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5 Merklein, H., Jesu Botschaft von der Gottesherrschaft. Eine Skizze (SBZ 111), Stuttgart 1983, 35. Dass für Jesus die Praxis der Basileia Gottes und ihre Verkündigung im Mittelpunkt stand, kann inzwischen als Konsens in der ntl. Forschung angesehen werden. Vgl. Becker, J., Jesus von Nazaret, Berlin / New York 1996, 122-124

6 Sobrino, J., Die Grundlage eines jeden Amtes. Dienst an den Armen und Opfern in einer geteilten Welt, in: Conc 46(2010)4-15; 7

7 So der bezeichnende und programmatische Untertitel des Grundlagenwerkes von Metz, J. B., Glaube in Geschichte und Gesellschaft. Studien zu einer praktischen Fundamentaltheologie, Mainz 51992

8 Vgl. Rahner, K., Zur Zukunft der Theologie, in: ders., Sämtliche Werke Bd. 22: Dogmatik nach dem Konzil, Teilband 2: Theologische Anthropologie und Ekklesiologie, Freiburg im Breisgau 2008, 527-534

9 Rahner, K., Art. Sakramententheologie, in Herders theologisches Taschenlexikon, Bd. 6, Freiburg 1973, 311-315; 311

10 „Das Wort der Kirche an die Welt muß […] aus der tiefsten Kenntnis der Welt dieselbe in ihrer ganzen gegenwärtigen Wirklichkeit betreffen, wenn es vollmächtig sein will, […] oder sie sagt etwas anderes, Menschliches, ein Wort der Ohnmacht. Die Kirche darf also keine Prinzipien verkündigen, die immer wahr sind, sondern nur Gebote, die heute wahr sind. Denn, was ‚immer‘ wahr ist, ist gerade ‚heute‘ nicht wahr: Gott ist uns ‚immer‘ gerade ‚heute‘ Gott.“ Bonhoeffer 1932, zit. n.: Schlingensiepen, F., Dietrich Bonhoeffer 1906-1945: eine Biographie, München 2006, 108

11 Vgl. Schöttler, H.-G., „Als in die Zeit gebundene suchend finden sie …“ (Xenophanes). Überlegungen zu einer lebensdienlichen Konzeption der Pastoral, in: Bieberstein, K. / Schmitt, H. (Hg.), Prekär. Gottes Gerechtigkeit und die Moral der Menschen, Luzern 2008, 284-293; 289; Först, J., Kirche in ‚nachmetaphysischer‘ Zeit. Zu den veränderten Verstehensbedingungen von Liturgie und Pastoral, in: Bibel und Liturgie 85(2012)3, bislang noch nicht veröffentlichtes Manuskript; explizit formulieren Först und Schöttler: „Nicht kann es nämlich darum gehen, mit den erprobt-untauglichen Mitteln einer geschichtslosen, erfahrungsfernen Katechese oder neuevangelisierender Missionierung jenen unplausibel gewordenen philosophisch-idealistischen Denkhorizont mit aller letzter Kraft in Theologie und Kirche wieder deduktiv aufzuspannen“. Först, J. / Schöttler, H.-G., Erzählen: erinnern und entwerfen. Ein nachmetaphysischer Diskurs über Gott und die Menschen, in: Först, J. / Schöttler, H.-G.. / Laux, B. (Hg.), Heiligkeit und Menschenwürde. Hans Joas’ neue Genealogie der Menschenrechte im theologischen Gespräch, Freiburg / Basel / Wien 2013; zit n. Manuskript 2012, 6

12 Vgl. Hegel, G. W. F., Grundlinien der Philosophie des Rechts, Stuttgart 1970, 26

13 Ricœur, P., Die Interpretation. Ein Versuch über Freud, dt. Übersetzung von E. Moldenhauer, Frankfurt am Main 1969, 45

14 Vor allem in der feministischen Theologie wurde durch Elisabeth Schüssler Fiorenza mit diesem Verdacht gearbeitet. Vgl. Schüssler Fiorenza, E., Brot statt Steine. Die Herausforderung einer feministischen Interpretation der Bibel, Fribourg 1991; dies., Zu ihrem Gedächtnis …Eine feministisch-theologische Rekonstruktion der christlichen Ursprünge, Gütersloh 21993

15 Zerfaß, R., Pastoraltheologie, in: LThK, Bd. 8, Freiburg 1999, 1446

16 Fuchs, O., Praktische Theologie als kontextuelle Wissenschaft, in: Kraus, G. (Hg.) Theologie in Universität. Wissenschaft – Kirche – Gesellschaft, Frankfurt am Main 1998, 151-181; 152

