Filippas Engel - eBook

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Mein Steckbrief

Name: Maria Filippa Johanna Fernanda Sayn-Wittgenstein

Augen: grün

Größe: 1.37

Geb.: Koblenz

4. August 1988

Jetzt ist es 7h morgens. Ich bin gerade aufgestanden und habe mein Bett gemacht. Leo und F.A. schlafen noch. Gestern ist F.A.s Kontaktlinse im Aug zerbrochen beim Tennis. Jetzt in zwei Stunden ist Tennis. Ich bin sehr gut im Tennis, nur die back hand kann ich nicht sehr gut, aber das werden wir schon schaffen.

Jetzt fällt mir nichts mehr ein. Ich schau aus dem Fens­ter, da, jetzt ist mir etwas eingefallen. Ich habe vor ein paar Tagen diese Schmetterlinge gesehen: Monarch, Segelfalter, Indisches Blatt, Kleiner Tiger. Und ich bin in einer Limousine gefahren. Jetzt ist Teresita wach. Vor ein paar Tagen habe ich Mrs. Bowman gesehen. Wir dürfen wieder bei ihr schwimmen und sie backt uns Cookies, nett, gell.

Mittag: Jetzt ist Tennis vorbei, wir wollten zu Mrs. Bowman gehen, aber Alison [Au-pair-Mädchen] wollte nicht. Man muss jemanden zum Nachschauen dabei haben, sonst darf man nicht schwimmen.

Nachmittag: Jetzt sind wir auf der Beach gewesen.

Alison erzählt uns gerade eine Geschichte: »Peter, Clarisa und Snow White with the dwarfs« [Schneewittchen und die Zwerge]. Wir hatten ein gutes Essen gehabt.

5. August 1988

Ich hab gerade mein Bett gemacht. Leo und F.A. schlafen noch, Sita auch. Es ist gerade 7:15. Bei mir liegt ein Foto von Mum and Dad. An Papi muss ich sehr denken. Er fuhr ein Autorennen und ich bin ja in United States of Amerika. Deswegen konnte ich es nicht sehen. Meine Schrift ist befriedigend. Ich kann, wenn ich wirklich will, ja wirklich will – ach, ich hab keine Lust mehr.

Abend: Jetzt gleich gehe ich und Leo zu Mrs. Bowman.

Ich schwim­me und schwimme und springe. TOLL, mein erstes Mal, dass ich in dem Jahr 88 bei ihr schwimme.

6. August 1988

Heute ist Tennis frei! Jipi! Mein Bett ist noch nicht gemacht. Jetzt ist es 8h 10 Min. Die Uhr ist von Mami. Ein bisschen Heimweh hab ich schon. Tante Isabelle ist gerade reingekommen und wollte Leo und F.A. aufwecken, aber der F.A. hat gesagt: Samstag, ich möchte ausschlafen.

Mittag: F.A. ist heute so motzig, man könnte es gar nicht glauben. Leonie hatte ihr Bett wunderschön gemacht, aber F.A. fand es scheußlich. Er hat ein Buch, davon hat er eine rote Folie, die ist weg. Geschieht ihm recht. Vielleicht gehen wir zu Mrs. Bowman, aber Leo muss noch zwei Briefe schreiben. Ich hasse Briefe schreiben.

Nachmittag: Wir waren gerade einkaufen, ich habe jetzt ein Paar Jeans und Spielgeld. T. Isabelle spielt Paddeltennis mit F.A. Gleich fahren wir. – 1 Stunde später – Jetzt gehen wir.

7.August 1988

Abend: Ich habe für einen Tag nicht mehr geschrieben, das Datum ist 7.8.88. Tschuldigung, aber ich habe das Buch nicht gefunden. Jetzt Schluss. Der F.A. war heute sooo gemein.

