Seewölfe - Piraten der Weltmeere 692

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 692
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

Impressum

© 1976/2020 Pabel-Moewig Verlag KG,

Pabel ebook, Rastatt.

ISBN: 978-3-96688-114-2

Internet: www.vpm.de und E-Mail: info@vpm.de

Fred McMason

Der Tiger von Kanchipuram

Sie jagen den Tiger und werden selbst zu Gejagten

Immer vor dem Mittagessen befragte Thakazhi Pillai sein Orakel.

Dieses Orakel bestand aus einer Handvoll kleiner Knochen, die von einem indischen Wolf stammten. Thakazhi hatte diesen Canis lupus pallipes eigenhändig erlegt.

Bisher hatten die Knochen nichts Aufregendes gezeigt, aber als er sie diesmal über den Boden seiner kleinen Hütte warf, da blieben sie in einer merkwürdigen Anordnung liegen. Drei Spitzen der Knochen zeigten wie bei einem Dreieck in verschiedene Richtungen. Am Rande des Dreiecks lagen weitere Knochen zu einem kleinen Häufchen zusammen.

Thakazhi blickte erschrocken auf das Orakel, an dessen Zuverlässigkeit er keinen Augenblick zweifelte. Schließlich hatte das Orakel sein Schicksal immer genau bestimmt.

Diesmal bedeutete die Anordnung der Knochen den Tod …

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Die Hauptpersonen des Romans:

Thakazhi Pillai – benutzt eine Handvoll kleiner Wolfsknochen als Orakel und erfährt, daß er sterben wird.

Der Sultan von Golkonda – hält sein Versprechen und räumt der Königin von England Handelslizenzen ein.

Rabin – der Zuchtmeister auf der Sultans-Galeere erweist sich als Dieb und erleidet eine barbarische Strafe.

Old Donegal O’Flynn – hat einen Wahrtraum, mit dem er allen Leuten auf den Geist geht.

Philip Hasard Killigrew – steht Sudar, dem Menschenfresser, allein gegenüber und hat nur einen Schiffshauer gegen den Tiger.

1.

Der zweite Wurf zeigte fast genau das gleiche Ergebnis. Auch hier teilte ihm das Orakel den Tod mit. Irgendwann innerhalb der nächsten Tage würde sich sein Schicksal erfüllen.

Thakazhi sammelte schnell die Knochen ein und verstaute sie in dem kleinen Leinenbeutel.

Danach setzte er sich mit trübem Blick zum Essen nieder.

Auf dem kleinen Bambustisch lag ein frischgrünes Blatt einer Bananenstaude. Seine Frau, Kamalakshy, erschien und schöpfte aus irdenen Töpfen Curry-Ragouts, essigsaure Papaya und kleine geschmorte Fleischstückchen auf das Bananenblatt.

Draußen blies der Bhoot, ein trockener Staubwind, sein eintöniges Lied. Es war eine schmirgelnde Melodie aus disharmonischen Tönen, die sich anhörte, als riebe Sand gegen Sand.

Das schmale Gesicht des Mannes war verkniffen. Er nahm zuerst die Schale mit Wasser und trank sie leer. Sein Gaumen war staubtrocken wie der Bhoot, der um die Hütte blies.

Völlig verkrampft saß er dann vor dem Bambustisch und starrte aus leeren Augen auf das Essen. Er saß da mit nackten Beinen und nacktem Oberkörper, nur einen grauen und durchlöcherten Dhoti um die Hüften geschlagen.

„Was ist mit dir, Thaki?“ fragte seine Frau flüsternd. Das seltsame Gebaren ihres Mannes war ihr nicht entgangen. Sie nannte ihn immer Thaki, schon seit ihrer Kindheit, als sie sich mit sieben Jahren kennengelernt hatten.

„Mir ist nicht gut“, erwiderte Thaki heiser. Lustlos griff er mit den Fingern in den Reis, drehte ihn zu einem kugelförmigen Gebilde zusammen und stopfte es sich mit ein wenig Soße in den Mund.

Er fand, daß das Essen nicht schmeckte und ihm speiübel davon wurde.

„Was fehlt dir denn, Thaki?“

Sie war jung, hübsch, hatte langes, schwarzes und glattes Haar, das ihr bis über die schmalen Schultern fiel und war von jener Zierlichkeit wie die kleinen Antilopen, die er zu jagen pflegte, um seine Familie satt zu kriegen.