17 Adorno, T. W., Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben, Frankfurt am Main 1985, 333 f.

18 Vgl. ebd., 42

19 Vgl. Benjamin, W., Gesammelte Schriften V/1, Frankfurt am Main1991, 592

20 Vgl. Schupp, F., Glaube – Kultur – Symbol. Versuch einer kritischen Theorie sakra mentaler Praxis, Düsseldorf 1974

21 Bucher, R., An neuen Orten. Studien zu den aktuellen Konstitutionsproblemen der deutschen und österreichischen katholischen Kirche, Würzburg 2014, 31

22 Vgl. Schöttler, H.-G., „Vera theologia est practica.“ (Martin Luther). Theologie als topologische Wissensform in einer Welt als fragiler „topos“ der Gottesbegegnung, in: Först, J. / Schöttler, H.-G., Quo vadis theologia? Neue Perspektiven auf Religion in der späten Moderne, Münster 2009, 107-150

23 Vgl. Adorno, T. W., Marginalien zu Theorie und Praxis, in: ders., Stichworte. Kritische Modelle 2, Frankfurt am Main 1969, 169-191

24 Vgl. grundlegend Mette, N., Theorie und Praxis. wissenschaftsgeschichtliche und methodologische Untersuchungen zum Theorie-Praxis-Problem innerhalb der Praktischen Theologie, Düsseldorf 1978; ders., Praktische Theologie als Handlungswissenschaft. Zum Begriff und Problematik, in: diakonia 10(1979)190-203; ders., Von der Anwendungs- zur Handlungswissenschaft. Konzeptionelle Entwicklungen und Problemstellungen im Bereich der (katholischen) Praktischen Theologie, in: Fuchs, O. (Hg.), Theologie und Handeln. Beiträge zur Fundierung der Praktischen Theologie als Handlungstheorie, Düsseldorf 1984, 50-63; Peukert, H., Was ist eine praktische Wissenschaft? Handlungstheorie als Basistheorie der Humanwissenschaften. Anfragen an die Praktische Theologie, in: ebd., 64-79

25 Sehr interessante Einblicke in die unterschiedlichen Handlungsfelder finden sich bei Mette, N. / Steinkamp, H. (Hg.), Anstiftung zur Solidarität. Praktische Beispiele der Sozialpastoral, Mainz 1997; Greinacher, N. / Mette, N. / Möhler, W. (Hg.), Gemeindepraxis. Analysen und Aufgaben, München / Mainz 1979; Bäumler, C. / Mette, N., Gemeindepraxis in Grundbegriffen. Ökumenische Orienterungen und Perspektiven, Düsseldorf 1995; Mette, N. / Weckel, L / Wintels, A. (Hrsg.), Brücken und Gräben. Sozialpastorale Impulse und Initiativen im Spannungsfeld von Gemeinde und Politik, Münster 1999; und jüngst in dem sehr breit angelegten Werk von Köhl, G. / Lames, G. (Hg.), Abenteuer Hoffnung. Lebenszeugnisse und Glaubenszeugen, Berlin 2012

26 Vgl. Rahner, K., Selbstvollzug der Kirche. Ekklesiologische Grundlegung der Praktischen Theologie, Sämtliche Werke Bd. 19, Freiburg / Basel / Wien 1995

27 Vgl. Haslinger, H., Handbuch Praktische Theologie, Bd. 2. Durchführungen, a.a.O.

28 Der im Vorfeld der außerordentlichen Bischofsynode von 2014 zum Thema Ehe und Familie an das Volk Gottes adressierte Fragebogen zur Erhebung des realen Verständnisses von Ehe und Familie kann als Ausweis einer solch veränderten Praxis angesehen werden.

29 „Philosophie, die einmal überholt schien, erhält sich am Leben, weil der Augenblick ihrer Verwirklichung versäumt ward.“ Adorno, Th. W., Negative Dialektik - Jargon der Eigentlichkeit, Gesammelte Schriften Bd. 6, Frankfurt am Main 41990, 6

