Im Gang nach vorn

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Im Gang nach vorn
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Helmut Lauschke

Im Gang nach vorn

Das Dasein der Menschheit steht auf dem Spiel

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Inhalt

Hügel

Ein Felderlebnis

Meißelgeschichte

Vieles ward dem Menschen geschenkt

Raphael kehrt von der Wanderung zurück

Wir treten auf Scherben

Über der Ferne hängt Rauch

Das Gefühl

Die kleine Stadt

Stürme toben von den Seiten

Am Ende der Träne

Wie das Unglück so das Glück

So ist’s der Mensch

Zur Gebrechlichkeit des Lebens und der Gerechtigkeit

Es ist schon schlimm

Die Angst

Es gibt die Armut und die Magerkeit

Von der Sprache des Bösen

Vor dem Ende und der Bildungsmangel

Der Mensch und die Gebrechlichkeit

Menschen in den Löchern und Gräben des Elends

Das Virus und die Macht des Tötens

Dinge der großen und der kleinen Bedeutung

Die Zeichen steigen und fallen

Vom Schlucken des Virus

Der Anstand geht bis in die Genetik

Das Verlorengehen der großen Werte

Vom verkehrten Verstehen

Das Virus zieht den Strich

Offenheit ist mit dem hohen Risiko behaftet

Von Häusern und dem fehlenden Dach

Unmenschlichkeit und der Aufschrei

Vom Taubhalten der Ohren

Unerwartet

Zum Gebot der Ethik und Verantwortung, Intuition der Sittlichkeit

Wenn Sterbliches in die Unsterblichkeit mündet

Impressum neobooks

Inhalt

Im Gang nach vorn

Das Dasein der Menschheit steht auf dem Spiel

Hügel Ein Felderlebnis Meißelgeschichte Vieles ward dem Menschen geschenkt Raphael kehrt von der Wanderung zurück Wir treten auf Scherben Über der Ferne hängt Rauch Das Gefühl Die kleine Stadt Stürme toben von den Seiten Am Ende der Träne Wie das Unglück so das Glück So ist’s der Mensch Zur Gebrechlichkeit des Lebens und der Gerechtigkeit Es ist schon schlimm Die Angst Es gibt die Armut und die Magerkeit Von der Sprache des Bösen Vor dem Ende und der Bildungsmangel Der Mensch und die Gebrechlichkeit Menschen in den Löchern und Gräben des Elends Das Virus und die Macht des Tötens Dinge der großen und der kleinen Bedeutung Die Zeichen steigen und fallen Vom Schlucken des Virus Der Anstand geht bis in die Genetik Das Verlorengehen der großen Werte Vom verkehrten Verstehen Das Virus zieht den Strich Offenheit ist mit dem hohen Risiko behaftet Von Häusern und dem fehlenden Dach Unmenschlichkeit und der Aufschrei Vom Taubhalten der Ohren Unerwartet Als folgen Gänge den Gesetzen Zum Gebot der Ethik und Verantwortung, Intuition der Sittlichkeit Wenn Sterbliches in die Unsterblichkeit mündet

Hügel

Grau und kahl stehen die Hügel, unter deren Decke jene liegen, die sie bepflanzten, Bäume setzten, von denen Reste verkrüppelt mit zerschossenen Ästen noch stehen.

Über die Hügel hat sich das Schreituch gelegt, ein dickes Tuch, das Menschen zusammengeschrien haben, bevor sie umgestoßen, erschlagen und verscharrt wurden. Rotbraun sind die Spuren ihrer Schreie, toskanisch zum Gefäß gerundet und erhöht. Höher als die Türme von Menschenhand gebaut durchstößt es die Wolkendecke und ragt weit in den Himmel hinein. Das obere Ende ist von unten nicht mehr zu erkennen.

Außen am Gefäß hat der Künstler Majograsso die Erschaffung und das Wirken von Menschen aufgemalt, anders, aber nicht kleiner als die in der Sixtinischen Kapelle von Michelangelo, wo auch Menschen mit ihren Werken zugange sind.

Im Gefäß stecken keine Blumen für den Himmel, sondern Menschen wie du und ich, die sich in endlosen Lagen bis in den Himmel liegen, weil sie das Schreituch über den Hügeln erstickt hat; weiter oben helfen sie sich gegenseitig auf. Von denen, die sie unters Schreituch brachten, erwarten sie keine Hilfe, weil die sich an der Not und am Menschen vergreifen und sich ihrer Stärke an Wehrlosen noch rühmen.

