Kommunikationswissenschaft

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Literatur

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Bühler, Karl (1934): Sprachtheorie die Darstellungsfunktion der Sprache. Jena: Verlag Gustav Fischer.

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Faßler, Manfred (1997): Was ist Kommunikation? München: Fink (UTB)

Grice, H. Paul (1975): Meaning. In: Philosophical Review 67.

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Weiterführende Literatur

Hömberg, Walter (2012): Einführung in die Kommunikationswissenschaft (Einführung in die Kommunikationswissenschaft, Teil 1). Online verfügbar unter http://dx.doi.org/10.1515/9783111612485.

Keller, Reiner; Knoblauch, Hubert; Reichertz, Jo (2013): Kommunikativer Konstruktivismus. Theoretische und empirische Arbeiten zu einem neuen wissenssoziologischen Ansatz. Wiesbaden: Springer VS.

Merten, Klaus (2007): Einführung in die Kommunikationswissenschaft. Münster, Hamburg: LIT-Verl. (Aktuelle Medien- und Kommunikationsforschung, 1)

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Reichertz, Jo; Wilz, Sylvia Marlene (2015): Kommunikatives Handeln und Situation Oder: Über die Notwendigkeit, die Situation wieder zu entdecken. In: Brosziewski, Achim; Maeder, Christoph; Nentwich, Julia (Hg.): Vom Sinn der Soziologie. Festschrift für Thomas S. Eberle. Unter Mitarbeit von Thomas S. Eberle. Wiesbaden: Springer VS, S. 37–49. Online verfügbar unter http://dx.doi.org/10.1007/978-3-658-09094-4

Problemstellung und Fragen

1 Es gibt eine Reihe von Begriffen, die für das Beobachten von Kommunikation zentral sind. Welche Begriffe rücken Sie ins Zentrum und warum halten Sie sie für wichtig?

2 Was erklären die Begriffe im Hinblick auf die Kommunikation? Welche Bedeutung spielen sie im Kontext der wissenschaftlichen Diskussion zu? Warum ist nicht alles Kommunikation? (Vgl. 2.1)

3 Jeder hat ein Bild von dem, was für ihn Kommunikation bedeutet. Welche Vorstellungen bestimmen Ihr Bild von Kommunikation? Aus welcher Quelle entstammt das Wissen darüber? Was sind die zentralen Annahmen dieser Wissensquelle? Was unterscheidet sie von dem bisher über Kommunikation Gelesenen? (Vgl. 2.1)

4 Wenn wir mit anderen reden, geschieht das in Räumen. Was bedeutet ein solcher Raum für das Verstehen von Kommunikation? Der Supermarkt? Der Seminarraum? Ein Cafe? Mein Wohnzimmer? Woher nehmen wir unser Wissen über diese Räume, woran machen wir die Angemessenheit unseres Verhaltens fest, wenn wir in diesen Räumen kommunikativ agieren? (Vgl. 2.2)

5 Wenn Sie im Supermarkt eingekauft haben, müssen Sie an einer Kasse zahlen. Wodurch wird sichergestellt, dass die Kommunikation dort möglichst konfliktfrei verlaufen kann? Wann kommt es dennoch zu Irritationen und wie wird mit solchen Störungen verfahren? Welche Art von Störungen sind möglich? (Vgl. 2.3)

6 Die Entwicklung einer Theorie über die Kommunikation erfolgte aus der Sicht ganz unterschiedlicher Fachdisziplinen. Keines der Konzepte kann Kommunikation in ihrer Komplexität erfassen. Was meint die Informatik, wenn sie von Kommunikation redet? Was die Sozialpsychologie? Was die Soziologie? Was die Semiotik? (Vgl. 2.4)