30 Marx, K., Thesen über Feuerbach, MEW 3, 533

31 Adorno, T. W., Stichworte, a.a.O., 176

32 Vgl. Adorno, T. W., Negative Dialektik, a.a.O., 242

33 Adorno, T. W., Eingriffe, a.a.O., 24

34 Schweppenhäuser formuliert drei mögliche Einwände und Widerlegungen gegen diesen Zusammenhang von Praxis und ökonomischer Entwicklung, die sich mit den Stichworten „Fortschrittskritik, ökologische Krise und Verstärkung der Abhängigkeit der Arbeitenden durch zunehmende Automatisierung der Produktionsprozesse“ [Schweppenhäuser, G., Ethik, nach Auschwitz. Adornos negative Moralphilosophie, Hamburg 1993, 49 f.] kennzeichnen ließen. Auf die Kritik des Fortschrittsdenkens habe ich dem Buch Die Grenzen der Vernunft hingewiesen, das Problemfeld einer Verbindung von Ökonomie und Ökologie ist in Adornos These vom Vorrang des Objekts schon angezeigt. Auf die Zunahme der Abhängigkeit des Subjekts von den ökonomischen Prozessen hat Adorno vielfach hingewiesen und sie in noch immer gültiger Form kritisiert. Die herrschenden ökonomischen Mechanismen sind demzufolge zu bestimmen als Totalität ohne Subjekt. Die Liquidation des Subjekts findet dabei nicht nur in der Ökonomie statt. Vielmehr hat sich die ihr zugrundeliegende Denkform so sehr durchgesetzt, dass sie alle anderen Lebensbereiche scheinbar total affiziert. „Der Prozeß der Verselbständigung des Individuums, Funktion der Tauschgesellschaft, terminiert in dessen Abschaffung durch Integration. Was Freiheit produzierte, schlägt in Unfreiheit um.“ [Adorno, T. W., Negative Dialektik, a.a.O., 259]

35 Adorno expliziert sein Verständnis des Schuldzusammenhangs oft in einem Bedeutungshorizont, der der theologischen Erbsündenlehre nahe kommt. Auf sie gehe ich hier nicht ein. Vgl. jedoch exemplarisch Adorno, T. W., Negative Dialektik, a.a.O., 314: „Die Behauptung eines in der Geschichte sich manifestierenden und sie zusammenfassenden Weltplans zum Besseren wäre nach den Katastrophen und im Angesicht der künftigen zynisch. Nicht aber ist darum die Einheit zu verleugnen, welche die diskontinuierlichen, chaotisch zersplitterten Momente und Phasen der Geschichte zusammenschweißt, die von Naturbeherrschung, fortschreitend in die Herrschaft über Menschen und schließlich die über inwendige Natur. Keine Universalgeschichte führt vom Wilden zur Humanität, sehr wohl eine von der Steinschleuder zur Megabombe. Sie endet in der totalen Drohung der organisierten Menschheit gegen die organisierten Menschen, im Inbegriff von Diskontinuität. Hegel wird dadurch zum Entsetzen verifiziert und auf den Kopf gestellt. Verklärte jener die Totalität geschichtlichen Leidens zur Positivität des sich realisierenden Absoluten, so wäre das Eine und Ganze, das bis heute, mit Atempausen, sich fortwälzt, teleologisch das absolute Leiden.“ Vgl. auch Adorno, T. W., Stichworte, a.a.O., 105: „Geschichte erweist sich daran, bis heute, als Schuldzusammenhang, daß die höchsten Produktivkräfte, die obersten Manifestationen des Geistes verschworen sind mit dem Schlimmsten.“ Die Nähe zur theologischen Erbsündenlehre betont vor allem Knapp, M., „Wahr ist nur, was nicht in diese Welt paßt“. Die Erbsündenlehre als Ansatzpunkt eines Dialogs mit Theodor W. Adorno, Würzburg 1983

 

36 Adorno, T. W., Stichworte, a.a.O., 179

37 Vgl. Adorno, T. W., Negative Dialektik, a.a.O., 395

38 Adorno, T. W., Negative Dialektik, a.a.O., 207

39 Türcke, Ch., Praxis, a.a.O., 50 f.

40 Vgl. Adorno, Th. W., Resignation, in: Schweppenhäuser, H. (Hg.), Adorno zum Gedächtnis, a.a.O., 12

41 Adorno, T. W., Stichworte, a.a.O., 176

42 Adorno, T. W., Stichworte, a.a.O., 176

43 Vgl. Adorno, T. W., Negative Dialektik, a.a.O., 242

44 Adorno, in: Horkheimer, Gesammelte Schriften Bd. 12, a.a.O. 478

45 Mette, N., Einführung in die katholische Praktische Theologie, Darmstadt 2005, 39 f.

46 Vgl. Adorno, Th. W., Zur Metakritik der Erkenntnistheorie, Studien über Husserl und die phänomenologischen Antinomien, Frankfurt am Main 1990, 141

47 Bonhoeffer 1932, zit. n.: Schlingensiepen, F., Dietrich Bonhoeffer 1906-1945: eine Biographie, München 2006, 108

48 Füssel, K., Art. Theologie der Befreiung, in Eicher, P. (Hrsg.), Neues Handbuch der theologischen Grundbegriffe, Düsseldorf 1985, 200-211, 207

49 Vgl. Zerfaß, R., Praktische Theologie als Handlungswissenschaft, in: Klostermann, F. / Zerfaß, R., (Hgg.), Praktische Theologie heute, München / Mainz 1974, 174-177; 167 f.