Auf den Kontinenten überziehen Schreitücher die Hügel von Toten. Die Spuren werden im Rotbraun der toskanischen Erde, den Rückständen des verklungenen Requiems von den Untergangschören gesungen.

Der Planet ist voll von Hügeln gestopft mit Menschen, denen das Schreituch übergezogen wurde. Auf den Hügeln verwirren die rotbraunen Pfade. Man hört die Schreie bis in den Schlaf hinein, die einen zu ersticken drohen. Was ist das für ein Menschenfleiß, der sich nicht stoppen lässt!

Ein Felderlebnis

Wind wogt über Felder, dass der Keimling im Boden zittert. Der Sturm schlägt hochstehendes Getreide nieder und macht das Schöpfungswerk zunichte.

Das Kind fragt den Vater auf dem Felde, was es bedeutet. Der Vater schüttelt den Kopf, dass das Kind Tränen in die Augen bekommt. Der Vater nimmt das Kind an die Hand und sieht auf das zerzauste Feld. Er sagt, dass es nicht gut mit der Ernte gegen den Hunger steht.

Die Kinderhand drückt die Hand des Vaters, die ihm den Mut eindrücken will, der sich mit Worten nicht eindrücken lässt. Der Vater ist gerührt und setzt sich auf den Boden. Er nimmt das Kind auf den Schoß und streicht ihm mit der rauen Hand über den Kopf.

Er sagt es mit wenigen Worten, dass die Natur so einfach nicht ist, dass man älter werden muss, um sie zu verstehen.

Das Kind hält den Blick aufs verwüstete Feld und fragt den Vater, ob das an den Menschen liegt, die nicht immer gut zu den Kindern sind. Das verschlägt dem Vater die Sprache, der sich wundert, woher das Kind das weiß. Sie gingen ins Dorf zurück und schwiegen; sie nahmen den stummen Weg zurück.

Das verstand das Kind; es fragte nicht weiter und hörte auf die tiefen Atemzüge des Vaters.

Meißelgeschichte

Dem Herbst gehört die Frucht. Auch wenn sie bitter schmeckt, sie belohnt den Fleiß der Arbeit. Jahre und Furchen sind im Gesicht und in den Händen ‘eingemeißelt’. Es ist die Meißelgeschichte, die im Leben ohne Ende ist.

Jahresnüsse werden geknackt, dabei werden hirnige Kerne aus der Schale befreit, dass die Zeit mit dem Momentum kommt und das Perpetuum mobile freisetzt. Es ist ein kühnes, virtuoses Unterfangen.

Nur dem Lebenden gilt das Ende, solange er zwischen Kopf- und Fußende steckt, staunend vor dem Kreis steht und den Punkt betrachtet, der als Doppelpunkt von Anfang und Ende herumkreist, ohne ihm aufsitzen und auf ihm aufsteigen zu können.

Die Gestalt passt nicht in den Punkt, der Ausgeformtes nicht aufnimmt, das dem Ende entgegenaltert, was dem kreisenden Punkt der neuen Werdemöglichkeit vorbehalten bleibt.

 

Die Gestalt ist Frucht, und die Frucht ist vergänglich, dass man sie pflücken muss, wenn sie reif ist. Ein zeitliches Darüberhinaus gibt es nicht.

Der Kern gehört in den Boden, damit der Keimling sprossen kann, dem der Kern den Seinsgrund gibt und dabei selbst zugrunde geht.

Es ist die Meißelgeschichte, die im Gesicht und in den Händen zu lesen ist.

Vieles ward dem Menschen geschenkt

Mancher wurde reich, doch nicht hilfreich, dazu fehlen Einsicht, Fleiß und Würde und Mut. Denn was er schafft, ist oft eckig und klein, als hätte er den Sinn für’s Große im Sein verloren, das ihn unterscheiden soll von den anderen Wesen, die wir sehen, ob wir sie kennen und achten.