1992 – 1994


Es sind gut drei Jahre vergangen seit Filippas erstem Tagebuch. Ob sie während dieser Zeit Tagebuch führte, ist unsicher. Vermutlich begann sie erst wieder zu schreiben, als ihre große und viel bewunderte Schwester Alexandra, von ihr auch Alex, Ax oder später Alila genannt, nach dem Abitur zum Studieren nach Brüssel gezogen und Casimir (genannt Casi), mit dem sie das Zimmer von klein auf teilte, ins Internat gekommen war. Filippa hatte damit ihre wichtigsten Ansprechpartner verloren und brauchte das Tagebuch als Ersatz. Sicherlich wurde sie auch durch den Tod meiner Mutter und die Geburt ihres jüngs­ten Bruders Peter zum Nachdenken über Leben und Tod angeregt. Irgendwann fand sie das tägliche gemeinsame Abendgebet mit den Kleinen zu banal und wollte ihre eigenen Gedanken Gott vortragen, aber allein.

1992 wurde Filippa 12 Jahre alt. In diese Zeit fielen auch ihre ersten »großen Lieben«, die sie immer sehr ernst nahm. Es waren meistens viel ältere Vettern, in die sich Filippa abwechselnd verliebte. Je nach deren Aufmerksamkeit, der Häufigkeit der Briefe oder Telefonanrufe stieg oder fiel ihre Laune. So war sie manchmal himmelhochjauchzend, lustig, motiviert in der Schule, aber auch manchmal betrübt oder hatte schlechte Laune, die vor allem die kleinen Geschwister zu spüren bekamen. Wir Eltern nahmen diese Schwärmereien nicht zu ernst, und die Geschwister machten sich darüber lustig, vor allem wenn Filippa bei der Erwähnung des ein oder anderen Namens rot wurde.

In den Ferien verreiste sie nun häufiger ohne Eltern zu Verwandten ins Ausland, meistens zusammen mit ihrem Bruder Casimir. So war sie öfter auf dem Obertauern bei ihrer späteren Firmpatin zum Skifahren, in Spanien auf einer Finca in der Nähe von Toledo, sowie in Amerika. Dort besuchte sie neben ihrer Cousine Leonie (Leo) auch meine Schwägerin Teresa, die mit ihrer Familie zwei Stunden außerhalb von New York auf der »Top of the Hill«-Farm lebte. Juan, den zweitältesten Sohn, liebte unsere Fipsi wie einen Bruder.

Filippa schrieb ihre Tagebücher in dieser Zeit fast nur noch in Englisch, das sie mittlerweile recht gut beherrschte. Auszüge daraus wurden für dieses Buch ins Deutsche übertragen.

Gabriela Sayn-Wittgenstein

Vorbemerkung

Bitte lies das nicht!

Es ist wirklich sehr wichtig für mich, dass niemand man weiß, was in dieses Buch geschrieben wurde …

Danke, F.

[Das Wort »nicht« wurde von Filippa später durchgestrichen; das Wort »niemand« ersetzte Filippa später durch »man«.]

DU schaust hier rein? DU?!? Hast du keine Gewissensbisse? Okay, die Neugier! Ich sage dir nur, ich wusste, dass DU reinschauen wirst. Es steht nix drinnen, was escht ey interessant wäre. Also du willst trotzdem noch reinschau­en?!? Du glaubst mir nicht? Nochmal für die »Versteh-Tiefflieger«!: Also warum on earth SCHREIBE ICH DAS HIER VORNE DRAUF; WENN ICH NICHT WÜSSTE, DASS DU EH REINSCHAUST – Okay, aber das nächste Mal, falls du (wieder) reinschauen willst, tu es nicht und wage nicht, mir noch ehrlich in die Augen zu schaun!!! Danke.

P.S. Falls du doch reinschaust, bist du schon Mr. Nosy! Egal ob du ’ne Mrs. oder ein Mr. bist. Meine Schrift kannst du eh nicht lesen! (Hoffe ich doch)

Letzte Verwarnung! SCHLAG DAS BUCH ZU!

Stehst du so tief???

Ist dein Gedächtnis so mies, dass du es nötig hast, hier den Tagesablauf der letzten Tage nachzulesen?

– Nein? Dann trifft P.S. auf dich zu.

– Ja? Dann schaffe dir selbst so ein Buch an!

8. Januar 1992

Leider starb Amama vor einigen Monaten. Krebs! Sie hatte Depressionen. Ich war traurig.