Information und Nachricht – Zeichen im Kontext

Inhalt

 3.1 Nachricht und Nachrichtenverarbeitung 44

 3.2 Daten und die Welt der Zeichen 47

 3.3 Der Gebrauch der Zeichen 53

 3.4 Andere Zeichenhintergründe 56

 3.5 Literatur 61

 3.6 Problemstellung und Fragen 62

Überblick

Der erste Versuch einer Kommunikationstheorie war eine Theorie über den Umgang mit Nachrichten. Dafür bedurfte es übertragungstauglicher Daten sowie Sender- und Empfängersysteme, die mit dem Übertragenen umgehen konnten. Denn die Daten mussten für die Übertragung in ein Medium übersetzt werden, das die Daten von Ort a zu Ort b zu transportieren ermöglichte, und das dem Empfänger eine Zurückübersetzung erlaubt. Das war ein technisches Problem bei der Entwicklung des Telefons. Es ist aber ein grundsätzliches Problem zwischen Organismen, die Daten austauschen wollen. Denn das Übertragungsproblem ist nicht nur ein physikalisches Ereignis, sondern es ist immer auch ein semantisches, d.h. mit den Daten werden aufseiten des Sendersystems Informationen verbunden, die das Empfängersystem für sich im Sinn der Information nutzen soll. Das setzt Systeme voraus, die in der Lage sind, solche Daten zu erkennen und auf eine erwartbare Weise zu nutzen. In Abhängigkeit zu den Bedürfnissen der Systeme bilden sich Praktiken der Übertragung heraus. Das beginnt im Pflanzenreich, ist bekannt aus der Welt der Tiere und entwickelt sich ständig unter Menschen weiter.

NachrichtNachricht und Nachrichtenverarbeitung

Der Fachausdruck Nachricht wurde durch die Arbeiten von ShannonShannon, Claude und WeaverWeaver, Warren ins Zentrum der Kommunikationstheorie gerückt. Shannon und Weaver (1949) beschäftigten sich mit der Frage, wie es möglich ist, dass ein Empfänger etwas Gesendetes verstehen kann. Dazu entwickelten sie ein Modell, das zu klären versucht, was geschieht, wenn zwischen zwei Systemen – Sender und Hörer können dabei auch technische Geräte sein – Daten ausgetauscht werden. In solchen Situationen sind Übermittlungsschwierigkeiten nicht unwahrscheinlich.


Claude Shannon (1916–2001)

US-amerikanischer Mathematiker und Elektrotechniker. Er gilt als Begründer der Informationstheorie, Schwerpunkt: mathematische Modelle der Kommunikation

 

Warren Weaver (1894–1978)

US-amerikanischer Mathematiker und Vater der maschinellen Übersetzung. Zusammen mit Claude Shannon war er der Begründer der Informationstheorie.

Bei der Übertragung von Daten geht es darum, wie sichergestellt werden kann, dass die Ursprungsdaten des Senders nicht verzerrt werden oder verloren gehen, wenn sie in verschiedene übertragungstaugliche Formate umgewandelt werden. Ein physikalisches Lautereignis kann im Format von elektrischen Daten transportiert werden, d.h. es braucht Regeln für eine solche Umformung. Die zweite Schwierigkeit besteht darin, dass die ursprünglichen Daten (wieder-)erkannt werden müssen. Dafür bedarf es einer Einheit, welche die gesendeten Daten zurück in ein physikalisches Lautereignis übersetzt.

Daten-VerarbeitungDatentransferEs entsteht ein System, das aus Einheiten besteht, die bestimmte Funktionen übernehmen wie die des Sendens, Übertragens und Empfangens. Eine Funktionseinheit eines solchen Systems kann beispielsweise ein technisches Gerät sein, das über eine Technik verfügt, Daten, die eingehen, physikalische Lautwellen beispielsweise, mithilfe bestimmter mechanischer Verfahren wie Membranen in elektrische Signale umzuwandeln. Um jemanden ansprechen zu können, braucht es einen Kanal über den dieser technisch erreicht werden kann. Damit die so versendeten Daten genutzt werden können, setzt das eine Empfangsstation voraus, die die empfangenen Daten erkennt und in ein Format übersetzt, das der so Angesprochene für seine Arbeit nutzen kann.