50 Ven, J. v.d., Entwurf einer empirischen Theologie, Kampen 1990, 117

51 Eigenmann, U., Kirche in der Welt dieser Zeit, a.a.O., 86; vgl. auch die dort vorgelegten Erläuterungen zu seinem Schaubild

52 Vgl. Boff, C., Theologie und Praxis. Die erkenntnistheoretischen Grundlagen der Theologie der Befreiung, München / Mainz 1983; ders., Wissenschaftstheorie und Methode der Theologie der Befreiung, in: Ellacuria, I. / Sobrino, J. (Hg.), Mysterium Liberationis. Grundbegriffe der Theologie der Befreiung, Bd. 1, Luzern 1995, 63-97

53 Vgl. Haslinger, H., Pastoraltheologie, a.a.O., 505-513. Das dargestellte Schema findet sich auf Seite 506

54 Ebd., 505

55 Ebd.

56 Ebd., 507

57 Ebd., 510

58 Ebd.

59 Ebd., 513

60 Vgl. Gehenzig, M., Transfermanagement, unveröffentlichtes Manuskript, Urbar 2013

61 Bloch, E., Das Prinzip Hoffnung. Erster Band, Frankfurt am Main 1973, 1

62 Vgl. Damasio, A. R., Ich fühle, also bin ich. Die Entschlüsselung des Bewusstseins, München 2000, 57

63 Adorno, T. W., Vorlesung über Negative Dialektik. Fragmente zur Vorlesung 1965/77. Herausgegeben von Rolf Tiedemann, Nachgelassene Schriften, hg. vom Theodor W. Adorno Archiv, Abteilung IV: Vorlesungen Band 16, Frankfurt am Main 2003; 82 f.; vgl. auch Marginalien, GS 10.2, 761

64 So möchte ich die Ermächtigung aller Getauften nach LG 9 hier auf die pastorale Praxis hin paraphrasieren.

65 Peukert, H., Was ist eine praktische Wissenschaft? Handlungstheorie als Basistheorie der Humanwissenschaften: Anfragen an die praktische Theologie, in: Christen für den Sozialismus Gruppe Münster (Hrsg.), Zur Rettung des Feuers. Solidaritätsschrift für Kuno Füssel, Münster 1981, 280-294; 292

66 Schöttler, H.-G., „Als in die Zeit gebundene suchend finden sie …“ (Xenophanes). Überlegungen zu einer lebensdienlichen Konzeption der Pastoral, in: Bieberstein, K. / Schmitt, H. (Hg.), Prekär. Gottes Gerechtigkeit und die Moral der Menschen, Luzern 2008, 284-293; 288

67 Schöttler, H.-G., „Vera theologia est practica“ (Martin Luther). Theologie als topologische Wissensform in einer Welt als fragiler „topos“ der Gottesbegegnung, in: Först J. / Schöttler, H.-G., Quo vadis theologia. Neue Perspektiven auf Religion in der späten Moderne, Münster 2009, 107-150; 140

68 Peukert, H., Was ist eine praktische Wissenschaft, a.a.O., 290; die folgenden nummerierten Zitate ebd. 290 f.

69 Vgl. Heidegger, M., Sein und Zeit, Tübingen 161986

70 Vgl. dazu Peukert, H., Wissenschaftstheorie - Handlungstheorie - Fundamentale Theologie. Analysen zu Ansatz und Status theologischer Theoriebildung, Frankfurt am Main 1978, 327 ff.

71 Schupp, F., Vermittlung im Fragment - Überlegungen zur Christologie, in: Raberger, W. / Sauer, H. (Hg.), Vermittlung im Fragment. Franz Schupp als Lehrer der Theologie, Regensburg 2003, 118-159; 158

72 Vgl. Metz, J. B., Glaube in Geschichte und Gesellschaft, a.a.O., 64

73 Vgl. Bloch, E., Das Prinzip Hoffnung, 3 Bde., Frankfurt am Main 1973

74 Vgl. Ebd., 1379 ff.

75 Vgl. Horkheimer, M., Brief vom 16.3.1937 an Walter Benjamin, abgedruckt bei: Tiedemann, R., Historischer Materialismus oder politischer Messianismus, in: Bulthaup, P. (Hg.), Materialien zu Benjamins Thesen „Über den Begriff der Geschichte“. Beiträge und Interpretationen, Frankfurt am Main 1975, 77-121, 87; nun auch in: Horkheimer, M., Gesammelte Schriften Bd 16: Briefe 1937-1940, Frankfurt am Main 1995