„Mir ist nicht gut, Kama“, wiederholte er. „Vielleicht liegt es an dem Bhoot. Immer wenn der Staubwind bläst, fühle ich mich nicht wohl. Ich vertrage ihn einfach nicht.“

Das war gelogen. Der Wind hatte damit nichts zu tun, aber er konnte Kamalakshy nicht sagen, was wirklich passiert war. Sie hätte sich furchtbar darüber aufgeregt.

„Du mußt trotzdem etwas essen.“

Sie sah zu, wie er lustlos den Reis zusammenformte und widerwillig in den Mund schob. Er kaute nicht mal, er schluckte es nur hinunter, als erweise er ihr damit einen Gefallen.

Kama sah ihn immer wieder besorgt an, und auch der kleine Sabu betrachtete seinen Vater, der heute ganz anders als sonst war.

„Hat das Orakel schlechte Zeichen gezeigt?“ fragte seine Frau schließlich.

„Das Orakel? Nein, nichts Besonderes. Es war wie meist. Ich gehe jetzt ein paar Bankivahühner jagen, werde nach Hirschziegenantilopen und dem Nilgau Ausschau halten, und wenn ich Glück habe, finde ich auch noch ein Honignest.“

„Wir haben noch für zwei Tage Reis. Außerdem verträgst du den Bhoot nicht. Geh lieber morgen.“

Sie sagte das sehr besorgt, doch er schüttelte den Kopf.

Er raffte seine Utensilien zusammen, das große Messer, den Speer und einen Haken zum Angeln. Als letztes nahm er einen Jutesack mit.

Er verabschiedete sich sehr hastig von Frau und Sohn, und er drehte sich gegen seine sonstige Gewohnheit auch kein einziges Mal um, als er die armselige Hütte verließ.

Dahinter befand sich ein Stück gerodetes Land, auf dem sie Pisang, Mango, Papaya und Gemüse anbauten. Sie hatten auch ein kleines Reisfeld, außerhalb, am Fluß, einem winzigen Nebenarm des Penner, der so viel oder so wenig Wasser führte, daß es zur Bewässerung von ein paar kleinen Reisfeldern gerade ausreichte.

Er ging an den Pisangstauden und den Mangobäumen vorbei und schritt zügig aus.

Die Sonne stand hoch über ihm, und der staubige Bhoot blies ihm unaufhörlich ins Gesicht. Er brachte trockenen Sand und Staub aus den nördlichen Hochebenen des Andhra Pradesh mit und trug ihn nach Osten bis hinüber in den Golf von Bengalen.

Außer Sichtweite seiner Hütte, nur von der trockenen Einsamkeit umgeben, setzte er sich auf einen Stein und dachte über sein künftiges Schicksal nach.

Er würde sterben, das war sicher. Aber er fragte sich, wie ein Mann seines Alters wohl sterben mochte. Er war jung, gesund und kräftig.

Als er all die Möglichkeiten überschlug, erschrak er doch heftig, denn es waren unglaublich viele.

An einer Krankheit würde er in den nächsten Tagen nicht sterben, das konnte er ausschließen.

Er konnte aber von einer Kobra gebissen werden, wenn er zufällig in die Nähe einer ihrer Nesthügel geriet, in denen die Weibchen die Eier bewachten. Das war ein ziemlich schneller Tod. Einige der Einwohner aus dem kleinen Dorf waren der Kobra zum Opfer gefallen.

Ein umstürzender Baum konnte ihn erschlagen. Ein tollwütiger Wolf konnte ihn angreifen. Er konnte den aggressiven Riesenbienen zum Opfer fallen. Wilde Elefanten konnten ihn zu Tode trampeln. Es war erschreckend, wie viele Möglichkeiten es gab.

Weiter oben an den Flüssen sollte es Panzerechsen geben, so hatten die Leute erzählt. Krokodile, die plötzlich aus dem Wasser auftauchten und ihre Opfer rissen. Aber er hatte noch keine gesehen, und so weit hinaus wollte er auch nicht gehen.

Erst seit heute, als ihm das Orakel den Tod angekündigt hatte, wußte er, wie gefährlich das Leben in seiner Umwelt war – und daß ein guter Geist ihn bisher immer beschützt hatte.