Solche Vorgänge lassen sich auch im organischen Bereich beobachten, wenn Organismen biochemische Daten wahrnehmen und aufgrund dessen darüber entscheiden, ob und wann eine Zellversorgung möglich ist. Das dahinterstehende Modell zeigt sich auch, wenn über gesellschaftliche Vorgänge gesprochen wird, die auf einem gegenseitigen Datenaustausch beruhen, der Regeln folgt, auf die sich gemeinsames Handeln stützt und untereinander vergleichbare Schlüsse aus der Bearbeitung der Daten erwarten lässt.

Wenn Daten zur kommunikativen Nutzung übergeben werden, müssen Sender und Empfänger abschätzen können, ob die Daten von der angesprochenen Funktionseinheit Empfänger überhaupt verarbeitet werden können und eine entsprechende Technik vorhanden ist, die das erlaubt, bzw. wenn eine solche verfügbar ist, ob die Verarbeitung im gewünschten Sinn wahrscheinlich ist. Die Funktionseinheit Empfänger könnte so konstruiert sein, dass sie unvollständige Daten autonom korrigiert. Wörter, die fragmentarisch übermittelt wurden, werden lexikalisch vervollständigt. Dabei kann es dazu kommen, dass Wörter falsch rekonstruiert werden und der Angesprochene zu Schlüssen veranlasst wird, die so nicht intendiert waren.

Erklärung

In der Kommunikationswissenschaft wird zwischen einer Nachricht und einer Information unterschieden. Daten werden als Nachricht wahrgenommen, wenn der Empfänger das Sendeereignis bestätigt. Ihm wurde etwas von einer Funktionseinheit Sender mitgeteilt. Diese Mitteilung, das Erkennen von Daten als eine Nachricht, muss sich im nächsten Schritt der Bearbeitung bewähren. Nur wenn die Funktionseinheit Empfänger über einen Verarbeitungskontext verfügt, der die Nachricht für sie lesbar macht, kann eine Information erschlossen werden.

Die Funktionseinheit Empfänger gleicht zum Beispiel die eingehenden Daten mit einem Wörterbuch einer Sprache ab und kann zwischen Wörtern und nicht Wörtern unterscheiden. Sie schließt aus der Nachricht auf lexikalische Informationen. Dabei kann sie feststellen, ob das Wort bekannt oder neu ist. In Abhängigkeit zu den vorhandenen Nachrichten, und den damit im Lexikon bereits enthaltenen Wörtern, ist dann feststellbar, welche Rolle die Nachricht im gewählten Konzept Wörterbuch spielt. Wenn sie bereits vorhanden ist, kann ihr ein Wert zugewiesen werden. Wird Neues erwartet, würde die Nachricht als gering bzw. mit dem Wert Null eingestuft. Denn sie bestätigt nur den Nachrichtenbestand in seinem bereits bestehenden Zustand. Erst wenn eine Nachricht die Funktionseinheit erweitert, wird die Information als höherwertig eingestuft ansonsten ist sie eine Bestätigung.

NachrichtNachricht und InformationInformationWer jemanden nach dem Weg fragt und Auskunft bekommt, erhält vom Angesprochenen Daten, die er als Nachricht wahrnehmen kann. Diese lässt sich im Hinblick auf ihren Informationswert aber erst abschätzen, wenn er als Angesprochener ihr einen Kontext zugeordnet hat, der eine Bewertung erlaubt. Der Kontext ist eine Wegauskunft. Enthält die Nachricht nichts, was für den Fragenden neu im Hinblick auf den Weg ist, bleibt sie wertlos. Die Nachricht ist für ihn dann keine Information.