Wie der Mensch auch sei, er sollte sich der Mühe unterziehen, vor dem, was gut ist, nicht zu fliehen, denn wie sonst kann er das Böse lassen, dass sich die Völker hassen bis tief in den Charakter der Traditionen hinein, wo schon der kleinste Ansatz stolpert am Stein, der in Feindseligkeit über Generationen ausgelegt ist. Es ist das gestörte Verhältnis des Menschen zum anderen Menschen.

Der Mensch sei groß im Herzen, auch wenn er körperlich klein erscheint, sein Blick soll ein Blick der funkenden Herzlichkeit und Hilfe sein. Es ist die tätige Empfindsamkeit in der Geradheit des Helfenwollens, was ihn von den andern ihm bekannten Wesen unterscheidet.

Der Artenreichtum im Helfenwollen ist die Besonderheit der Güte, die ihn auszeichnet, auch wenn er auf die Auszeichnung nicht achtet, denn die Geradheit ist im Charakter tief verankert als das Geschenk, das ihm die Schöpfung auf den Weg gegeben hat, dass er auf äußere Auszeichnungen nicht angewiesen ist, sie vielmehr als lästig empfindet.

Raphael kehrt von der Wanderung zurück

[Nach seiner Rückkehr sieht Raphael in der Ferne die Stadt seiner Jugend unter der aufgehenden Sonne]

Raphael :

Näher, immer näher rückt das Ziel, weit war der Weg, die Füße bezwangen viel. Es waren keine asphaltierten Straßen, Dornen, rostige Nägel und Löcher gab es über die Maßen.

Lang war der Marsch über endlose Weiten, Stück für Stück verlor sich der Mensch nach beiden Seiten, denn da lagen sie frei oder in geschaufelten Gräben, sie waren vertrocknet, bevor wir das letzte Wasser gaben.

Unzählbar waren die Füße, als sie begannen die ersten Schritte, als die Fußsohlen rissen, sich erhitzten, kamen gleich die Tritte über Kreuzungen und Straßen durch Dörfer und Städte.

Wir hörten sie, wie sich jene die Wette flüsterten, als die rohe Kraft sich ins Maßlose steigerte und einer vor Erschöpfung sich weigerte, die auch uns von Tag zu Tag mehr befiel, erhielt der Eine gnadenlos vom Wächter den letzten Schlag.

So lichtete sich allmählich die unübersichtliche Menge, es kürzte sich von Nacht zu Nacht die Kolonnenlänge. Dazu brachten Hunger und Durst die schnellere Auswahl, Frost und Fieber gaben schnell die nächste Qual.

Stolz erhoben sich die Köpfe mit dem Totenkopf, für uns gab es abends gesalzene Wassersuppe im Topf, wir standen zerlumpt, verdreckt und beschmiert, suchten vergebens, wo sich in der Suppe das Fettauge verliert.

So stieg von zerrissenen Füßen bis zu den Herzen hoch die Trauer, tatsächlich kamen auch wir hinter die Mauer, wo sich unüberwindlich verklemmte das große Heimweh, als der Lagerboden gefroren und überzogen war von neuem Schnee.

Es war, dass eisige Winde über hungrige Mägen wehten, da waren noch keine Fußspuren in den Schnee getreten, schien zumindest der Boden friedlich eingefroren, als sich Nächte und Tage nacheinander verloren.

Dann kamen sie, die gefürchteten Transporte, von Angst geplagt durchfuhr ich im Waggon die Pforte mit den vielen andern und dem Wenigen, dem letzten Gut. Da packte auch mich unentrinnbar die schnelle Flut auf dem Bahnsteig der menschentrennenden Rampe.

Einer mit weißen Handschuhen und Reitstock entschied bei trüber Lampe über Leben und Tod im milden Wind, der sich süßlich hin und her bewegte, bis sich das Letzte, zunächst als Mensch, dann als Opfer legte.

Beim Opfergang stachen Ohnmacht und Trauer tief in die Herzen, da gab es den Schlaf schon längst nicht mehr. Die Augen waren trauerverschleiert und erwartungsmatt, denn hier gab es den jähen Abbruch mit dem qualvollen Ende.

Hier, wo die Wände der Tränen mit Gebeten gepolstert waren von der versagten Hoffnung, sie war bereits ausgeprügelt und in den Erstickungsqualen zerkratzt und anderswie beschmiert.