Jetzt sah das alles ganz anders aus. Der Geist hatte sich von ihm abgewandt und überließ ihn dem Tod.

Angst kroch in ihm hoch. Er packte seine Utensilien fester und sah sich nach allen Seiten um.

Weit und breit war er allein. Auf der linken Seite begann der dichte Dschungel, weiter hinten gab es Bambuswälder und zu seiner rechten Seite erstreckte sich sumpfiges Gelände. Den Sumpf hatte ein Wasserlauf geschaffen, der weiter östlich in einen Weiher mündete, wo die Leute aus dem Dorf ihr Wasser holten. Am späten Abend fanden sich hier auch Affen, Antilopen und der Nilgau ein, um zu trinken.

Und manchmal fand sich auch Sudar ein – Sudar, vor dem die Leute Angst hatten und zitterten.

Als Thaki an Sudar dachte, krampfte sich sein Magen zusammen, und er stand hastig von dem Stein auf.

Nervös sah er sich wiederum nach allen Seiten um. Hoch über ihm kreisten ein paar Vögel, die sich immer höher in den Himmel schraubten.

Im Dschungel knackte es leise, und er packte seine speerähnliche Waffe fester. Aber er sah kein Tier außer den Vögeln.

Sudar, hieß es, sei ein Menschenfresser, ein fürchterlich großer Tiger, der hauptsächlich Menschen riß. Die Menschen waren meist nur mit kleinen Speeren oder einem Bogen bewaffnet, und sie konnten nicht so schnell flüchten wie das Wild.

 

Sudar schien das sehr schnell begriffen zu haben, und offenbar hatte er Gefallen an seiner ungewohnten Nahrung gefunden.

Innerhalb der letzten zwei Jahre waren mehr als zwanzig Menschen aus dem Ort verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Man hatte lediglich einmal einen Oberschenkelknochen und Blutspuren im Gras gefunden.

Einer wollte Sudar einmal gestellt haben. Er hatte einen rostigen Säbel dabei und damit zugeschlagen, als der Menschenfresser gerade zum Sprung ansetzte. Er hatte das rechte Ohr des Tigers getroffen und ein Stück daraus herausgefetzt.

Aber der Mann, der das erzählt hatte, galt im Ort nicht gerade als vertrauenswürdig, und so fehlte immer noch der letzte Beweis.

Allerdings war auch Vieh an den Tränken gerissen worden, doch bis auf wenige Blutspritzer hatte sich keine Spur gefunden.

In die Fallen, die man schließlich aufgestellt hatte, war der schlaue Tiger ebenfalls nicht gegangen. Er schien eine sehr feine Witterung zu haben.

Auch am Weiher und bei den Tränken hatten sie Sudar schon aufgelauert, gleichfalls ergebnislos. Er war wie ein Phantom, das zuschlug und auf geheimnisvolle Weise wieder verschwand. Mit ihm verschwanden auch jedesmal Männer, Frauen, Kinder oder größere Haustiere.

Anfangs hatte sich Thaki vorgenommen, diesen blutrünstigen Räuber zu jagen, doch er war kein Held, und beim Anblick eines anderen herumstreifenden Tigers hatte er blitzschnell die Flucht ergriffen. Dabei hatte der Tiger keinerlei feindliche Absichten erkennen lassen. Er schien beim Anblick des Menschen genauso verstört zu sein wie Thaki.

Mittlerweile hatte sich Thaki eine knappe Meile von seiner Hütte entfernt.

Der Bhoot wehte hier nicht mehr so sandig. Einen Teil des Staubes schluckte der immergrüne Regenwald.

Etwas später sah er den Nilgau und vergaß in seiner Aufregung darüber das Orakel.

Der Nilgau, der auch Blaubull genannt wurde, stand vor einer Einbuchtung des Dschungels, wo saftige Gräser wuchsen. Der Waldbock, der zu den Antilopenarten gezählt wurde, schien ein Einzelgänger zu sein, oder er hatte sich von der Herde abgesondert. Unbekümmert äste er und wandte nur hin und wieder den rindähnlichen Schädel.

Thaki blieb wie erstarrt stehen. Hohes Gras verbarg ihn vor den Blicken des Nilgau, und auch der staubige Wind stand günstig für ihn. Der Bulle konnte ihn nicht wittern.