Wenn etwas als Daten wahrgenommen wird, kann derjenige, der sie wahrnimmt, einen Sender unterstellen. Ob das immer der Fall ist, kann offen bleiben. Denn eine Funktionseinheit kann auch Nachrichten aus ihrer Umwelt aufnehmen, die nicht von einem Sender stammen, zum Beispiel, wenn jemand in seiner Umwelt etwas ihm bisher Unbekanntes entdeckt und damit sein bestehendes Wissen und seine Erfahrungen erweitert. Auf einer Wanderung sieht er eine Pflanze, die in dieser Umgebung eigentlich nicht vorkommt. Das Gesehene ist in diesem Fall eine Nachricht, die für ihn zu einer Information wird. Es wird zu einer Information, weil der Betrachter einen Kontext zur Verfügung hat, in dem er es als etwas Neues einordnen kann. Es gibt aber keinen Sender. Das Ereignis ist nicht kommunikativ begründet. Es handelt sich um einen kognitiven Vorgang.Kognition

Erklärung

Nicht alles, was als Daten in der Umwelt zur Verfügung steht, lässt sich unter Akteuren kommunikativ motivierend nutzen. Die Funktionseinheit Sender muss bei der Auswahl seiner Daten abschätzen können, ob die Funktionseinheit Hörer die Daten erkennt, welche als Träger für eine Information aus der Sicht des Senders genutzt werden sollen. Das erfolgreiche Senden einer Nachricht setzt also Erfahrungen im Umgang mit Daten und den potentiellen Adressaten voraus.

VerbreitungsmediumZu Beginn steht die Auswahl dessen, was inhaltlich gesendet werden soll. Das Ausgewählte muss mindestens einem Datentyp anvertraut werden, der sich so verbreiten lässt, dass er den Anderen erreicht. Ein Gedanke, der weitergegeben werden soll, muss in der Regel sprachlich erfasst werden. Das Gedankenkonstrukt wird dann lexikalisch und grammatisch ausformuliert. So entstehen transferierbare sprachliche Daten. Wenn die Funktionseinheit Empfänger mit der entsprechenden Sprachkenntnis ausgestattet ist, hat er eine Chance, aus dem so Vermittelten Informationen zu erschließen.

Sprache ist ein zentrales Verbreitungsmedium.VerbreitungsmediumSprache Es gibt Lauteinheiten, die so strukturiert sind, dass sie in ihrer Funktion von denen, die sie hören, erkannt werden. Aus der Menge von Geräusch-Daten werden die sprachlichen herausgehört. Ähnlich verhält es sich, wenn Papierblätter vorliegen, auf denen Linien und Punkte zu sehen sind. Werden sie als Schrift erkannt, lassen sich im europäischen Umfeld Buchstaben von Daten unterscheiden, die durch Verunreinigungen des Papiers entstanden sind. Ein Verbreitungsmedium funktioniert, wenn es Daten von einem Ort an einen anderen transferieren kann und wenn die Funktionseinheit Sender und Empfänger über Kontexte verfügen, die darin eine Nachricht erkennen, die sie zu den gleichen Informationen führen.

Eine NachrichtNachricht kommunikativ zu bearbeiten, bedeutet bei der beschriebenen Sichtweise, die Daten zu identifizieren, die für das Erschließen einer Information relevant sind. Relevanz bedeutet für die Funktionseinheiten Sender und Empfänger, über Kontexte zu verfügen, die das Wahrgenommene den Akteuren zu deuten erlauben. Das setzt Technik voraus, die das leistet, wenn der Akteur eine Maschine ist, oder es bedarf Wissen und Erfahrung, die menschliche Akteure in ihrer kommunikativen Umwelt erworben haben.

Erklärung

Kommunikation lässt sich als ein Übermittlungsereignis beschreiben. Zwischen den Funktionseinheiten Sender und Empfänger werden Daten über lokale Distanzen hinweg ausgetauscht. Das setzt voraus, dass die Daten vom Empfänger erkannt werden. Sender und Empfänger müssen sich unterstellen können, dass sie über Kontexte verfügen, die die Daten für sie im Sinne einer Information interpretierbar machen.