Mami sagte mir, dass sie mir ein Geheimnis sagen wollte, und fragte ob ich dieses jenes behalten konnte und es niemanden weitersagen würde.

Ich sagte Ja!

Mami sagte: »Wir bekommen ein Kind!« Ich war so froh!

[Nachtrag 27. Juni 92:] Es ist Peter!

Na ja, morgen bin ich wieder in der Schule.

12. November 1992

Es ist der 12.11.1992. Well! Heute habe ich meine erste Pizza gebacken und sie ist geil. Aber essen tun wir sie erst morgen, weil heute Chaos total war! Also nicht wegen Chaos, aber ich habe um 5:00 angefangen und es ist ein Hefeteig!!!! (Man berechne die Geh-Zeit, ca. 1 1/2 Std.)

Also auf der Finca war es echt cool ey!?! Da war auch Christina!! Diese blöde Nuss soll mir endlich das Foto schicken, aber ich werde vergessen!

Gerade läuft das Ende von »Kashmir« (Led Zeppelin) und jetzt »When the levee brakes« (Tipp von M.)

Die Landschaft war echt super affengeil … auch dass ich jetzt dich [das Tagebuch] habe! Dir, mein Schatz, kann ich alles sagen (Applause!) – Kitsch und Co, Baubüro. Ach ja, Alex ist in Bruxelles, Belgien. Wow, nicht?!? Sie wohnt im Haus mit Stephanie, irgend so na Vivienne und Sandra. Kennen tu ich persönlich keine, obwohl ich’s gerne mal würde. Hmh. Mein Stift schmeckt vom Trouble [einer der beiden Hunde] vorgekaut escht wow. Bis moschä!

Freitag, 13. November 1992

Casi bekam einen blauen Brief! Geil ey! Meine Pizza wurde mit Begeisterung gegessen und bald kommt se – Alex!

Morgen gehen wir ins Kino, essen bei Mc Donalds und mein Gäddo Blaster wird zum (hin-) richten gebracht. Besser wär’s zum Tauschen! Dann ist Partytime im Stock. Es ist 11:20 in der Nacht, morgen Schule, Sch…, vor 3 Min. Haare gewaschen …

12. Dezember 1992

Jetzt hätte ich viel zu schreiben! Fangen wir mal an!

Es ist der – (?) Ah ja, der – Es ist der – Mein Gott, ich hab’s vergessen! Es ist der – Ich Trottel vergesse ja, dass ich die Uhr anhabe mit eingebautem Datum. Es ist der 12.12.92 – noch.

Heute war bis auf den Abend ein toller Tag. Ich war mit Mitch [Michelle Leversedge, Au-Pair-Mädchen aus Austra­lien] im Kino und bei Mc Donalds. Ich habe Schule geschwänzt … Das war so: Gestern bin ich (zum Glück!!) mit dem Kopf leicht gegen die Schulbank »gestupst« und habe laut F#!ck gesagt. Die S. (Lehrerin – dazu in Englisch!!!) glotzt mich doof an, ich sage Sorry und tu so, als ob ich SCHWEÄR verletzt wär. Die, die neben mir saß, schaut mich an und fragt (rhürend!), ob ich mir weh getan hätte. Ich so – äh ne – also – AU! Doch … Dann lag ich im Sanitätsraum – mit (zufällig?!) Tinsche, die eine meiner zwei besten Freundinnen ist. Kurz davor lag auch die andere meiner zwei besten Freundinnen dort! So’n Glück, aber kotzisch war mir schon!

 

Na ja, so lieg ich halt hier und es ist Punkt 12 Uhr! Geisterstunde! So’n Quatsch.

Na ja, heute Abend, nachdem Heintschi zu ’ner Fete gefahren war, glotz ich die Bambi-Verleihung: Lauter »nette« Leut’ – TATAAH, TATAAH, TATAAH – oder so, wie im Karneval.