76 Adorno, T. W., Negative Dialektik, a.a.O., 395

77 Horkheimer, M., Zu Bergsons Metaphysik der Zeit, Gesammelte Schriften Bd. 3, Schriften 1931-1936,225-248; 247 f.

78 Ebd., 247

79 Vgl. den Brief von Adorno an Horkheimer vom 25.2.1935, in: Horkheimer, M., Gesammelte Schriften Bd. 15, a.a.O., 328

80 „Aber der Tod ist theoretisch auf keine Weise ‚sinnvoll‘ zu machen; vielmehr erweist sich an ihm die Ohnmacht aller sinngebenden Metaphysik und jeder Theodizee. Gewiß sind jene wirklichen Leiden, deren Reflex die Utopie ist, durch den Prozeß bedingt, ohne den die Erlösung von ihnen nicht denkbar ist; aber nichts widerspricht der Aufgabe einer wirklichen Philosophie mehr als die Weisheit, welche in der Feststellung jener Notwendigkeit sich befriedigt fühlt. Daß die Geschichte eine bessere Gesellschaft aus einer weniger guten verwirklicht hat, daß sie eine noch bessere in ihrem Verlaufe verwirklichen kann, ist eine Tatsache; aber eine andere Tatsache ist es, daß der Weg der Geschichte über das Leiden und Elend der Individuen führt. Zwischen diesen beiden Tatsachen gibt es eine Reihe von erklärenden Zusammenhängen, aber keinen rechtfertigenden Sinn.“ Horkheimer, M., Anfänge der bürgerlichen Geschichtsphilosophie, Gesammelte Schriften Bd. 2: Philosophische Frühschriften 1922-1932, Frankfurt am Main 1987; 177-268; 248 f.

81 Vgl. Horkheimer, M., Materialismus und Metaphysik, Gesammelte Schriften Bd. 3, a.a.O., 70-105; 86

82 Horkheimer, M., Brief vom 16.3.1937 an Benjamin, zit. n. Tiedemann, R., Materialismus, a.a.O., 87

83 Horkheimer, M., Hegel und das Problem der Metaphysik, Gesammelte Schriften Bd. 2, a.a.O., 295-308; 301

84 Der Gedanke, der auf Wahrheit zielt kann als Synonym des Gottesgedankens gelten. Die Kritische Theorie habe, schreibt Horkheimer 1957, „die Theologie abgelöst, aber keinen neuen Himmel gefunden, auf den sie weisen kann, nicht einmal einen irdischen Himmel. Aus dem Sinn schlagen kann sie ihn freilich nicht, und darum wird sie immer nach dem Weg gefragt, der hinführt. Als ob es nicht gerade ihre Entdeckung wäre, daß der Himmel, zu dem man den Weg weisen kann, keiner ist“ [Horkheimer, M., Notizen 1950 bis 1969 und Dämmerung, hrsg. v. Werner Brede, mit einer Einleitung von Alfred Schmidt, Frankfurt am Main 1974, 61].

85 Horkheimer, M., Zur Kritik der instrumentellen Vernunft. Aus den Vorträgen und Aufzeichnungen seit Kriegsende. Herausgegeben von Alfred Schmidt, Frankfurt am Main 1985, 264

86 Horkheimer, M., Theismus – Atheismus, Gesammelte Schriften Bd. 7, a.a.O., 173-186; 184

87 Horkheimer, M. / Adorno, T. W., Dialektik der Aufklärung, a.a.O., 1

88 Adorno, T. W., Negative Dialektik, a.a.O., 355

89 Vgl. Horkheimers biographische Bekenntnis „Nach Auschwitz“: „Wir jüdischen Intellektuellen, die dem Martertod unter Hitler entronnen sind, haben nur eine einzige Aufgabe, daran mitzuwirken, daß das Entsetzliche nicht wiederkehrt und nicht vergessen wird, die Einheit mit denen, die unter unsagbaren Qualen gestorben sind. Unser Denken, unsere Arbeit gehört ihnen; der Zufall, daß wir entkommen sind, soll die Einheit mit ihnen nicht fraglich, sondern gewisser machen. Was immer wir erfahren, hat unter dem Aspekt des Grauens zu stehen, das uns wie ihnen gegolten hat. Ihr Tod ist die Wahrheit unseres Lebens, ihre Verzweiflung und ihre Sehnsucht auszudrücken, sind wir da.“ [Horkheimer, M., Notizen/Dämmerung, a.a.O., 213]