Daten und die Welt der Zeichen: Index, Ikon, SymbolZeichen

Die Intensität unseres kommunikativen Handelns sowie die Sicherheit im gemeinsamen Handeln stehen im Zusammenhang mit der Entdeckung, dass Zeichensysteme es dem Menschen erlauben, Wissens- und Erfahrungsbestände nicht nur kognitiv zu verarbeiten, sondern auch kommunikativ zu verbreiten. Die TierforschungKommunikationTiere belegte in den vergangenen Jahren, dass Tiere durchaus über elaborierte kognitive Modelle verfügen, die ihnen eine informative Orientierung in der Welt ermöglichen. Dieser Umstand ist aber nur bedingt aufzuklären, weil eine Kommunikation darüber mit ihnen nicht möglich ist.

TierkommunikationInteressant ist ein Bericht über den Papagei Alex. Pepperberg (2009) berichtet darüber, dass dem Tier die Bedeutung von einzelnen Wörtern vermittelt werden konnte. Es war imstande, Resultate einfacher Rechenoperationen als richtig oder falsch zu kommentieren, wenn ihm Ergebniszahlen zu bestimmten Aufgaben vorgelegt wurden. Dabei wurde offenkundig, dass es über so etwas wie einen Zahlen- bzw. Mengenbegriff verfügt. Bisher beherrschte es aber kein bedeutungsgebundenes Zeichensystem, so dass die Rechenfähigkeit verborgen geblieben war. Dinge in der Welt sind sprachunabhängig erkennbar und erlauben es dem Individuum, eigenständige Vorstellungen über die Welt auszubilden. Ob sie kommunizierbar sind, ist damit aber noch keineswegs geklärt.

Die Forschung zum Papagei erregte Aufmerksamkeit, weil bisher nur von Primaten bekannt war, dass diese trainiert werden können Zeichen zu benutzen, die wir im Umgang mit ihnen dann als kommunikationstaugliche Daten nutzen. Sie werden z.B. trainiert bunte Plättchen mit Klassen von Nahrungsmitteln zu assoziieren, sodass sie diese mittels Plättchen identifizieren können. Auch einfache Handlungen werden markiert und sind dann mit den Objekten verbindbar, so dass syntaktische Effekte entstehen, die als einfache Sätze lesbar sind. Die Tiere lernen mit einem bestimmten Datentyp, bunte Plättchen, umzugehen. Die jeweilig genutzten Artefakte werden mit Klassen von Objekten und Handlungen aus der Umwelt der Tiere fest assoziiert. Diese Fähigkeit ist kommunikativ nutzbar, weil zwischen Tier und Mensch ein Kontext besteht, der aus den Artefaktdaten eine Nachricht erzeugt, die gegenseitig als Hinweis auf Objekte und Handlungen lesbar und zu Informationen für die Beteiligten werden. Diese künstlich erzeugten Daten übernehmen dann die Funktion von dem, was als Zeichen wahrgenommen wird.

Erklärung

Kognition und Kommunikation sind unterschiedliche Aktivitäten und zugleich bedingen sie sich, weil etwas Erkanntes bedeutsam wird, wenn es von anderen anerkannt wird. Das geschieht durch Kommunikation.

ZeichengebrauchZeichenFür den Menschen spielen Zeichen eine wichtige Rolle, wenn es um das Erkennen von Dingen in der Welt geht. Anders als im Tierreich nutzen wir intensiv Zeichen, um Erkenntnisse über uns und die Welt weiterzugeben. Nicht zufällig wird unsere Gesellschaft als Informationsgesellschaft bezeichnet. Dieser Begriff bringt die Besonderheit zum Ausdruck, dass wir unsere Welt in ganz hohem Maße aufgrund von Nachrichten wahrnehmen und sie uns auf diese Weise informationell zugänglich machen. Das ist nur möglich, weil es ein ausdifferenziertes und allgemein anerkanntes System von Zeichen gibt.

Eine eigene Forschungsdisziplin widmet sich daher der Frage, was Zeichen sind, wie ihre Funktionen erklärt werden können und welche Reichweite ihnen im Gebrauch zugewiesen werden kann. Der Begriff SemiotikSemiotik taucht erstmals in der antiken griechischen Medizin auf und wurde dort auf die Lehre von Kennzeichen bezogen. Damit waren die Symptome gemeint, die bei einzelnen Krankheiten auftreten.

Das heutige Verständnis, bei dem Zeichen und Denken in Zusammenhang gebracht werden, ist erstmals bei John Locke 1690 (1976, 443)Locke, John nachzuweisen. Er dachte darüber nach, wie wir aufgrund von Zeichen Dinge in der Welt sehen, ordnen und Wissen darüber ausbilden. In die Diskussion der Sprachwissenschaft wurde der Terminus SemiotikSemiotik erstmals durch Saussure (1931) Saussure, Ferdinand de eingebracht und fand dort sogleich große Beachtung. Charles Sanders PeircePeirce, Charles Sanders gilt als einer der wichtigen Mitbegründer der modernen ZeichentheorieZeichenTheorie. Seine Konzepte von Zeichen gehen davon aus, dass unser Denken immer in Zeichen erfolgen muss. Den Grund dafür sieht PeircePeirce, Charles Sanders in dem Umstand, dass ein Gedanke stets auf andere Gedanken verweist und dass dies objektbezogen erfolgen muss. Peirce selbst kommentiert den Vorgang so:

 

John Locke (1632–1704)

Englischer Philosoph und Vordenker der Aufklärung, Schwerpunkte: Hauptvertreter des britischen Empirismus, Vertragstheoretiker im frühen Zeitalter der Aufklärung


Ferdinand de Saussure (1857–1913)

Schweizer Sprachwissenschaftler, Professor für Geschichte und indo-europäischen Sprachvergleich, Schwerpunkte: Strukturen der Sprache und Semiotik


Charles Sanders Peirce (1839–1914)

Amerikanischer Mathematiker und Philosoph, Schwerpunkte: Logik, Semiotik, Sprachwissenschaft, Philosophie und Ökonomie

„Ein Zeichen, oder Repräsentamen, ist etwas, das für jeden in einer gewissen Hinsicht oder Fähigkeit für etwas steht. Es richtet sich an jemanden, d.h. es erzeugt im Bewusstsein jener Person ein äquivalentes oder vielleicht ein weiterentwickeltes Zeichen. Das Zeichen, welches es erzeugt, nenne ich den Interpretanten des ersten Zeichens. Das Zeichen steht für etwas, sein Objekt. Es steht für das Objekt nicht in jeder Hinsicht, sondern in Bezug auf eine Art von Idee, die ich manchmal den Grund des Repräsentamen genannt habe.“ (Peirce CP 2, 228)

In der Zeichendefinition von Peirce ist ein Zeichen zuerst einmal ein beliebiges Etwas; das bedeutet, alle Daten können zeichentauglich sein und alles kann zum Zeichen gemacht werden. Im Spiel von Kindern lässt sich das leicht beobachten, wenn sie z.B. mit einer Streichholzschachtel den Flug ins Weltall bewältigen und im Anschluss daran dieselbe Schachtel als das Auto des Vaters in eine Parklücke manövrieren.

ZeichenZeichen so zu sehen bedeutet sie funktional zu verstehen. Peirces Theorie basiert auf einem solchen Konzept. Das Zeichen (= Repräsentamen)XE "Repräsentamen steht in einem Verhältnis zu dem Etwas, das ein Objekt oder die Idee davon (= Interpretant)Interpretant ist. Formal können wir sagen: Wenn x ein Datum ist und als Zeichen benutzt werden soll, dann ist das möglich, wenn ich als Zeichenbenutzer dieses x im Hinblick auf eine Ordnung deute. Diese muss anderen bekannt sein, so dass ein Objekt gemeinsam identifiziert werden kann.