Sehr vorsichtig pirschte er sich an. Messer, Sack und Haken legte er auf den Boden, um die Hände für den Speer frei zu haben.

Der Nilgau konnte ihn auf keinen Fall wittern, und doch hörte er ganz plötzlich mit dem Äsen auf. Der rindähnliche Schädel hob sich, die Augen blickten erstaunt und verwirrt zugleich.

Thaki blieb immer noch wie erstarrt stehen. Er blickte sich nur aus den Augenwinkeln mißtrauisch um und wunderte sich über den Blaubull, der noch mißtrauischer als er zu sein schien.

Das Tier schien doch etwas gewittert zu haben, traute sich aber noch nicht, zu flüchten. Es stand jetzt unentschlossen da. Die stark abfallenden Hinterläufe zitterten ein wenig.

Das Gras, in dem Thaki stand, bewegte sich wie Wellen, als der Bhoot stärker darüber strich. Wie eine Woge rauschte es auch, die der Wind vor sich hertrieb. Dabei bogen sich manche Gräser bis tief auf den Boden.

Der geduckte Schädel fiel in dem Gras daher kaum auf, weil er fast die gleiche Farbe hatte. Thaki sah erst die Streifen und schließlich die Augen.

Sie waren bernsteinfarben und blickten ihn ruhig an. Der Tiger sah direkt friedlich aus, und er erweckte außerdem den Eindruck, als könne er keinem Menschen etwas zuleide tun.

Der Anblick dieser Großkatze lähmte ihn. Er hatte den Speer halb erhoben, vermochte ihn aber nicht zu bewegen.

Deutlich sah er das rechte Ohr des großen Tigers, der geduckt im Gras lauerte und es wohl auch auf den Nilgau abgesehen hatte.

Von dem rechten Ohr fehlte ein handtellergroßen Stück.

Kein Zweifel – es war Sudar, der Menschenfresser!

Auf der anderen Seite schien der Nilgau etwas gemerkt zu haben. Noch einmal hob er den Schädel. Dann raste er plötzlich davon und verschwand hinter der Einbuchtung des Dschungels.

Thaki war mit dem fürchterlichen Raubtier allein. Die Großkatze hatte nur einmal ganz kurz den Schädel gewandt, als der Nilgau flüchtete. Zuerst sah es aus, als wollte sie hinterherjagen, doch sie überlegte es sich anders.

Diese Beute konnte ihm nicht entgehen, das wußte der Tiger, der über die Zweibeiner eine Menge Erfahrung gesammelt hatte.

Thaki drehte den Speer jetzt unendlich langsam in Richtung des Tigers, der ihn unverwandt anstarrte. Er wußte, daß er kaum eine Chance hatte, denn er zitterte so stark, daß er den Speer kaum halten konnte.

Ebenso unendlich langsam wich er einen Schritt zurück, gleich darauf einen weiteren.

Er hatte nur dann eine Chance, wenn es ihm gelang, den äußeren Rand des Dschungels zu erreichen. Dort gab es so viele Bäume, daß er auf einen flüchten konnte. Doch bis zum Dschungel waren es mindestens zweihundert Schritte.

„Zerstöre ihn, Schiwa“, flehte Thaki mit versagender Stimme. „Du hast mir immer geholfen, hilf mir auch jetzt.“

Ein neuerlicher Windstoß durchkämmte das Gras und ließ es wieder wie eine heranrollende Woge rauschen.

Der Tiger blieb unbeweglich stehen, als sei er eine Attrappe. Auch die Augen blickten friedlich und ruhig.

Vielleicht will er gar nichts von mir, dachte Thaki nach dem fünften oder sechsten Schritt. Es kann ja sein, daß er erst kürzlich Beute gerissen hat und nun satt ist.

Die Angst saß ihm übermächtig in den Knochen, und bei jedem kleinen Schritt rückwärts zitterte er stärker, bis er sich vor Angst kaum noch auf den Beinen halten konnte.

Jetzt hatte er etwa zehn Schritte zurückgelegt, als sich der mächtige Schädel mit dem zerfetzten Ohr ruckartig bewegte.

Sudar tat zwei schnelle Sätze und kauerte sich dann ins Gras, sein Opfer dabei wieder unverwandt anstarrend.