90 Vgl. Benjamin, W., Angelus Novus. Ausgewählte Schriften Bd. II, Frankfurt am Main 1966, 311

91 Vgl. Horkheimer, M., Religion und Philosophie, Gesammelte Schriften Bd. 7, a.a.O., 187-196; 187

92 Vgl. Horkheimer, M., Die Sehnsucht nach dem ganz Anderen, Gesammelte Schriften Bd. 7, a.a.O., 404

93 Adorno, T. W., Negative Dialektik, a.a.O., 156

94 Ebd., 29

95 Vgl. Metz, J. B., Plädoyer für mehr Theodizee-Empfindlichkeit in der Theologie, in: Oelmüller, W. (Hrsg.), worüber man nicht schweigen kann. Neue Diskussionen zur Theodizeefrage. Überarbeitete und gekürzte Sonderausgabe, München 1994, 125-137; 128

96 Adorno, T. W., Negative Dialektik, a.a.O., 395

97 Metz, J. B., Glaube in Geschichte und Gesellschaft, a.a.O., 64

98 Metz, J. B., Jenseits bürgerlicher Religion. Reden über die Zukunft des Christentums, München / Mainz 1980, 11 f.

99 Vgl. Beschluß der Gemeinsamen Synode der Bistümer in Deutschland „Unsere Hoffnung. Ein Bekenntnis zum Glauben in dieser Zeit“, I,6

100 Peukert, H., Was ist eine praktische Wissenschaft?, a.a.O., 290 f. (auch die Zitate zuvor)

101 Horkheimer, M., Gesammelte Schriften (hg. v. Alfred Schmidt und Gunzelin Schmid Noerr), Bd. 16: Briefwechsel 1937-1940, Frankfurt am Main 1995, 34 f.

102 Metz, J. B., in: Rahner, K. / Metz, J. B. et. al., Die Antwort der Theologen. Zu Hauptproblemen der gegenwärtigen Kirche, Düsseldorf 1968, 19

TEIL I: DIAGNOSEN

1. Innenansichten der pastoralen Praxis im Allgemeinen

In der Praktischen Theologie haben sich in den letzten Jahren vielfältige Entwürfe präsentiert, die pastorale Praxis hilfreich weiterzuentwickeln, zu profilieren, inhaltlich zu qualifizieren und zeitgemäß zu artikulieren. Ob es sich dabei um eine aufsuchende, kooperative1, diakonische2, kommunikationstheoretisch fundierte3, religionskritische4, missionarische5, mystagogische6, milieusensible7, lebensdienliche8, heilende9, befreiende10 Pastoral oder um City- und Passantenpastoral11, eine Pastoral der Zwischenräume12, Sozialpastoral13 etc. handelt14, es gibt eine auffällige Schwierigkeit all dieser Ansätze, mit konkreter Gemeindepastoral sich zu vermitteln. Es scheint geradezu, die kirchliche Praxis verfüge über ein recht hohes Maß an Rezeptionsmüdigkeit oder Resistenz, sich neuen Ansätzen aufzuschließen. Es entsteht der Eindruck, es bedürfe eines hauptamtlichen Mitarbeiters oder einer Mitarbeiterin, die sich einer der Pastoralstrategien verpflichtet weiß und die mit viel Engagement, Begeisterungs- und Überzeugungsfähigkeit in der Lage ist, ein handlungsleitendes Prinzip in der Pastoral zu etablieren. Es scheint zugleich ein gehöriges Druckpotential nötig zu sein – sei es durch eine rapide Abnahme des Gottesdienstbesuches, der Erosion von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, oder aber eher durch Veränderungen des hauptamtlichen Personalschlüssels in Gestalt von Stellenreduzierungen, des Priestermangels, der Zusammenlegung von Pfarreien, grundlegenden Änderungen der diözesanen Richtlinien uvm. –, damit Kirchengemeinden ihre pastorale Ausrichtung prüfen und gegebenenfalls neu justieren.

 

Nun ist aber auch eine andere Interpretation möglich: Es wäre schließlich auch denkbar, dass hinter den vielfältigen pastoraltheologischen Ansätzen sich das postmodernistische Phänomen radikaler Pluralität verbirgt, dass es also vermeintlich unterschiedliche und durchaus alle auch gleich gültige Möglichkeiten pastoraler Praxis gibt. Dahinter aber bildet sich das größere Problem der inhaltlichen Konturlosigkeit einer Pastoral ab, die nicht mehr kritisch fragt, was ihre Sache sein muss, sondern im Erfinden immer neuer Zugänge Gefahr läuft, ihren Kern zu verlieren. Es bleibt daher auch zu fragen, was denn das theologische Proprium der unterschiedlichen pastoraltheologischen Ansätze darstellt.15 Gerade dem will die theologische Fokussierung auf das Reich Gottes nachgehen und die Sakramentenpastoral theologisch und praxisrelevant fundieren.

