch Marketing-Leute begeistern. Wir können in dieser rasanten Entwicklung nichts ausschließen.

ZEIT ONLINE: Angenommen, Vodafone überträgt bald die Bundesliga. Sehen Sie darin ein journalistisches Problem?

Hitzlsperger: Die DFL sollte darauf bestehen, dass das Angebot ein gutes Sendekonzept enthält, dass Spielern von Field Reportern kluge oder weniger kluge Fragen gestellt werden. Das darf nicht nur eine reine Abspielplattform sein.

ZEIT ONLINE: Vielleicht ist die DFL gar nicht an kritischem Journalismus interessiert.

Hitzlsperger: Das ist eine typische Frage (lacht). Die Leute wollen Journalisten, kritische Interviews. Die DFL weiß das.

ZEIT ONLINE: Andererseits ist die ARD selten als Systemkritiker aufgefallen, die Sache wirkt sehr eingefahren. Vielleicht käme mit neuen Leuten frischer Wind.

Hitzlsperger: Wahrscheinlich sieht man selbst nach einem Wechsel wieder dieselben Reporter, egal welcher Sender oder welches Portal das Rennen macht. Das war schon vor fünf Jahren so, als der unbekannte Sender Arena auf den Plan trat. Das wird auch so sein, wenn Youtube oder Yahoo die Bundesliga zeigen.

ZEIT ONLINE: Die Grenzen der Medien schwinden zurzeit ohnehin. Apple hat für dieses Jahr das Smart TV angekündigt. Schauen Sie jetzt schon viel Fußball auf ihrem iPad?

Hitzlsperger: Noch nicht. Aber mittlerweile lese ich Bücher auf meinem iPhone. Hätte ich vor ein paar Jahren auch nicht für möglich gehalten.

Last Christmas gehört irgendwie zu Weihnachten
Spielt das Radio den Klassiker von Wham, singt unser Kolumnist mit. Die Festtage verbringt er mit Memory-Niederlagen gegen seinen Neffen. Das Alles-außer-Fußball-Gespräch
VON OLIVER FRITSCH

ZEIT ONLINE: Herr Hitzlsperger, was würden Sie Ihrem Sohn zu Weihnachten schenken, wenn Sie einen hätten?

Thomas Hitzlsperger: Wahrscheinlich ein technisches Gerät: eine Playstation, eine Wii oder ein iPhone. Sicher wäre aber auch ein Buch dabei.

ZEIT ONLINE: Und pädagogisches Spielzeug, vielleicht was aus Holz?

 

Hitzlsperger: Kein Holz, aber Lego finde ich sinnvoll, das käme auch infrage. Das weckt den Ingenieur im Kind. Einige meiner Brüder waren da sehr gut drin, die bitte ich dann um Hilfe, wenn ich wieder einmal etwas nicht zusammenbauen kann.

ZEIT ONLINE: Erinnern Sie sich an ein schönes Geschenk, das Sie als Kind bekamen?

Hitzlsperger: Als ich neun Jahre alt war, schenkten mir meine Eltern einen Gameboy. Da war ich die folgenden Wochen und Monate ganz vernarrt darauf, legte ihn kaum noch aus der Hand.

ZEIT ONLINE: Sie sind Leistungssportler, haben Sie alle Tetris-Rekorde gebrochen?

Hitzlsperger: Sagen wir mal: Ich war schon ganz gut. Aber irgendwann wurde Tetris langweilig, und ich habe noch ein paar Spiele dazugekauft.

ZEIT ONLINE: Haben Sie sich auch über Schlafanzüge gefreut?

Hitzlsperger: Pullover und Socken gab es auch oft. Da hielt sich die Freude natürlich in Grenzen.

ZEIT ONLINE: Geschenke dieses Jahr schon gekauft?

Hitzslperger: Ja, fast alle. Die meisten übers Internet.

ZEIT ONLINE: Was denn?

Hitzlsperger: Kann ich nicht sagen, das sollen doch Überraschungen werden. Nur so viel, ich hab mir ein iPad gesichert, bevor Motorola den Verkauf stoppen konnte. Das werde ich jemandem schenken.