BeispielWir machen eine Wanderung und entdecken eine Einkerbung in einem Felsgestein. Was diese Einkerbung bedeutet, hängt nun davon ab, ob wir einen Kontext finden, der eine Deutung zu begründen erlaubt. Die Einkerbung kann durch die Verwitterung des Steins erfolgt sein. Sie kann aber auch ein künstliches Produkt sein, weil ihre Form in der Natur so nicht zu erwarten ist. Wenn Letzteres angenommen wird, können Vermutungen darüber angestellt werden, was diese Einkerbung bedeutet. Die Frage lautet dann, auf welche Ordnung sie verweist. Die Einkerbung kann auf eine Ordnung hinweisen, in der bestimmte Formen der Einkerbung eine Wegführung anzeigen; es handelt sich dann um ein Wegzeichen. Möglich ist ebenfalls, dass die Einkerbung zur Ordnung der Runen (Schriftzeichen der Germanen) gehört. Innerhalb einer solchen Ordnung wäre dann zu klären, was das Runenzeichen an dieser Stelle ausdrücken sollte. Denkbar ist aber auch, dass ein Liebespaar die Namen der Partner mit einem Zeichen verewigt hat.


ZeichenmodelleTriadisches Zeichen, Quelle: Nöth (2000, S. 140)

PeirceNach Peirce (CP 2, 308) entstehen Zeichen nur im Bewusstsein eines Interpreten, der die Relationen zwischen drei Einheiten herstellt, ein triadisches Zeichen-Modell. Das Repräsentamen ist das konkrete Zeichen und „Vehikel zum Ziel“. RepräsentamenEs stellt ein Hilfsmittel dar, um an etwas heranzukommen. Der Terminus Repräsentamen bezeichnet einerseits das Zeichen in Relation zum Interpretanten, andererseits wird der Ausdruck regelmäßig verwendet, wenn es um das Zeichen als Zeichenkörper geht, welches auch „Datum“ genannt wird. Für das funktionale Verständnis ist die Beziehung des Zeichens zum Interpretanten grundlegend. Dabei hebt Peirce mehrfach hervor, dass nichts als Zeichen fungieren kann, was nicht als ein solches erkannt wird. Dieser Vorgang des Erkennens erzeugt eine Ambivalenz, denn Interpretant und Zeichenbedeutung geraten in ein Verhältnis der gegenseitigen Abhängigkeit. Das hängt mit Peirces Vorstellung zusammen, das Zeichen selbst löse Effekte bei dem aus, der das Zeichen nutzt.

Wer ein wissenschaftliches Buch liest, erlebt immer wieder, wie sich für ihn im Verlauf des Lesens Wörter in ihrer Begrifflichkeit verändern. Der Leser passt dann sein Verständnis immer wieder neu dem erreichten Erkenntnisstand an. Eine Konsequenz daraus ist: Es gibt kein ZeichenZeichenGebrauch an sich. Es gibt ein Zeichen nur, wenn es einer bestimmten Ordnung bzw. einem dazu passenden Kontext zugeschrieben werden kann. Ein Datum kann nur als Zeichen benutzt werden, wenn den Benutzern eine Ordnung zur Verfügung steht, welche das Datum als zu einer Sorte von Daten zugehörig identifizierbar macht. Es bedarf eines bestimmten Nutzungskontexts. Wir müssen also zuerst den Nutzungskontext suchen, in den wir die Zeichen einordnen können.