Dennoch, sei Du geküsst, und gedankt sei dir für deine Liebe. Verzeih, wenn im Ekel von Blut und Mord verspuckt ich gebrochen bin, zerschlagen, gekränkt, verworfen, verzuckt.

In den frühen Morgenstunden leerten sich die Zimmer, und das Kommen mit dem Unaussprechlichen kam jeden Morgen wieder, da konnte man mit der größten Gewissheit drauf gehn, wenn die stählernen Türen zu den Kammern schlugen.

Dann rauchten wenig später die Schornsteine wie verrückt, das Brennmaterial, das waren die Mütter mit ihren Kindern, Männer und Väter, Maler und Musiker und Menschen wie Dichter und anderswie Gelehrte.

Ganz grausam war, wenn sich der Neuling dagegen wehrte, der wurde vom Kapo erdrosselt, mundtot gemacht. Erschossen wurde der Wehrling, wenn es ein Sonntag war, und der “Wachsoldat” eine gute Nacht hinter sich hatte.

Dort drüben traten sie an und haben gestanden, dort drüben stand auch ich auf zittrigen Beinen. Die Gelenke waren geknebelt, die Hände zerschunden, Blut und Schmerzen flossen aus den Wunden.

Um die Köpfe wehten die Todesgirlanden, ja, unter diesen Girlanden hab auch ich gestanden. Nackt waren Leinen nicht mehr nötig, da genügte das Schieben in der Menge, dann ging auch ich mit zerschlagenem Stolz, gebrochen war ich wie ein Stück Holz.

Ich ging, und hinter mir gingen andere, weil ich gehen musste, meine Mutter hat es gesehen, die von allem wusste.

Es war halb acht morgens, ich saß hinter dem gesprungenen Glas, als die Xste Kolonne durch den Hof getrieben wurde, der war von hohen Mauern und Stacheldraht gezäunt. Begleitet wurde die Kolonne auf Schritt und Tritt von groben Flüchen, als es auf die geöffneten Türen zuging mit den Todesgerüchen oder in einer Reihe sich vor der Mauer stellte, ich weiß es nicht, jedenfalls kehrte die Kolonne nicht mehr zurück.

[verhalten und in sich gekehrt]

Da muss das Ende gekommen sein, dein Ende, der du ein guter Mensch gewesen warst, vom Menschen erwirkt, vom Menschen vollstreckt. Wo liegt die Schuld des Opfers? Darin kann die Schuld nicht liegen, dass der Mensch geboren wird. Da müssen andere Dinge teuflich wiegen, dass so etwas geschah.

Herr, der Du der Welten Schöpfer bist, Du weißt es und hast alles gesehen. Ich stehe hier und kann dich nicht begreifen. Jahre vergingen, ohne dich zu verstehen. Wie lange steckst Du mich in die Verirrung?

[Raphael ist von 4 Begleitern umgeben, die ihn in ein Gespräch verwickeln.]

1. Begleiter :

Die Füße brennen vor Schmerz, wir sind müde, es krampfen die Mägen. Tief in uns tönt die trauernde Terz, es sind die Schrecken vor den kreischenden Sägen.

Raphael :

Die Füße, die uns hierhin trugen, nun tragen sie uns weiter in die Stadt. Hände, die Menschengräber gruben, sind wie die Fußsohlen zerrissen und hart. So, wie es mich zur Stadt hin drängt, nehm ich den Fußschmerz weiter in Kauf. Wenn Schicksal mir das Leben wiederschenkt, dann hält mich als Krüppel keiner mehr auf.

2. Begleiter :

Das meine ich auch, und wir sollten uns freuen, dass wir nicht in Gräben und Löchern liegen. Nun sollten wir uns vor den Menschen nicht scheuen, die jung, vielleicht anders sind und wechseln wie der Wind.

Lasst uns zu den Menschen gehn, die uns hoffentlich verstehn.

3. Begleiter :

Was mich betrifft, so will ich nicht klagen, nur sollt ihr mich näher nicht befragen. Von Fleiß und Arbeit hielt ich mich zurück, ich war ein Spieler, wenn auch nur mit wenig Glück.

Raphael :

Was willst du denn von mir, du elender Hund, wir haben geschuftet im Lager, das war kein Glück, Tag für Tag, es waren auch Nächte und das Stück um Stück. Nun sind wir ausgemergelt, und du bist fett und gesund. Sieh her, wie die Lumpen an mir hängen, so lauf ich seit Jahren herum.