Damit hatte er mühelos die Distanz zurückgelegt, die auch Thaki in seiner Angst geschafft hatte.

Schweiß perlte in dicken Tropfen von seiner Stirn. Sein Atem ging flach. Gehetzt sah er sich nach einer Möglichkeit um, noch schneller zu entwischen.

Es gab keine, höchstens die, daß er losrannte. Aber gerade das würde den Tiger vielleicht reizen, wenn er flüchtete.

Das alte Spiel wiederholte sich. Ein paar tastende Schritte zurück, wieder ein paar, bis die Distanz schon fast zwanzig Meter betrug.

Der Tiger erhob sich aus seiner kauernden Stellung und tat zwei schnelle Sprünge, als wolle er mit dem Inder Katz und Maus spielen.

Das hielten Thakis Nerven nicht mehr durch. Sein Körper war in Schweiß gebadet, seine Knochen aus Gummi, und im Schädel hämmerte es wie verrückt. Seine Nerven vibrierten, und er drehte durch.

Er warf den Speer weg, drehte sich um und stieß einen wilden Schrei der Angst aus. Gleichzeitig rannte er los, und er rannte so schnell wie noch nie in seinem Leben.

Vor sich sah er den rettenden Wald, zum Greifen nahe, und doch so unendlich weit entfernt für einen Mann in seiner Lage. Während er laut schreiend um sein Leben rannte, waren alle seine Sinne ganz besonders empfindlich und wach. Er hörte den Tiger – oder glaubte ihn zu hören, wie er durch das Gras raste.

Mit letzter Kraft drehte er sich um und wandte schnell den Kopf. Er hatte sich getäuscht.

Sudar war mehr als fünfzig Schritte entfernt und äugte wie interessiert in seine Richtung.

Thaki ließ mit einem wilden Schrei die Luft aus seinen Lungen. Nur noch zwanzig, dreißig Schritte, dann war er im Dschungel.

Das war der Augenblick, in dem Sudar zum Sprung ansetzte. Der Tiger duckte sich und fegte los, geschmeidig, unglaublich schnell und vor Kraft strotzend. Fast spielerisch legte er die Strecke mit ein paar schnellen Sätzen zurück.

Diesmal trogen Thakis Sinne nicht, als er abermals gehetzt den Kopf wandte.

Die große, gefährliche Katze raste heran. Es gab kein Entrinnen und kein Ausweichen mehr. Die Distanz schrumpfte schneller zusammen, als Thaki denken konnte.

Er versuchte noch, sich zur Seite zu werfen. Dabei sah er den Tiger immer größer und riesiger werden, sah das fürchterliche Gebiß und die breiten und starken Pranken, die wie Keulen durch die Luft hieben.

Mit einem wilden Knurren erreichte ihn der erste Prankenhieb und wirbelte ihn durch die Luft.

Thaki fühlte einen stechenden Schmerz durch seinen Körper rasen, einen so wilden Schmerz, daß er ihm fast die Besinnung raubte.

Er schrie laut und gellend, in der Hoffnung, Sudar möge dadurch erschrecken und von ihm ablassen. Doch was der riesige Tiger erst einmal in den Pranken hatte, das ließ er auch nicht mehr los.

Ein zweiter Prankenhieb fuhr über seinen schmerzenden Rücken und riß ihm die Haut auf. Diesmal schrie Thaki instinktiv. Und ganz plötzlich erwachte so etwas wie Kampfgeist in ihm.

Er wollte nicht von diesem blutrünstigen Monster gefressen werden.

In seiner Todesangst entwickelte er erstaunliche Kräfte und mobilisierte Reserven, die er selbst nicht für möglich gehalten hätte.

Trotz seiner unerträglichen Schmerzen wirbelte er herum und fetzte dem Tiger beide Hände wie Krallen durch die Augen.

Ein fürchterliches Fauchen war die Antwort. Die große Katze fuhr brüllend zurück, schlug dann aber wieder zu.

Thakazhi Pillai wurde von einem mörderischen Hieb getroffen. Der Prankenschlag war so gewaltig, daß er ihm augenblicklich das Genick brach.

Der Tiger schleppte seine menschliche Beute ein paar Schritte weiter und stürzte sich voll Heißhunger auf sie.

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