13. Dezember 1992

Die Mme. Leberwurst [Au-Pair Mitch] nervt vielleicht. Räum das auf und das und das … Die einzigen zwei Wortgruppen, über die sie zu reden vermag, heißen: Aufräumen, Baby und immer brav und artig sein und gut aufräumen, natürlich auch fressen …

Der heutige Tag:

 Heinrich da

 Kirche

 Tafelspitz (Mittag)

 Jagd (Enten, Karnickel, Fasane, Tauben etc.)

 Crevettes avec courgettes dans une sauce mayonnaise – c’est 50/50 bon! La crevette est bon! La courgette est pas bon! Mais les crevettes schmecken wie Kaugummi.

 Et saumon et de Forelle avec limon, une paté de Forelle, jus de pomme et, et, et!

Ha ha! Gute Nacht!

14. Dezember 1992

 Bauchweh

 Kopfweh

 Schule

 Kopfweh

 Schule

 Püree, Würschtl, Sour-Krout, Mustard

 Quarkspeise

 Spaghetti Napoli

 Kopfweh

 Mathe bis 21:30h gemacht

 Bei Mitch donnert das Baby Phone gerade: zchzchzchzch

Heute Franze-Arbeit geschrieben, durchgekommen!!

1-Feeling. 2 Bücher auszufüllen, 1 Poesie Album, 1 Schulfreunde-Buch.

Na ja, so far so good. See ya! Buenas noches, alte Sau!

15. Dezember 1992

Soderle!

Freitag Mathe Arbeit!

Morgen (?!) English. Kein bisschen gelernt.

Pardon, Deutsch, da brauch ich nicht lernen. Inhaltsangabe.

Heute haben wir im Altenheim das Weihnachtsstück vorgespielt! Boa ey!

Danach hat Dirk Möllmeier angerufen und Mami geht dran:

M: Hallo, hier Dirk Möllmeier, kann ich ma’ dn’ Casimir?

Mami: Ja, Moment! Casi, da ist so’n Dietmar Müller am Telefon

Casi: Wer?

Mami: Dietmar Müller! …

Escht ey! Die hat Bohnen auf den Ohren!

Von der Alex muss morgen ein Brief ankommen.

Zwei Seiten nur! Die krischt de Kloppe!

10 Seiten schuldet sie mir dann.

Wenn ich Glück habe, werde ich zur Alex nach Bruxelles fahren, nächstes Wochenende bzw. dieses!!!

Brauch nur noch jemanden, der fährt. Gut, gelle!?!

Ich muss mir das Ausrufezeichen hinter jedem Satz abgewöhnen! Genau das meine ich. Ich habe mich beherrscht. Wow(!). Ich kanns. Na ja.

16. Dezember 1992

Ohne es vorher zu wissen, mussten wir heute auf der Burg das Weihnachtslied singen. Chaos total. Und dann die beknackten Anspielungen von Klirr [= Claire, neues Au- pair aus England]: »Filippa ist bloß sauer, weil sie heute spielen muss.« Dann knutscht se noch mit Sofia rum. Mmmhh! Ärmel-Kanal! Well!

Und die Liebe! Das Horoskop sagt zwar was, aber harmonieren, davon nichts. Ich kenn ja seinen Geburtstag, also auch das Sternzeichen!

Heute war Redaktionssitzung, auch ich hatte keinen der 4 Artikel fertig! Die werden alle noch härter in die Zange genommen!!!

»Hab heut keine Zeit! Morgen auch nicht! ….« Jedes mal so! Ach diese Ausrufezeichen. Ich kanns ja?!? Oder?

Na ja, we won’t be too disappointed, or? Because: Sage nie du kannst es niescht, alles kannst du, wills die Pfliescht!

Na ja. Irgendwie bin ich, bis auf Alex, von allen Verwandten und allen, die ich kenne, vergessen worden. Die Ax hat mir n’ Brief geschrieben!

DAS AUSRUFEZEICHEN!!!!!!!!!!!

Aber der Rest … entweder keine Zeit oder 10.000 Sachen zu besprechen … es variiert.

Na ja, also dann bis morgen! Hoffentlich träumst du (ich) was Nettes! Bussiii!

Bitte denke an die vier Artikel und an Alex (S.W.!) und an …! **

Bussi

18. Dezember 1992

Also: Ich schreibe für gestern!

1. Da war die Weihnachtsfeier auf der Burg!

2. Davor war Ballett – auch Weihnachtsfeier!

Danach ist ATTILA [= einer der Hunde] angefahren worden. Bis jetzt geht’s ihm noch – den Umständen entsprechend – gut!

Oben, von der Burg, hab ich die Alex angerufen, weil sie mich für dieses Wochenende eingeladen hatte.

Februar 1993

Also ich war am Wochenende in Bruxelles!

TOOOTAL GOT EY!

War im »Jeu d ’Hiver«. Bis halb 5 in der Früh!

Bei 3 1/2 Whisky cool und 4 Glimmis! TOOTAL NÜCHTERN! (ECHT!!!)

Habe so’n paar nette Leute kennen gelernt!

But I miss you!

Also die Ax ist da!

Also II (!!) ich bekomme eine …

… eine Brille.

Na ja! Einen Rahmen für meine Glas- äh crownjeweled eyes!!!(?!)!

Bussi – Bonne Nuit!

Date: something like the 18th of April 1993

Tja, dann mal so zum Besuch war M. da … schon wieder lange her. Papi hat ihn mit Casi beim Rauchen erwischt!! (What a good influence) Anyway …

Casi hat mit Freundin 5 Stunden (oder so ähnlich) telefoniert und …

Habe M. gestern abend geschrieben!

Als er hier zu Besuch war, habe ich so was wie 5 Stunden mit M. geredet, so über meine Familie (Mami, Papi, Ax, Casi) und ich, äh, er hat mier, nein mir, lauter Sachen gesagt, die er in unserer Lage tun würde. Ich glaube, es lohnt sich anzufangen so zu denken wie er … Er hat gesagt (here I agree!!) »Wenn man einem Kind alles erlaubt, ist der Charakter von vorneherein verdorben! Dann ist ein Kind zu verwöhnt …« (stimmt). Dann hat er so’n paar Sachen über mich gefragt … (muss ich gar nicht reinschreiben!). Am Ende sagt er nur: »Fipsi – ICH LIEBE DICH!« (Spinner!!)

Falls Du mein Buch gerade lesen solltest, dann muss ich Dir hier ein paar Worte widmen:

»DU BIST DER LIEBSTE SPINNER, DEN ICH KENNE«

(Das soll keine Liebeserklärung sein, sondern eine Tatsache.)

Höre gerade U2, »Joshua Tree« … (auf dieser halben Seite läuft »Bullet the blue sky«, auf der davor lief »With or without you«) »Into the arms of America«.

Jetzt läuft »Running to stand still«.

Morgen schreibe ich weiter …

P.S. Habe mein Zimmer umgeräumt.

Ich muss was beichten!

I’M IN LOVE.

19. April 1993

Also:

 Bin auf ein Fest eingeladen

 Das auf der vorhergehenden Seite gilt immer noch! (For ever …)

Ich habe beschlossen:

1.Ich verstecke das Tagebuch lieber ein bisschen besser!

2.Ich habe meinen Traummann gefunden! Nicht wahr?!

I am soo in love! With …!

Ich will ihn unbedingt wieder sehen!! An irgendeinem Wochenende, ja! Wir haben telefoniert! Er war ziemlich unhöflich! Ich fragte ihn, wie seine Reise gewesen sei? Und er sagte: »Ach, da hättest du bestimmt einen Schreck bekommen, und da hättest du bestimmt zu weinen angefangen …« Bin ich wirklich so eine Heulsuse?! Hoffentlich nicht! Dann sagte er: »Hör mal, Fipsi, ich habe da ein Problem!« – »Was denn?« – »Gerade kommt Fussball (!)…« Also, bin ich wirklich so doof, dass er glaubt, er könne mich so behandeln?!? – Was soll’s, ich liebe ihn trotzdem. Ich frage mich, wie er sich nach dem Anruf gefühlt hat! (gut, schlecht, schuldig …?) O Mann, ich vermisse mein M.-Schätzchen! Hoffentlich sehe ich ihn bald!

Ich geh am 29.–30. Mai auf ein Konzert:

ROCK AM RING 93, mit vielen wie Ugly Kid Joe, Faith no more, INXS und Robert Plant!!!

Ich gehe dort mit Casi und Freunden (?) hin!

SUPER EY VOLLE KANNE!! Freue mich schon!

Nite, 10th Nov. 93

And again Hi!

Morgen ist St. Martin. Das ist der Tag, an dem jeder mit einer Laterne durch die Straßen geht. Cool!! Ich werde Josi anrufen und fragen, ob sie mit mir zu diesem kalten Vergnügen gehen will. Heute habe ich einen Brief von meinem Lehrer Dr. W. bekommen. Darin steht, dass ich meine Hausaufgaben dreimal nicht gemacht habe, und das bedeutet eine Sechs. Da muss ich mir was einfallen lassen. Shit! Aber England rückt ja näher und näher. Am Samstag werden wir in Brüssel übernachten. Ich werde im Haus von Alex schlafen!!! Dann, am Sonntag, gehen wir in die Kirche, und danach fahren wir los nach England. Ich bin sooo glücklich!!!

Heute hat mir Ingrid wieder mein Bac-Deo gekauft. Es erinnert mich an Amerika, aber vor allem an die Zeit auf der Finca. Ich habe eine sehr gute Nase. Das heißt, ich rieche gut – Nein! Oder doch! – natürlich rieche ich gut, aber ei­gent­lich meine ich damit, dass meine Nase Gerüche sehr gut erkennen kann! Zum Beispiel waren heute Heinrichs Freun­de da und ich konnte sie riechen. Nicht schlecht, oder?

Ich habe einen Cousin, der ist 16, glaube ich. Vor zwei Jahren war er in mich verliebt, und manchmal glaube ich, er ist es immer noch. In den vergangenen zwei Jahren bin ich wirklich unfreundlich zu ihm gewesen, echt gemein. Ich weiß genau, normalerweise mache ich so was nicht. Aber ich werde einfach nervös, wenn ich bedrängt werde.

Okay, ist ja nicht so schlimm, wenn Männer so sind. Aber dann müssen sie gut aussehen und/oder intelligent und nett sein. Dann macht’s mir nicht so viel aus! Ich mag es nur nicht, wenn mich die Leute wie irgendso’n Mädchen behandeln – na ja, natürlich bin ich ein Mädchen – aber ich mag es nicht, wenn sie so tun, als wären sie mein Vater!

Genug Bullshit für heute.

Hatte heute in der Schule keine gulpys [= Zigaretten] dabei, morgen nehm ich welche mit (ganz sicher).

Bis dann. Gute Nacht

Flips

11. November 1993

Natürlich hatte ich keine dabei! Aber morgen ganz sicher. BESTIMMT! Ich habe sie schon in meine Schultasche gesteckt. Morgen, hat Mami gesagt, fährt sie mit mir nach Koblenz. Dann kaufen wir die neuen Jeans. Hoffentlich bekomme ich die Levi’s! Die passen mir am besten. Heinrich ist gerade angekommen. Er kommt ein bisschen zu spät!! Was ich eine Seite vorher geschrieben habe, das über die Männer und dass ich manchmal einfach nicht weiß, was ich machen soll: Jetzt kann ich ganz sicher damit umgehen. Ich habe früher schon mal überreagiert – Aber jetzt, wartet nur ab!!

Mami hat heute ein paar Sachen ausgemistet – Shit, meine Cassette hat sich gerade verheddert. Sting, nicht so schlimm … Also, Mami hat mir was von ihrem Modeschmuck gegeben. Einiges ist ganz schön, manches nicht so, aber »einem gschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul«. Ich weiß nicht, was ich noch schreiben soll. Was soll ich jetzt noch schreiben? Aber ich will doch wach bleiben, falls Heinrich ein paar Freunde mitgebracht hat, die noch heraufkommen wollen. Also, bis die wieder weg sind (ich weiß noch nicht einmal, ob Heinrich überhaupt Freunde mitgebracht hat), muss ich noch wach bleiben.

Bis dann, glaube nicht, dass sie raufkommen werden.

Gute Nacht

Flips

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