Totenchor [unsichtbar; er tönt den Überlebenden nach, nimmt an Lautstärke zu.]:

Wir sind gegangen, es war unsere Zeit, der Weg war steinig bis in die Ewigkeit. Auch war es zu früh, denn wir waren noch jung.

4. Begleiter :

Hört ihr die Stimmen, die uns folgen, sie kommen uns nach, werden lauter und stark.

Raphael :

Aus den Tiefen kommen die Stimmen im Chor, sie bringen die endlosen Leiden und Schmerzen hervor. So dringen die Stimmen in den Zeitenlauf hinein und drängen nach oben mit unwiderstehlicher Macht. Ich sehe die Arme ineinander verschlungen, da kommen sie, die langen Kolonnen aus den Schächten und Tälern des Todes.

Totenchor :

Schwer war der Abschied, wo sind unsere Kinder? Nichts war vollendet, da kamen die Schinder mit Riemen und Peitschen, Kolben und Ketten, da konnten wir uns und das Vaterland nicht retten.

1. Begleiter:

Eben noch brannten die Füße im Schmerz, nun wird er vertrieben mit neuer Angst. Gelangst du zur Stadt der Sicherheit, im März ist noch jung das neue Jahr.

Totenchor :

Wir ziehen in Kolonnen bei Tag und bei Nacht, wir stehen die Parade unter teuflischer Macht. Wir stehen gekettet in Reih und Glied und singen dazu das Freiheitslied.

Raphael :

O lasst es!, lasst es mit den Klagen, denn was ist, da gibt es viele neue Fragen. Im neuen Licht erscheint die Stadt dort drüben, da sind die jungen Leute, die sich neu und anders üben.

2. Begleiter:

Nachdem wir aus der Ferne die Stadt erblicken, droht uns die Furcht vor dem Andern erneut zu ersticken. Da wir mit dem Leben neu beginnen und uns freuen, wollen wir nun die neue Welt nicht scheuen.

Raphael :

So harret schweigend eine Weile, seid nicht gleich in tödlicher Eile, hört die Worte aus der neuen Richtung, sie sind gesagt als Form der Schlichtung. Sie bringen, was den meisten fehlt, die Erfahrung, die den Armen quält. Gebrochen stehen sie im Bann der Meile, so kommt ihr Lied erst jetzt herüber. Und hört…

Totenchor [bleibt unsichtbar]:

Wir sind arm und in Lumpen gegangen, bei uns lag nicht die Schönheit auf den Wangen. Wir haben die Nächte durchgebangt, haben mit den Köpfen hin und her geschwankt.

Raphael :

Wie dringst du Stimme gleich ins Herz? Wie groß beginnt erneut der alte Schmerz! Das kann mein Herz sogleich nicht fassen mit der Not, der Folter und dem Hassen. Da solltest du es beim Alten nicht belassen, wenn ich auf die Füße seh mit all den Schrunden nach dem vielen Brand und den vielen Wunden.

Totenchor :

Ihr wollt doch leben, wie ihr lebt. Bedenkt, wir gaben mehr, als ihr es gebt, nicht euer Prunk kann uns verführen, wenn Hunger und Armut uns tief rühren. Denn in der allergrößten Lebensnot standen wir geschlossen bis zum Tod.

3. Begleiter :

Auch dazu hab ich nichts zu sagen, ich hatte nie den Krampf im Magen. Nicht Arbeit, Not noch die Geburt schlugen mich in diese Elendsfurt.

Raphael :

Sei still! Wenn du’s nicht fühlst, weil du nichts weißt, dich als Faultier noch gebärdest, bei dir fehlt alles, was ein Mensch erfährt, sieh doch hin, wie tief Not in die Herzen beißt. So will ich nicht mit dir die Stadt betreten, dafür war mein Weg vom Schmerz zu sehr beladen und mit Eisen, Qual und Dornen auf den Pfaden, da passt du mit deinem Leben nicht dazu.

Mit denen will ich Brot und Wasser teilen, mit den Weggenossen hin zur Stadt mich eilen, weil sie mit mir in den Menschenfernen waren mit den Todesängsten unter all den Sternen und mit mir den weiten Weg gegangen sind. Mit ihnen such ich nach dem letzten Kind.

 
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