Wahrscheinlich bleiben Kirchengemeinden als Trägerinnen der Pastoral lange geltenden, inzwischen kritisch zu beurteilenden Prinzipien treu, weil sie unfähig oder gehindert werden, die veränderten Bedingungen pastoraler Praxis zu erkennen und adäquat zu handeln; am meisten aber, weil sie nicht in der Lage sind, einen Ansatz zu entwickeln, der erkennen ließe, dass und inwiefern kirchliches Handeln relevant ist für die Gestaltung der Welt. Darauf zu verzichten, würde aber einen Verzicht auf das Ganze bedeuten.

1.1 Binnenbezogenheit

Es war schon eine der wenigen Ausnahmen, als das Bistum Basel 1993 ein Arbeitsinstrument mit dem bezeichnenden biblischen Titel „Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit“16 veröffentlichte und damit eine Perspektive eröffnete, das Handeln der Kirche in und mit der Welt zu vermitteln und dabei durchaus (gesellschafts-) kritische Fragen anstieß, die auch heute noch zu fruchtbaren Diskussionen und Handlungsoptionen führen können. Allein, ein solches Arbeitsinstrument findet sich in den Pastoralabteilungen der deutschsprachigen Bistümer selten. Zwar beschritten viele Diözesen den Weg einer Überprüfung und ggf. auch der Veränderung der pastoralen Schwerpunkte. Die Motive dafür waren aber oftmals zugleich das erkenntnis- und handlungsleitende Prinzip selbst, nämlich einerseits die veränderte personale Ausstattung – vornehmlich aufgrund des Schwunds des Priesternachwuchses bei gleichzeitigem Anwachsen der Laientheologen im kirchlichen Dienst und hier vor allem der PastoralreferentInnen –, andererseits aber die Regression der finanziellen Mittel aufgrund einer hohen Dauerarbeitslosigkeit, aber auch die stetige Abnahme des Kirchenbesuchs und der aktiven Mitarbeit von Seiten Ehrenamtlicher oder gar rapide steigende Kirchenaustritte. Es soll hier nicht detailliert verfolgt werden, wie diese Entwicklungen zustande kamen und wie sie zu bewerten sind.17 Aber selbst von den Verantwortlichen für die Neuformulierung der Pastoralpläne, die es in den bundesdeutschen Diözesen gibt, wird zugestanden, es handele sich zwar nicht ausschließlich, aber doch auch um „ein Notprogramm, um den Priestermangel aufzufangen. Dieser mag gewiss den Anstoß zu entsprechenden Überlegungen gegeben haben“18. Dabei wird immerhin zugleich betont, der Horizont, in dem die Pastoral stattfinde, sei nicht mehr der kirchliche Binnenraum, sondern das Reich Gottes19. Das wird aber faktisch gleich wieder zurückgenommen, wenn in der theologischen Grundlegung nicht die Priester alleine, sondern alle Gläubigen am Aufbau der Kirche, nicht also des Reiches Gottes, Anteil haben.20 In ähnlicher Weise argumentiert Bischof Marx in seinem Beitrag zum Studientag der Deutschen Bischofskonferenz, „bei aller lebensweltlichen Einbindung“ müsse sich der Priester der Zukunft „doch auf die ‚sakramentale Nähe’ konzentrieren […]. Das ist es, was die Menschen vom Priester erwarten: dass er Zeichen der Nähe Gottes ist, auch wenn manche Menschen das so nicht aussprechen.“21 Besonders interessant ist die Binnenfixierung bei gleichzeitiger semantischer Außenorientierung. Unter dem Leitgedanken der wachsenden Mobilität in der Gesellschaft versuchen pastorale Erneuerungen nämlich dieser Außenorientierung Rechnung zu tragen und verstehen „Mobilität als pastorale Herausforderung“22. Sie sei, so Franz-Peter Tebartz-van Elst, geradezu ein Zeichen der Zeit, das es heute zu erfassen gelte und angesichts dessen sich Kirche verhalten müsse. Entlarvend aber bleibt auch hier die weitere Argumentation, in der die Gesellschaftsanalyse vermittels der Zeichen der Zeit und die theologische Reflexion wieder entkoppelt werden und erst recht die Perspektive auf das Reich Gottes unterlaufen wird, wenn Tebartz-van Elst davon ausgeht, Kirche sei „zuerst Gabe Gottes in der Wirkkraft und Lebendigkeit des Heiligen Geistes“23. Es stellt sich nämlich hierbei der Verdacht ein, es gebe eine Priorität, nämlich zuerst Kirche sein zu können und dann erst sich den gesellschaftlichen Herausforderungen zu stellen. Das aber widerspräche grundlegend der Einsicht, Kirche sei „Zeichen und Werkzeug“ (LG 1) des Heiles, also das „im Mysterium schon gegenwärtige[n] Reich Christi“ (LG 3).