ZEIT ONLINE: Mit welchen Geschenken rechnen Sie?

Hitzlsperger:Kann ich auch nicht sagen, will ja niemandem die Überraschung nehmen. Wir Geschwister schenken uns untereinander nichts, dafür sind wir einfach zu viele.

ZEIT ONLINE: Freuen Sie sich auf das Fest oder sind Sie ein Weihnachtsmuffel?

Hitzlsperger: Ich freue mich. Das war bisher immer so und wird wohl auch noch lange so bleiben. Manchmal geht es etwas hektisch zu, aber auch das macht mir nichts aus. An Heiligabend und an den Feiertagen ist es dafür umso ruhiger.

ZEIT ONLINE: Wie und wo werden Sie feiern?

Hitzlsperger: Wahrscheinlich im Kreise der Familie in Bayern. Die Eltern kommen, die Geschwister und deren Familien. Das ist immer schön. Zusammensitzen, gutes Essen und Gesellschaftsspiele. Wenn ich aber gegen meinen Neffen wieder beim Memory verliere, bin ich schlecht drauf.

ZEIT ONLINE: Wie lautet Ihre Bilanz?

Hitzlsperger: Ich habe fast immer verloren, selbst als ich ihn austricksen wollte und die Karte versteckt habe. Das hat mich richtig gefuchst.

ZEIT ONLINE: Am 24. Dezember um 18 Uhr kommt das Land jedes Jahr für zwei Stunden zum Stillstand. Gibt es auf Ihrer Feier Rituale?

Hitzlsperger: Keine. Wir sind einfach froh, mal wieder zusammenzukommen. Übers Jahr sind wir alle viel unterwegs, ich vor allem. Es kam zwar schon vor, dass ein Weihnachtslied läuft oder jemand auf einem Instrument spielt, aber das kommt nicht jedes Jahr vor.

ZEIT ONLINE: Was gibt es zu essen?

Hitzlsperger: An Heilig Abend wird nicht groß gekocht, dafür am 1. Weihnachtsfeiertag. Meistens gibt es eine Gans.

ZEIT ONLINE: Wird gesungen?

Hitzlsperger: Nein, ich singe nicht. Höchstens mal, wenn Weihnachtslieder im Radio gespielt werden, wieLast Christmas von Wham. Eigentlich nervt mich das Lied, aber irgendwie gehört es zu Weihnachten dazu. I gave You my heart. But the very next day...

ZEIT ONLINE/Hitzslperger: …you gave it away.

ZEIT ONLINE: Auf der Weihnachtsfeier beim VfL Wolfsburg wurde weniger gesungen, eher der Marsch geblasen.

Hitzlsperger: Sie war natürlich getrübt durch die aktuelle sportliche Situation, von Besinnlichkeit konnte keine Rede sein.

ZEIT ONLINE: Verlaufen Weihnachtsfeiern von Fußballmannschaften in England anders als in Deutschland?

Hitzlsperger: In Deutschland läuft das sehr familiär ab. Die Frauen sind dabei, manchmal ist sogar die ganze Geschäftsstelle eingeladen. In England ist das komplett anders, es feiert nur die Mannschaft. Mit Aston Villa sind wir mal mit dem Bus nach London gefahren oder für eine Nacht nach Dublin geflogen. Das waren eher Weihnachtspartys. Herrlich!

ZEIT ONLINE: Details bitte!

Hitzlsperger: Es gibt eine eiserne Regel: Was immer auf der Weihnachtsfeier passiert, bleibt auf der Weihnachtsfeier.

ZEIT ONLINE: In England wird am 2. Feiertag, dem Boxing Day, Fußball gespielt. Wie fanden Sie das?

Hitzlsperger: Ich mochte es. Die Stimmung in den Stadien ist toll, aber ich konnte mich nur schwer daran gewöhnen, dass ich am 24. und 25. trainieren musste.

ZEIT ONLINE: Letzte Frage, der VfL hat schon wieder 4:1 verloren. Lässt Felix Magath Sie überhaupt an Weihnachten raus?

Hitzlsperger: Davon gehe ich aus.