Linien auf einer Fläche werden als Buchstaben identifizierbar, wenn sie im Kontext von Sprache beobachtet werden. Wenn ich ein „x“ als Datum sehe und es zum Buchstaben erkläre, verfüge ich über die Ordnung von Buchstaben und kann dem „x“ die Bedeutung von „x“ zuschreiben, d.h. ich sehe in ihm den drittletzten Buchstaben des lateinischen Alphabets. „x“ kann aber auch das Kreuz auf dem Lottoschein sein; dann ist es ein Markierungssignal, die entsprechende Zahl gilt für das Spiel als gesetzt. Somit wird immer erst das zum Zeichen, was vom Rezipienten dazu gemacht wird bzw. gemacht werden kann. In kommunikativen Zusammenhängen muss gesichert sein, dass es wenigstens ein zweites Individuum gibt, das diesen Zusammenhang herstellen kann. Damit besitzt der Zeichenbegriff eine nutzerunabhängige Wertigkeit.

Die kommunikative Tauglichkeit hängt davon ab, ob die Nutzer sicher sein können, dass die Zeichen auf dem Hintergrund sehr ähnlicher Kontexte gelesen werden. Nur wenn das der Fall ist, können sie kommunizieren ohne die Kommunikation selbst in Frage stellen zu müssen. Im Alltag wird dieser Zusammenhang oft vernachlässigt, weil der Zeichengebrauch nicht reflektiert, sondern automatisch vollzogen und als selbstverständlich betrachtet wird.

Typen von InterpretantenPeircePeirce beschreibt drei Typen von Interpretanten.ZeichenTypen Es gibt den unmittelbaren Interpretanten, bei dem das Zeichen unvermittelt emotional auf sein Bewusstsein einwirkt. Als typisch für eine solche Wahrnehmung und Wahrnehmungsverarbeitung zitiert Peirce das Hören von Musik. Davon unterscheidet er die energetische Verarbeitung. In diesem Fall verarbeitet der Interpretant das Zeichen durch Handeln und kognitive Arbeitsleistungen. Diese Funktionsweise wirkt in das interaktive Verstehen der Zeichen unmittelbar hinein. Er besucht ein Theater, geht in Ausstellungen oder macht Sport. Die dritte Form findet sich in der logischen, normalen bzw. finalen Verarbeitung. Das Repräsentamen wird hier aufgrund bestimmter Denkgewohnheiten verarbeitet, die bei einzelnen Interpretanten bestehen. Es kann zu Veränderungen der Denkgewohnheiten kommen, wenn sich im Objektbereich entsprechende Modifikationen vollziehen.

Typen von RepräsentantenIndicesGrundsätzlich werden drei verschiedene Typen von Repräsentamen unterschieden. Es gibt Indices, sie werden auch als Indikatoren bezeichnet, die einen konkreten Bezug zu einem singulären Objekt organisieren. Der Index bzw. Indikator verweist darauf, ohne dabei einen Effekt, z.B. die Ähnlichkeit des Zeichens zum Objekt, zuhilfe zu nehmen. Der Hinweis erfolgt unvermittelt. Wenn wir Rauch sehen, vermuten wir, dass es ein Feuer gibt, und so verweist der Rauch indirekt auf das Feuer. Eine Geste mithilfe des ausgestreckten Fingers wird als Zeigen auf etwas verstanden. Wir können dem Finger in die angezeigte Richtung bis hin zu einem Objekt folgen und sehen in der Menge möglicher Bezugsobjekte das, worauf der Finger zeigt.

Von den Indikatoren unterscheidet PeircePeirce solche Bezugnahmen, in denen das Zeichen eine Ähnlichkeit simuliert. Er spricht dann von Ikonen.Ikon Typisch dafür sind Bilder. Wir erkennen im Abgebildeten aufgrund seiner Gestalt etwas, was wir durch unser Wissen über die Welt als Objekt identifizieren können. Auf diesen Zeichentyp wird gerne zurückgegriffen, wenn sprachunabhängig Informationen gegeben werden sollen. Bei den olympischen Spielen 1972 in München wurden solche Ikonen entwickelt, welche Hinweise auf die verschiedenen Sportarten boten sowie zur Orientierung an öffentlichen Plätzen genutzt wurden. Ganz selbstverständlich ist dort das Bildzeichen für den Fluchtweg geworden.