Von einer ganz anderen Seite verstärkt sich noch der Eindruck, alle pastorale Erneuerung drehe sich letztlich doch immer um sich selbst, was freilich der Pastoral doch gänzlich entgegensteht, muss es dem kirchlichen Handeln doch immer um die Anderen gehen und nie nur um die Kirche selbst. Dass sich dies noch präziser entfalten ließe, versteht sich von selbst, soll aber hier unter Hinweis auf die jeweiligen Konkretionen im Sinne einer pastoraltheologischen Option für die Armen und der besonderen Wahrnehmung des Leids der/des Anderen an einer späteren Stelle der Arbeit unterbleiben.24 So bemerkenswert nämlich der – zumindest angedeutete – Versuch der deutschen Kirche ist, gesellschaftlichen Veränderungen mit einer Veränderung der Pastoral zu begegnen, so sehr hinterlässt er Irritationen, wenn in der konkreten Durcharbeitung stets die Frage im Hintergrund steht, mit welchem priesterlichen Personal dies denn alles geschehen könne. Damit kein Missverständnis entsteht: Selbstverständlich muss diese Frage gestellt werden. Wenn sie aber zum geheimen Mittelpunkt der pastoralen Planung wird und wenn zugleich die inhaltliche Zuordnung innerhalb der pastoralen Praxis auf die Vermittlung der Nähe Gottes konzentriert wird, dann wird getrennt, was nicht getrennt werden darf, nämlich die Sakramente und die Lebenswelt, in die sie einzubinden sind. Sakramente, die jenseits der konkreten Lebenswelt das kirchliche Leben prägen oder diesem voraus liegen, lösen den Spender der Sakramente gleichfalls aus dieser heraus und verlängern damit gleichsam die vermeintlich vor der Auseinandersetzung mit der Welt liegende Aufgabe des Priesters.

Selbstverständlich gibt es durchaus pastorale Tendenzen, die eine weiterführende Perspektive andeuten, etwa wenn im Bistum Mainz gefordert wird, die Reformen evangeliums- und zeitgemäß zu gestalten seien25, oder im Erzbistum Berlin die Erneuerung der Pastoral theologisch so durchdacht wird, dass sie den Zeitumständen Rechnung zu tragen kann. Dies alles wird aber immer wieder konterkariert durch sofortige Relativierungen und auch hier spielt vermittels des Personal-, genauer gesagt des Priestermangels, die binnenkirchliche Perspektive eine besondere Rolle, denn „die quantitative Kürzung der kirchlichen Dienste muss mit einer Konzentration auf Kernaufgaben bei gleichzeitiger Qualitätssteigerung einher gehen“26.

Es hat sich etwas geändert in der pastoralen Planung der Kirche. Noch vor 20 Jahren konnte Johann Baptist Metz reklamieren: „Ein defensives Sicherheitsdenken, eine betont defensive Form der Rettung von Tradition scheint sich – von Rom aus – in der Gesamtkirche auszubreiten. Dieser defensive Tutiorismus macht sich nicht zuletzt an jenen unübersichtlichen Schwierigkeiten und Widersprüchen fest, die sich in einer solchen Aufbruchsituation zeigen und die auch nicht zu leugnen sind.“27 Nicht mehr defensives Sicherheitsdenken, sondern offensive Neuorientierung scheint der Maßstab zu sein. Der Preis, der dafür gezahlt wird, ist aber hoch: Er besteht in der immer stärker werdenden inhaltlichen Diffusion, in einer pastoralen Pragmatik, die theologische Grundperspektiven kirchlichen Handelns Praktikabilitäts- und mehr noch Finanzierungs- und Personalplanungsgesichtspunkten unterwirft. Angesichts dieser Entwicklung wäre der „defensive Tutiorismus“ fast noch einmal produktiv, er böte wenigstens inhaltliche Streitpunkte. Wie auch immer: Gegen eine binnenkirchliche Reduktion wäre noch einmal Karl Rahner produktiv aufzubieten, der auf eine „offene Kirche“ drängt, „nicht ins Beliebige hinein offen, sondern offen im Widerstand gegen eine aufkeimende Abschließungsmentalität, gegen eine sich abzeichnende Sektenmentalität in der Kirche“28. Es lohnt, die kurzen Überlegungen von Metz zum „Strukturwandel“ noch einmal in Erinnerung zu rufen: